Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
hat, er war schon einmal hier.«
    »Und sie könnten den Kindern dicht auf den Fersen sein«, gab Alver zu bedenken.
    Wex, der ein Stück entfernt bei den Kindern saß, hörte alles mit.
    Cirilla ging nervös auf und ab, während die anderen diskutierten und überlegten.
    »Wir sitzen in der Klemme«, sagte sie zu Wex. »Wenn wir sogar am Fluss schon nicht mehr sicher sind, wo denn dann?«
    »Vielleicht sollten wir die Kleinen fragen«, schlug Wex vor.
    Stumm und verstört saßen die Kinder da, ein krasser Kontrast zu dem Ungestüm, den sie noch kurz zuvor an den Tag gelegt hatten, als sie wild durchs Lager gerannt waren. Schniefen und leises Wimmern waren die einzigen Geräusche, die von ihnen zu hören waren. Das Mädchen, ihr Name war Blüte, war jetzt die Anführerin der todunglücklichen Waisen. Nur der kleine Junge fehlte. Er weigerte sich standhaft, Curdwell loszulassen, und so hielt Curdwell ihn immer noch auf dem Arm, während die Soldaten sich untereinander berieten. Sie gingen davon aus, dass der Kleine die Sprache von Abrogan ohnehin nicht verstand, also konnten sie in aller Breite den Tod seiner Sippe erörtern.
    »Sie sagen kein Wort, nicht ein Einziger von ihnen«, bemerkte Cirilla. »Es hat ihnen vollkommen die Sprache verschlagen.«
    »Mir kommt ihr Schweigen eher wie Absicht vor«, entgegnete Wex. »Manche Leute schärfen ihren Kindern ein, nicht darüber zu sprechen, wenn etwas Schlimmes passiert ist.«
    »Dann wird es ja verdammt viel nützen, wenn wir sie ständig danach fragen.«
    Wex kniete sich vor das Mädchen und fragte in den wenigen Worten der Flusssprache, die er kannte: »Blüte, möchtest du sprechen?«
    Sie sah ihn an, erwiderte aber nichts.
    »Zumindest hört sie zu. Gib mir den abgebrochenen Zweig da.«
    Cirilla reichte ihm das Stück Holz. »Ich glaube kaum, dass du mit ein bisschen Prügel etwas aus ihr herausbekommen wirst, nach dem, was sie durchgemacht haben.«
    »Ich habe auch nicht vor, sie zu prügeln.«
    Wex trat mitten zwischen die Kinder und kniete sich auf den Boden. Ganz langsam zeichnete er mit dem Stock eine Art Kreis auf die Erde, nahm ein paar Kiesel, arrangierte sie mit flinken und geschickten Fingern, fügte mit der Handfläche ein paar Schatten hinzu und blies trockenen Sand über das Gebilde. Dann nahm er den Stock wieder zur Hand, ließ ihn wirbeln und tanzen, rückte noch einmal Sand und Kiesel zurecht und stand auf. Das Bild zu seinen Füßen sah aus, als wäre es schon immer da gewesen, als hätte Wex es nur freigelegt.
    Die Kinder starrten es erstaunt an, und Cirilla stieß einen leisen Pfiff aus.
    Blüte streckte zitternd den Arm aus. Ihre Hand schwebte ganz dicht über dem Abbild, als wollte sie es berühren, wagte es aber nicht.
    »Nur zu«, sagte Wex mit einer ermutigenden Geste. »Mach nur.« Er reichte ihr den Stock.
    Als Blüte immer noch zögerte, ergriff er ihre Hand, um sie zu führen. Er übernahm nicht das Zeichnen für sie, sondern gab ihr lediglich den Mut, es zu versuchen. Und das tat sie schließlich.
    Als Wex aufblickte, sah er, dass auch die Soldaten sich nun um sie versammelt hatten. Über die Köpfe der Kinder hinweg beäugten sie die Zeichnungen auf dem Boden.
    »Ich hoffe nur, dass nichts von diesen Kritzeleien Wirklichkeit wird«, sagte Fretter über zwei Zehnjährige gebeugt, die offensichtlich Zwillinge waren.
    »Das sind nur Erde, Sand und Steine. Ich denke, uns dürfte nichts passieren.«
    »Was habt ihr in Erfahrung gebracht?«
    Wex deutete auf die grobschlächtigen gehörnten Gestalten, die er und Blüte in die Erde geritzt hatten. »Es waren die Düsterlinge.« Eine geschlängelte Linie aus kleinen Steinchen stellte den Fluss dar, auf den Wex jetzt ein paar Blätter legte. »Die Kinder haben ihre Kanus zu Wasser gelassen, während ihre Eltern die Bestien aufgehalten haben.«
    »Wissen sie …?«
    »Sie haben die zerstörten Boote und die Leichen gesehen, als sie den Fluss herunterkamen.« Wex deutete auf ausgerissene Grashalme und vertrocknete Blätter auf der Zeichnung. »Sie wissen es.«
    »Du missinterpretierst die Zeichnung des Mädchens.«
    »Wie das?«
    »Diese Düsterling sind primitive Geschöpfe. Sie kennen weder Pfeil noch Bogen. Und die Flussmenschen hatten auch keine. Und trotzdem haben wir welche gefunden.«
    Wex kauerte sich erneut auf den Boden und zeichnete mit ein paar schnellen Strichen ein gehörntes Wesen mit einem Bogen in der Hand. Dann blickte er Blüte an. Sie nickte.
    »Da habt Ihr Eure

Weitere Kostenlose Bücher