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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nehmen wollte, bevor es nicht absolut notwendig war, vergaß ich den Zwischenfall wieder.
    Abgesehen von einem unbändigen Heißhunger ging es mir gut. Ich hatte seit meiner Ankunft in Urbino Anfang Februar zugenommen, sodass mir einige der Kleider, die Guido mir hatte anfertigen lassen, zu eng wurden, aber das kümmerte mich wenig. Ich trug ohnehin fast ständig Hemd und Hosen, da ich oft mit Guido ausritt und wir sogar hin und wieder im Hof gegeneinander fochten, sodass ich hoffte, das Gewicht bald wieder zu verlieren.
    »Mir gefällst du so, Caterina! Dein Gesicht ist weicher, deine Augen funkeln vor Lebenslust. Dein Körper ist weiblicher, sinnlicher«, gestand mir Guido eines Abends im Bett, »und unwiderstehlich erotisch!« – was er mir Nacht für Nacht sehr leidenschaftlich bewies.
    Ende Mai kamen die seltsamen Symptome wieder: Schwindel, Schmerzen im Unterleib, Übelkeit, Erbrechen. Sind das die Nebenwirkungen des Aurum potabile?, fragte ich mich verwirrt. Lorenzo hatte nie darunter gelitten. War es nun so weit? Sollte ich die nächste Phiole leeren? Nein, damit wollte ich so lange wie möglich warten.
    Beunruhigt rief ich nach dem Medicus, der mich noch gründlicher untersuchte als Nicolaus in Rom. Offensichtlich wollte Antonio ganz sicher sein, bevor er mir das Ergebnis seiner Untersuchung mitteilte. Das, wie ich insgeheim befürchtete, wieder einmal erschreckend eindeutig sein dürfte.
    »Wann war Euer letzter Mondzyklus?«, fragte er, als er seine Untersuchungen abgeschlossen hatte.
    »Vor fast elf Jahren. Allerdings hatte ich vor einigen Wochen leichte Blutungen und Krämpfe. Ich habe die Symptome für die Nebenwirkungen des Opiums gehalten …«
    Erst sah er mich ratlos an, murmelte ein unverständliches »Elf Jahre – unglaublich!«, doch dann lächelte er. War das ein vom Medicus verordnetes Lächeln, um eine Sterbende zu trösten? Oder einfach nur Mitleid?
    »Nun spannt mich nicht auf die Folter, Antonio! Wie lange noch?«, fragte ich ungeduldig.
    »Ich würde sagen …« Er begann im Kopf zu rechnen und nahm seine Finger dabei zu Hilfe. »… es sind noch sechs Monate bis zur Geburt.«
    Ich glaubte mich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Ihr seid im dritten Monat schwanger!«, klärte er mich mit einem strahlenden Lächeln auf.

    Guido und ich waren wie von Sinnen vor Glück. Im Rausch unseres ungläubigen Staunens über dieses Wunder und unserer unbeschreiblichen Freude genossen wir eine sorgenfreie Woche in seiner Villa in Fossombrone, fernab vom Hofzeremoniell und seinen Pflichten als Herzog.
    Tausend Gedanken stürmten auf mich ein, Sehnsüchte, Wünsche, Ängste und Hoffnungen wirbelten durcheinander, die ich erst einmal in Ruhe ordnen musste. Die verträumte Stille von Fossombrone tat mir gut, und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, während wir Hand in Hand am Metauro spazieren gingen, über diese schönste aller Lebensaufgaben sprachen und großartige Pläne schmiedeten, nachdem wir uns im dichten Uferschilf geliebt hatten. So viel Liebe! So viel Freude!
    Als ich begriff, dass ich schwanger war, dass ich nach all den Jahren des Wartens, des Sehnens, des Hoffens endlich mein Ziel erreicht hatte, erblühte ich wie eine Rose – das waren Guidos Worte, nicht meine. Aber es stimmte. Ich fühlte das neue Leben, körperlich wie geistig, genoss das Gefühl schwanger zu sein und die berauschende Freude der Fruchtbarkeit.
    Guido kümmerte sich liebevoll um mich, war ständig um mich, besorgt und zärtlich. Er staunte, wie sehr mich die Schwangerschaft veränderte. »Ist La Tigressa gezähmt?«, neckte er mich manchmal, wenn wir im Bett lagen und er mich im Arm hielt, woraufhin ich ihn lachend anfauchte wie eine wilde Tigerin, ihm spielerisch das Gesicht zerkratzte, ein wenig an ihm zu knabbern begann und zwischen den Kissen mit ihm rang, bis er erschöpft, aber lächelnd aufgab. Er ließ mich immer gewinnen. Er wusste, warum …
    Ich war froh, dass wir für ein paar Tage nach Fossombrone geritten waren. Ich hätte meinen euphorischen Zustand nicht hinter einem geheimnisvollen Lächeln verbergen können, wenn wir im Palazzo von Urbino geblieben wären. Guido hatte sich entschlossen, meine Schwangerschaft geheim zu halten und nur Elisabetta und Francesco davon in Kenntnis zu setzen. Bis Dezember waren es noch sechs endlose Monate. Und es waren nur noch zweiundzwanzig Phiolen Aurum übrig …

    Liebe und Sehnsucht haben Kriege ausgelöst und Frieden ermöglicht, haben Sonette gedichtet, Madrigale

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