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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vollenden«, stöhnte er unter Schmerzen. Er wand sich in den Kissen, bis die Krämpfe vorüber waren. »Du bist der einzige Mensch, dem ich in meinem Leben vertraut habe, Caterina. Nicht einmal auf Lucrezia oder meinen Vater habe
ich mich jemals so verlassen wie auf dich. Wir sind uns so ähnlich«, keuchte er verbittert. Das Sprechen fiel ihm schwer, und immer wieder rang er nach Atem. »Wie konntest du mir das antun?«
    »Was habe ich dir angetan, Cesare?«, fuhr ich ihn zornig an. » Du hast mir die Phiole weggenommen, um das Elixier selbst zu trinken. Damit hast du mich zum Tode verurteilt.«
    »Unsinn!«, schrie er mich an. »Du hast versucht, meinen Vater und mich zu vergiften! Zuerst habe ich meine Ohnmacht, mein Fieber und die Schmerzen für die Symptome der Cantarella gehalten und vermutet, ich sollte an jenem Abend vor aller Augen mit Wein oder Konfekt vergiftet werden. Ich kann mich noch gut an die Tage und Nächte in Mailand erinnern, als ich sterbenskrank im Bett lag und du mich gepflegt hast. Aber es war nicht die Cantarella, die mich in die Knie zwang, denn sonst wären mein Vater und ich längst unter Qualen gestorben.«
    Nein, Cesare litt tatsächlich nicht an den Symptomen der Cantarella! Hatte er gar nicht von dem vergifteten Konfekt gegessen? Gianni hatte berichtet, dass Cesare und Rodrigo sich bereits vor Mitternacht zurückgezogen hatten. Und ich ahnte auch, warum! Sie waren begierig darauf, das Elixier zu trinken, denn Cesare wollte am nächsten Morgen nach Norden aufbrechen, um mit Louis zu sprechen, der ihm ein Ultimatum gestellt hatte. Nur wegen der Feier seines Vaters hatte er seine Abreise verschoben.
    »Du hast versucht, meinen Vater und mich mit dieser Tinktur zu vergiften, die wir für das Elixirium vitae hielten!«, warf er mir vor, während ihn ein neuer Anfall heimsuchte.
    »Das ist nicht wahr!«, schrie ich ihn an. »Ich habe deinen Vater angefleht, mir die Phiole zurückzugeben, weil ich sonst sterben werde. Ich wollte das Lebenselixier selbst trinken! Aber er hat sich geweigert. Frag ihn selbst!«
    »Das kann ich nicht. Er ist seit gestern bewusstlos. Er stirbt.«
    »O mein Gott«, stöhnte ich.
    »Du hast aus dem Aurum potabile ein Gift hergestellt, um zu verhindern, dass er dir das Elixirium vitae wegnimmt, sobald du es gefunden hast«, schleuderte Cesare mir entgegen. »Du wolltest uns kaltblütig ermorden, um es für dich allein zu haben!« Sein Gesicht war schweißüberströmt. Erschöpft schloss er die Augen, dann fuhr er fort: »Monatelang hast du mich getäuscht, hast mir die Rolle der qualvoll Sterbenden vorgespielt, hast sehr eindrucksvoll eine Phiole nach der anderen im Athanor verbrannt. Und ich Narr habe dir geglaubt! Deine Inszenierungen waren wirklich glaubwürdig!«
    Ich schüttelte den Kopf: »Das ist nicht wahr, Cesare! Das Elixier war nicht vergiftet. Bitte glaube mir …«
    »Nein, Caterina. Warum sollte ich dir auch nur ein Wort glauben?«
    »Das ist deine Version der Wahrheit. Wenn du glaubst, dich an mir für meinen Verrat rächen zu müssen, bevor du stirbst, dann tu es. Ich habe ohnehin nicht mehr lange zu leben, wenn ich das Elixier nicht finde. Du raubst mir also nur ein paar Tage voller Qualen. Wenn du mich hinrichten musst, dann tu es heute Nacht und erspare mir eine Gefangenschaft in einem finsteren Verlies der Engelsburg, deren tödliches Ende du sowieso nicht mehr erleben würdest.«
    Er schwieg überrascht. Hatte er eine tränenreiche, ängstliche Beteuerung meiner Unschuld erwartet, die es ihm erlaubt hätte, mich zu verachten, mich zu hassen, mich zu demütigen und am Ende in den Staub zu treten? Oder hatte er sich von mir ein trotziges Geständnis erhofft, das meine schnelle Hinrichtung rechtfertigen würde, ohne dass er allzu lange darüber nachdenken musste, was er noch für mich empfand nach all den Jahren unserer Freundschaft … unserer Liebe? Was immer er erwartet hatte: Damit hatte er nicht gerechnet!
    »Du glaubst mir kein Wort, nicht wahr? Du hältst mich für schuldig. Und du hast Recht, Cesare: Ich bin schuldig. Ich bekenne, mich geirrt zu haben, als ich dachte, ich hätte das Lebenselixier gefunden. Ich bekenne, deinen Vater nicht gewarnt zu haben, die Tinktur zu trinken – ich hätte ahnen müssen, dass sie nicht das Elixier war. Aber ich war zu überwältigt von meiner Freude und meinen Hoffnungen, dass ich nicht daran gedacht habe. Und ich bekenne, dass ich es ihm weggenommen hätte, wenn du mich nicht daran gehindert

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