Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
komponiert, herrliche Gemälde gemalt und würdige Grabmäler erschaffen. Der Krieg um Troja begann mit der Sehnsucht zwischen Paris und Helena, und die Schlacht um Alexandria endete mit der unsterblichen Liebe zwischen Marcus Antonius und Kleopatra. Dantes Liebe, l’amor che move il sole e l’altre stelle, bewegte die Sonne und die anderen Sterne. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand, hatte Paulus gesagt. Und sie hört niemals auf.
Cesares Liebe zu mir war unsterblich. Aber das verstand ich erst, als es zu spät war …
An einem wunderschönen Sommertag Anfang Juni ritten Guido und ich von Fossombrone ein paar Meilen den Metauro entlang zum Meer, wo wir stundenlang am Strand spazieren gingen und später ein vorbereitetes Mahl einnahmen. Während der Abenddämmerung liebten wir uns im warmen Sand, und die Wellen der Flut umspülten unsere Beine.
Als wir später eng ineinander verschlungen an einem Feuer am Strand lagen und den Sternenhimmel über uns betrachteten, sprach Guido von meinem Sohn als dem Duchino, dem kleinen Herzog, seinem Erben: »Ich will, dass er Federico heißt, wie mein Vater«, erklärte er mir.
»Und ich will, dass er Lorenzo heißt«, konterte ich mit einem Lächeln und küsste ihm die Zustimmung von den Lippen.
»Also gut: Federico Lorenzo da Montefeltro, Herzog von Urbino«, seufzte er. »Der Name des größten Condottiere und der des weisesten Herrschers Italiens vereint! Welch ein schicksalhafter Name für einen Herzog!«
»Du irrst!«, nahm ich ihm den Wind aus den Segeln. »Mein Sohn heißt Federico Lorenzo de’ Medici, mein Liebster.«
Lachend legte er seine Arme um mich und zog mich an sich. Ich schmiegte den Kopf an seine Schulter. Er zog etwas aus dem Ärmel seiner Jacke und überreichte es mir.
»Was ist das?«, fragte ich verblüfft und drehte ein gerolltes und gesiegeltes Stück Pergament in meiner Hand, ohne es zu öffnen.
»Mit diesem Dokument nehme ich dich formell in meine Familie auf und verleihe dir meinen Namen. Du darfst dich fortan Caterina da Montefeltro nennen. Ich meine: falls du das willst. Wenn du diesen Namen annimmst, werde ich das morgen an jeder Straßenecke in Urbino verkünden lassen.«
»O Guido, ich weiß nicht, was ich sagen soll …«, begann ich bewegt. Caterina da Montefeltro? Guido bekannte sich nicht nur durch einen Ring und einen mitternächtlichen Schwur seiner unsterblichen Liebe zu mir – er wollte ganz Italien unmissverständlich zeigen, dass wir zusammengehörten!
Ein Traum war in Erfüllung gegangen … Ich hatte mit meinem Selbstmordversuch die Mortificatio an mir selbst vollbracht, hatte das Aurum getrunken, das alles geheilt hatte, was die Cantarella elf Jahre zuvor in Florenz zerstört hatte. Ich hatte mit Guido die Con-iunctio vollzogen und war schwanger. Er wollte den Rest meines Lebens mit mir verbringen. Und nun schenkte er mir auch noch seinen Namen.
»Als eine Montefeltro wird man dich dem Protokoll entsprechend mit Exzellenz anreden«, erklärte mir Guido. »Und während der Abwesenheit der Herzogin, die sich ja immer noch in Mantua aufhält, kommandierst du die Truppen und übernimmst den Oberbefehl über die Verteidigung von Urbino, falls ich gefangen genommen oder getötet werde. Francesco ist noch zu jung für diese Verantwortung. Ich lege mein Reich in deine Hände.«
»Ich bin nicht sicher, ob das eine weise Entscheidung ist, Guido«, sagte ich ernst.
»Ich habe keine Angst, dass du mich stürzen könntest, um Piero auf den Thron von Urbino zu bringen«, grinste er.
»Piero?«, lachte ich. »Da würde ich doch lieber selbst regieren. Nein, Guido: Du willst mich gegen Cesare in die Schlacht schicken.« Als er nicht antwortete, fuhr ich fort: »Cesare hat seinen Feldzug begonnen. Die Romagna hat er längst erfolgreich erobert und aus einer Hand voll verfeindeter Fürstentümer ein Herzogtum gemacht. Ferrara ist seit Lucrezias Heirat mit Alfonso d’Este unter dem Einfluss der Borgia. Nur Bologna, Camerino, Senigallia und Urbino sind noch nicht unterworfen.
Cesare kommandiert als Bannerträger der Kirche das größte Heer, das Italien je gesehen hat, mit der schlagkräftigsten Artillerie und den bestbezahlten Söldnern, die hinter ihm stehen wie ein Mann. Und im Augenblick ist er auf dem Weg über die Via Flaminia von Spoleto nach Foligno. Ich muss kein Condottiere sein, um mir denken zu können, was er vorhat.«
Guido starrte schweigend ins Feuer, als überlegte er, was er mir
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