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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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entgegen. Ich konnte ihm ansehen, wie sehr ihn mein Verhalten der letzten Monate verletzt hatte. Wie enttäuscht und verbittert musste er über mein monatelanges Schweigen und meine Affäre mit Cesare sein!
    »Guido, mit diesem Ring bekenne ich dir meine unsterbliche Liebe«, hatte ich in der Kathedrale von Urbino gesagt: »Ich werde dich lieben, in den Zeiten des Glücks und in den Zeiten des Leids. Ich werde bei dir sein, bis der Tod uns auseinander reißt.« Meinen Schwur hatte ich mit einem Kuss besiegelt. Wie lange war das her! Mehr als ein Jahr …
    Seinen Ring, das Symbol zweier Schicksale, die untrennbar miteinander verwoben waren, trug ich seit Monaten nicht mehr. Ich hatte ihn abgelegt, um Guido zu vergessen und um das Lebenselixier zu finden. Vergeblich! Keinen seiner Briefe hatte ich beantwortet. Und schließlich hatte ich mich damit abgefunden, dass ich Guido in der kurzen Zeit, die mir noch blieb, nicht mehr wiedersehen würde, und dass er mich hasste für das, was ich getan hatte.
    Vergessen hatte ich Guido nie, nicht einmal, wenn ich mit Cesare im Bett lag. Guido lag immer neben uns. Nacht für Nacht. Ich hatte ihn verlassen und hatte es doch nicht getan. Ich hatte mir so sehr gewünscht, er würde mit mir lachen und vergnügt herumtollen, er würde mich streicheln, mich küssen, mich lieben und mir zärtliche Worte ins Ohr flüstern, während er mich im Arm hielt, dass es mir fast das Herz zerrissen hatte.
    Und nun stand er unerwartet vor mir!
    O Guido, vergib mir!, dachte ich: Ich habe getan, was ich tun musste. Ich hatte doch keine Hoffnung mehr, dich wiederzusehen! Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt, dass ich mich mit Cesare eingelassen habe! Bitte, Guido, versuche mich zu verstehen! Verzeih mir …
    Ich stolperte auf ihn zu, aber er wandte sich abrupt ab. Im Schein der Kerzen sah ich die Tränen in seinen Augen.
    O Gott, warum tust Du mir das an?, dachte ich, während ich mit der Hand nach einem Halt tastete: Warum demütigst Du mich in dieser Nacht, indem Du mir das Lebenselixier im Augenblick meines Triumphes wegnimmst, indem Du mich durch den Verrat meines Freundes Rodrigo zum Tode verurteilst, indem Du meinen Geliebten Cesare zu meinem Feind machst und mir nun auch noch Guido wegnimmst, die Liebe meines Lebens, die Erinnerung an ekstatisches Glück und Freude und unglaublich viel Zärtlichkeit, meine Hoffnung auf eine Versöhnung mit ihm? Wozu, Gott, wozu nimmst Du mir alles, was ich noch hatte?
    Giuliano, der den Blickwechsel zwischen Guido und mir bemerkt hatte, eilte besorgt zu mir. »Caterina, was ist geschehen?«
    »Ich musste fliehen. Cesare ist auf mich losgegangen. Ich werde verfolgt. Er lässt mich in der ganzen Stadt suchen«, erklärte ich noch immer atemlos. Mehr konnte und wollte ich ihnen nicht sagen. Dankbar nahm ich Giulianos Arm, als er mich zu einem Sessel führte.
    Guido hatte sich in den Schatten einer Fensternische zurückgezogen und beobachtete mich stumm. Er hielt die rechte Hand so vor dem Mund, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Sein Ring funkelte im Kerzenschein. Weinte er?
    Giuliano sah mich entgeistert an. »Warum will er dich töten?«
    »Weil ich für ihn gefährlich bin. Wenn ich es bis ins französische Feldlager schaffe und Louis von Cesares Verhandlungen mit den Spaniern erzähle, dann bedeutet das Cesares Untergang. Und damit den Sturz des Papstes.«
    Bleich sank Giuliano auf den Stuhl neben mir. »Mit den Spaniern verhandelt er? Um Gottes willen!«
    »Wir müssen handeln!«, drängte Gian Giordano, der von seinem Stuhl aufgesprungen war. »Heute Abend findet die Feier anlässlich Rodrigo Borgias Krönung vor elf Jahren statt. Lasst uns endlich zu Ende bringen, was wir begonnen haben …«
    Ich sah ihn erstaunt an. Dann dämmerte mir die Wahrheit: »Das Bankett bei Adriano … die angeblichen Vergiftungen …«
    »Du weißt davon?«, fragte Giuliano verblüfft. Und als ich nickte, fuhr er fort: »Das Giftattentat auf die Borgia soll heute Abend während der Feierlichkeiten im Vatikan stattfinden. Das Bankett bei Adriano war nur das dramatische Vorspiel für den Sturz der Familie. Adriano hatte die harmlosen Vergiftungen während seiner Feier inszeniert, um den Mord an Papst Alexander als Akt der Selbstverteidigung erscheinen zu lassen. Seit Wochen hat er verkündet, dass die Borgia ihn vergiften wollten, um an sein Vermögen zu kommen. Es ist alles vorbereitet. Das vergiftete Konfekt ist bereits im Vatikan.«

    Giuliano blieb bei mir in dieser

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