Die Karriere-Bibel

Das führt immer zu einer Zweiklassengesellschaft
     und mieser Stimmung. Die Leute arbeiten |215| dann nur noch gegeneinander, teilen weder Ideen noch Wissen, und die einzige Herausforderung ist dann, den Schaden zu begrenzen.
    Wer befördert wird, tut gut daran, die besten Leute in sein Boot zu holen. Vorher aber muss er seinen Job genau analysieren:
     Geht es darum, rasch etwas zu verändern, vor allem gegen Widerstände, dann sollten die Verbündeten Vertraute sein. Nur dann!
     In allen anderen Fällen ist es gescheiter, die Besten im bestehenden Team auszumachen und diese um sich zu scharen und zu
     belohnen. Das motiviert die Auswahl und spornt den Rest an. Vor allem vermeidet es Verdruss.

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    26. Juni
Kleine Welt – Vitamin B hilft. Aber nicht bei allem
    Jeder kann mit jedem anderen über höchstens sechs Ecken in Kontakt treten – behauptet der Sozialpsychologe Stanley Milgram.
     1967 untersuchte er die Funktionsweise sozialer Netzwerke. Sein Ziel war, herauszufinden, ob eine zufällig ausgewählte Person
     einen ihr völlig Unbekannten ausschließlich über soziale Netzwerke erreichen kann. Für den Versuch sollten Milgrams Probanden
     einer Zielperson einen Brief über einen gemeinsamen Bekannten weiterleiten. Falls das auf direktem Wege nicht möglich wäre,
     sollten sie den Brief jemandem geben, der dieser Person nähersteht als sie selbst. Dieser Bekannte und die folgenden sollten
     genauso vorgehen. Der erste Brief war bereits nach vier Tagen am Ziel. Binnen weniger Tage trudelten weitere Zuschriften ein,
     wobei im Schnitt nie mehr als sechs Stationen zwischen dem Absender und dem Empfänger lagen. Das Ergebnis wurde als
Kleine-Welt-Phänomen
bekannt.
    Wissenschaftlich ist Milgrams These kaum haltbar, denn nicht angekommene Briefe blieben unberücksichtigt. Zudem beschränkten
     sich seine Experimente auf Nordamerika. Ob jemand aus Vanuatu die Chance hat, dieselbe Frau binnen sechs Kontakten zu erreichen,
     darf bezweifelt werden. Trotzdem fasziniert die Vorstellung, dass – zumindest theoretisch – jeder Reisbauer in China mit Madonna
     über sechs Ecken verbunden ist. Und es ist ja auch viel Wahres dran: Netzwerke können Enormes leisten. Rund ein Drittel aller |216| europäischen Arbeitnehmer zwischen 16 und 29 Jahren finden ihre Jobs über Beziehungen. Das ergab eine wissenschaftlich haltbare
     Studie der EU-Kommission.
    Was gut ist für den Einstieg, kann später jedoch schaden. So wollten drei spanische Ökonomen wissen, wie sich das Vitamin
     B auf Karriere und Einkommen auswirkt. Dazu untersuchten sie knapp 2000 Fälle. Ergebnis: Die Profiteure privater Netze waren
     zwar durchschnittlich einen Monat kürzer arbeitslos als die ohne Beziehungen. Dennoch verdienten sie im Schnitt neun Prozent
     weniger. Der vermutete Grund: Bewerber mit Karrierehelfern schöpfen ihr Potenzial nicht aus und verzichten öfter auf die Suche
     nach einer besser bezahlten Stelle. Merke: Der schnelle Weg zum Job hat im Schnitt sechs Schritte. Erfolg braucht etwas mehr!

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    27. Juni
Schöner scheitern – Sichere Wege in die berufliche Katastrophe
    Eines Tages kommt ein armer Bauer namens Gordius auf einem Ochsenwagen nach Phrygien. Den Leuten dort hatte das Orakel vorhergesagt,
     dass ihr künftiger König auf einem Wagen komme. Zack, war Gordius den Karren los und phrygischer König. Zum Dank weihte er
     Zeus die Kiste und knüpfte zwischen Joch und Deichsel einen komplizierten Knoten. Es hieß, wer ihn lösen könne, werde einmal
     über Persien herrschen. Viele schlaue Leute scheiterten an dem Knäuel. Doch dann, es war gerade 333 Jahre vor Christus, kam
     Alexander der Große vorbei und haute den Knoten einfach mit dem Schwert durch. Alexander war uns in dem Punkt voraus: Die
     besten Lösungen sind erstaunlich einfach.
    Die Wahrheit ist aber auch: Schläue schützt nicht zwingend vor dem Scheitern. Je mehr sich einer müht und in sein Ziel verbeißt,
     desto weiter entfernt er sich oft davon. Bisher haben Sie gelernt, Karriereknoten von gordischen Ausmaßen durchzuhauen. Weil
     das aber nur die halbe Wahrheit ist, lesen Sie heute, wie man sich todsicher in solchen Schlingen verfummelt und beruflich
     geradewegs in die Katastrophe steuert:
     
    |217| Düpieren: Sobald Sie befördert worden sind, lassen Sie enttäuschte Mitbewerber links liegen. Alles potenzielle Cäsarenmörder! Strenge
     und Misstrauen sind erstklassige Mittel, um sich der Basis zu entrücken.
    Entmündigen: Wären die anderen