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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Kommandant der Engelsburg war so besorgt über die Gerüchte aus dem Vatikan, dass er mich sofort empfing, als ich mich bei ihm melden ließ. Er erinnerte sich noch sehr gut an den großzügig gefüllten Beutel Golddukaten, den ich ihm bei meinem letzten Besuch gegeben hatte – für seine Loyalität. Und mein kostbarer Saphirring überzeugte ihn von meiner Entschlossenheit, in dieser Nacht trotz der geschlossenen Tore in den Vatikan zurückzukehren. Seine letzten Zweifel schwanden, als ich ihm meinen Schlüssel zu den beiden Türen des Passetto zeigte, den ich seit Monaten bei mir trug, um im Fall eines französischen Angriffs in die Engelsburg fliehen zu können. Dass ich in dieser Nacht den geheimen Gang in der anderen Richtung benutzen würde, hatte ich nicht ahnen können!
    Der Kommandant führte mich zum Passetto, öffnete die Tür und verschloss sie hinter mir wieder. Dann tastete ich mich durch die Finsternis des endlosen Korridors, bis ich nach einer Viertelstunde das verschlossene Tor auf der anderen Seite erreichte. Die Tür war von innen nicht verriegelt, und so betrat ich den dunklen Raum dahinter, der trotz der Alarmbereitschaft unbewacht war. Wie ein Schatten huschte ich die Gänge entlang und die Treppen hinauf, bis ich die Tür zu meinem Laboratorium erreichte. Ich lauschte. Alles war ruhig. Niemand hatte mich bemerkt. Dachte ich.
    Behutsam öffnete ich die schwere Tür, versuchte das leise Quietschen der gusseisernen Türangeln zu vermeiden und betrat den dunklen Raum. Ich schlich hinüber zum Arbeitstisch, wo die mit Sand gefüllte Holzkassette mit den fünf Phiolen Aurum potabile stand, die noch übrig waren. Erleichtert seufzte ich auf.
    Ich öffnete die Kiste, holte die erste Phiole hervor, zog den Korken heraus und trank sie in nur drei Schlucken leer. Dann griff ich zum nächsten Fläschchen, entkorkte es und leerte es ebenso gierig. Einen Augenblick musste ich mich am Tisch festhalten, denn die Wirkung setzte sofort ein – wie damals in Urbino, als ich versucht hatte, mich mit ha-Our selbst zu vergiften.
    Mit einer dritten Phiole in der Hand kniete ich mich vor den erloschenen Athanor, um ihn erneut zu entzünden und noch in dieser Nacht die letzte Transmutation zu wiederholen. Trotz der Gefahr der Entdeckung war das stundenlange Tingieren weniger gefährlich, als in dieser Nacht Rodrigos und Cesares Wohnungen zu durchsuchen, um festzustellen, ob sie das Elixier getrunken hatten oder nicht. Als das Feuer brannte, klemmte ich die Phiole in die Halterung oberhalb des Athanor.
    In diesem Augenblick flog die Tür des Laboratoriums auf, und zehn Bewaffnete stürmten herein. Sie hatten ihre Schwerter gezogen.
    »Auf Befehl Seiner Exzellenz nehme ich Euch fest!«, klärte mich der Offizier auf und nahm mir meinen Dolch ab. »Ihr seid angeklagt, einen Mordanschlag auf Seine Heiligkeit und Seine Exzellenz, Herzog Cesare, verübt zu haben.«
    Ich war viel zu benommen von den Nebenwirkungen des ha-Our, um mich gegen die Gefangennahme zu wehren. Gegen zehn Bewaffnete hatte ich ohne eine Waffe ohnehin keine Chance, und für eine erneute Flucht war ich viel zu schwach.
    »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte ich, als ich nicht wie erwartet zum Passetto geführt wurde, um ohne Aufsehen in einem Verlies der Engelsburg zu verschwinden, sondern zu Cesares Wohnung.
    »Seine Magnifizenz wünscht Euch zu sehen«, wurde ich aufgeklärt.
    Cesare hatte offensichtlich mit meiner Rückkehr ins Laboratorium gerechnet und mir eine Falle gestellt. In meiner Verzweiflung, das Elixier zu finden, um mein Leben zu retten, war ich hineingerannt! Aber wozu, zum Teufel, wollte er mitten in der Nacht mit mir sprechen? Ein Wink von ihm, und ich würde für immer in einem Verlies der Engelsburg verschwinden. Oder wie Juan als Leiche aus dem Tiber gefischt werden. Oder wie Alfonso hingerichtet werden … Was wollte Cesare von mir?
    Und eine noch erschreckendere Frage: Wieso lebte er eigentlich noch? Die großzügig bemessene Dosis Cantarella im vergifteten Konfekt hätte ihn und seinen Vater noch während der Nacht umbringen müssen …

    Cesare lag im Bett, als ich in sein Schlafzimmer geführt wurde. Er lehnte in den Kissen, schweißüberströmt, fiebrig, zittrig und so schwach, dass er kaum die Hand heben konnte, um die Bewaffneten ungeduldig aus dem Raum zu scheuchen. Er wollte allein mit mir reden.
    »Du bist zurückgekommen …«, ächzte er mit heiserer Stimme.
    »Ja, ich bin zurückgekommen«, sagte ich.
    »… um dein Werk zu

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