Die Karriere-Bibel
man sich gut dabei, wenn man den Montag zum Inkognitosonntag deklariert.«
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|213| 24. Juni
Rollentausch – Hinter jeder Beförderung lauern Fallen
Nach 90 Tagen ist entweder alles gelaufen oder alles läuft. Diese Frist gilt als Bewährungsprobe für Menschen in einem neuen
Job – besonders aber für jene, die zum ersten Mal eine Führungsposition erklimmen. Während dieser Zeit entscheidet sich nicht
nur, ob der Neue geht oder bleibt, sie bringt auch die entscheidenden Weichenstellungen für den Erfolg der kommenden Jahre.
Das sagen Managementtheoretiker, die so etwas seit Jahren untersuchen. Sie sagen allerdings auch: Fast jeder Dritte scheitert
bei dem Rollenwechsel vom Mitarbeiter zum Chef. Denn meist enden Personalkonzepte und Trainings da, wo die Probleme entstehen:
am Tag des Jobantritts.
Je höher die Position, desto weniger kommt es auf Fachqualifikation oder Spezialwissen und umso mehr auf Managementfähigkeiten
und die Persönlichkeit an. Viele fühlen sich bei dem Versuch, den richtigen Ton zu treffen, als sollten sie auf einem Trampolin
steppen. Besonders junge Chefs tun deshalb gut daran, zuzugeben, dass auch sie sich noch in einer Lernphase befinden. Ein
Rennen beginnt schließlich erst nach dem Warmlaufen. Was Jungmanager, die befördert wurden, ebenfalls in die Bredouille bringt:
Sie führen die Auszeichnung auf ihre bisherigen Leistungen zurück – und machen weiter wie bisher. Das ist fast immer falsch.
Um ihre Unsicherheit zu maskieren, umgeben sich andere mit einer intellektuellen Aura und betreiben das, was zu diesem Zeitpunkt
am meisten schadet: Aktionismus. Ein Problem, mit dem sich Neulinge von außen typischerweise stärker rumschlagen. Ohne interne
Vergangenheit, ohne Kenntnis der Firmenkultur und ohne Netzwerk müssen sie schnell Erfolge schaffen. Dabei mutieren sie zu
sogenannten
bossy
idiots
– zu allürischen Chefidioten. Wilde Ad-hoc-Reformen ruinieren aber nicht nur das Vertrauen der Mitarbeiter, sie mindern ebenso
langfristig jede Glaubwürdigkeit.
Erschwert wird der Job durch Mitbewerber, die übergangsweise gebeten wurden, die vakante Position auszufüllen. Dass solche
Interimsvertreter einen Anspruch erheben, kommt relativ häufig vor. Ein gefährlicher Bumerang wäre es jetzt, den Übergangenen
links liegen zu lassen. Schweigen reicht schon, um Stimmung gegen sich zu machen. Der einzig richtige Weg ist, denjenigen
einzubinden |214| und ihm eine verantwortungsvolle Aufgabe zuzuweisen. Das appelliert an seine Ehre und gibt ihm etwas von der Achtung, die
er sich erhofft hat. Gerade der Beziehungsaufbau in den ersten Tagen entscheidet über die Karriere. 90 Tage sind dafür ausreichend
– wenn Sie beobachten, Fragen stellen, zuhören und die Chance nutzen, sich selbst und die Mitarbeiter besser kennenzulernen,
um gute Pläne zu schmieden. Entscheidend ist allerdings diese Reihenfolge!
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25. Juni
Bandenwesen – Wann Seilschaften schaden
Manches Unheil fängt harmlos an. Da wechselt einer seinen Job oder kommt in eine andere Abteilung und eine höhere Position.
Natürlich sieht er das als Gelegenheit, um zu zeigen, was in ihm steckt. Doch dann wird es einsam an der Spitze, und unser
Aufsteiger entwickelt das Bedürfnis, Verbündete um sich zu scharen – ein Stück Heimat, ein Stück Sicherheit, ein paar ehemalige
Kollegen. Die kennt er seit Jahren, vertraut ihnen blind, weiß, dass sie über wichtige Fähigkeiten verfügen. Außerdem kann
er so manchen Gefallen verzinsen …
Eine verführerische Idee. Und eine tückische, die böse enden kann. Entscheidend ist die Frage, worin der neue Job besteht:
Wer zum Beispiel Feuerlöscher spielt, der braucht in der Tat ein Team, auf das er sich verlassen kann. Der Faktor Zeit dominiert
solche Rettungsmissionen. Hat es unser Held mit einer eingeschworenen Belegschaft zu tun, die sich jedem Wandel verweigert,
wäre es klug, fähige Ex-Kollegen um sich zu sammeln, die zu 100 Prozent hinter ihm stehen und mitziehen, koste es, was es
wolle. Nur so lassen sich die erwarteten Erfolge rechtzeitig realisieren.
Solche Ledernackenkommandos sind jedoch selten. In der Regel wird jemand, der in der Hierarchie aufrückt, eine relativ solide
Abteilung übernehmen, die einfach nur einen neuen Kick braucht. Seilschaften braucht dann keiner. Nichts demotiviert ein bestehendes
Team mehr als eine Alpha-Clique, die alles besser weiß, die Köpfe zusammensteckt und tuschelt.
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