Die Karriere-Bibel
Kreuzverhör genommen oder in zwei Terminen von je einem Interviewer durchleuchtet. Schauspielern ist
sinnlos, das kann niemand so lange durchhalten. Auch mit abstraktem Geschwätz oder angelesenen Weisheiten lassen sich keine
Auditoren beeindrucken. Blender entlarven sie mit Fangfragen. Was hilft, sind allein Ehrlichkeit und gute Vorbereitung.
Halten Sie also gute Antworten parat: Was machen Sie den ganzen Tag? Wie machen Sie das, und warum machen Sie das so? Wo hatten
Sie Erfolg? Wo sind Sie gescheitert? Diese Fragen kommen fast immer. Antworten Sie nie abstrakt, sondern in Beispielen, Szenarien
und Anekdoten. Je mehr äußere Umstände Sie schildern, desto plausibler wirkt die Entscheidung – auch wenn sie sich im Nachhinein
als falsch erwiesen hat. In der Regel werden offene Fragen gestellt. Von guten Kandidaten werden schließlich Dialogfähigkeit
und Initiative erwartet. Auch Rückfragen sind erlaubt.
Wer schlecht abschneidet, sollte Ruhe bewahren. Wenn Ihr Unternehmen schon Geld dafür ausgibt, Ihre Stärken und Schwächen
offenzulegen, ist es meist auch bereit, in Weiterbildung zu investieren. Ansonsten gilt: Jedes Feedback gibt Anhaltspunkte
für die Zukunft. Vielleicht stellen Sie fest, dass Ihre Talente in einem anderen Job mehr Wert schaffen. Dann sollten Sie
Konsequenzen ziehen – oder die Nummer mit dem Stau testen.
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|220| 30. Juni
Bekanntenkreis – Wie sich Erfolg vermehrt
Eliten bleiben gerne unter sich. Das Phänomen beobachten Soziologen schon lange und gaben ihm den Namen
Matthäus-Effekt
– in Anlehnung an ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium (25, 29): »Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die
Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.« Auch wenn dieses Zitat von Kirchenkritikern
und Christen oft missverstanden wird (es bezieht sich auf den Ertrag, nicht auf die Ausstattung), beschreibt es treffend ein
unumstößliches Gesetz des Erfolges: Glück und Triumph stecken an. Der US-Soziologe Robert K. Merton formulierte 1968 dieses
Prinzip der positiven Rückkopplung als
success breeds success
. Merton bezog seine These damals auf die Zitierhäufigkeit bekannter Wissenschaftsautoren: Er zeigte, dass prominente Autoren
aufgrund ihres Bekanntheitsgrades häufiger zitiert wurden als unbekannte, was ihre Prominenz noch steigerte.
Derselbe Effekt lässt sich im Internet beobachten – bei Blogs. Das sind (meist) private Online-Journale, von denen es inzwischen
knapp 60 Millionen weltweit gibt. Eines ihrer markantesten Merkmale ist, dass Leser die Beiträge kommentieren und sich untereinander
verlinken und zitieren können, womit sich sowohl die Leserschaft vergrößert als auch der Blograng in den Suchdiensten verbessert.
Eine Studie, die den Zitier- und Verlinkungsgrad der 100 erfolgreichsten US-Blogs untersuchte, kam zu dem Ergebnis: Die ersten
zehn Prozent, die Alpha-Blogs, verlinken sich nahezu ausschließlich untereinander. Die nächsten 30 Prozent bilden kleinere
Zirkel, verweisen aber regelmäßig auf die
Big10
, der Rest zitiert ehrfurchtsvoll die Alphas und Betas und bleibt unter sich. Wer hat, dem wird gegeben.
Keine Frage, das Gesetz stellt eine Hürde dar. Wer nicht zum elitären Zitierzirkel gehört, kann nicht davon profitieren. Ob
Blogger, Forscher oder Berufseinsteiger – wer nicht zu den Vorreitern gehört, schafft es kaum aus eigener Kraft an die Spitze.
Das heißt aber nicht, dass diese Pforten auf ewig verschlossen bleiben. Es beweist nur, wie wichtig Ruf und Bekanntheitsgrad
sind. Beides zu steigern, hat unmittelbare Auswirkung auf die Karriere. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es nicht.
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|221| juli
Die Psychologie des Erfolgs
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|223| 1. Juli
Blender Alarm – Warum unser Urteilsvermögen eine Illusion ist
Zwei Testgruppen bekommen eine mathematische Aufgabe. Die einen rechnen 8 x 7 x 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1; die anderen 1 x 2 x
3 x 4 x 5 x 6 x 7 x 8. Allerdings haben sie nur fünf Sekunden Zeit. Also schätzen sie. Die erste Gruppe schätzt im Schnitt
2250, die zweite 512. Wer mit etwas Großem beginnt, erwartet auch große Ergebnisse und umgekehrt. Die richtige Antwort wäre
übrigens 40 320 gewesen.
Studenten werden gebeten, auf dem Campus eine halbe Stunde lang ein Schild zu tragen mit der Aufschrift »Iss heute bei Joe’s!«.
Diejenigen, die einwilligen, sind der Meinung, dass 62 Prozent ihrer Kommilitonen das ebenfalls gemacht
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