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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Fluchtmöglichkeit genommen. Jene, die versuchten, schwimmend zu entwischen, wurden von Dutzenden Pfeilen durchbohrt. Jene, die umkehrten und kämpften, wurden mit Keulen und Klauen niedergemacht und dann gefressen. Dabei waren die meisten seiner Düsterlinge nicht einmal besonders grausam veranlagt. Sie waren lediglich ungestüm, wie Jagdhunde im Blutrausch. Nur zwei hatten den Angriff nicht überlebt: Einer war mit einem Schnitzmesser im Hals verblutet, der andere ertrunken, weil er eine verwundete Frau leichtsinnig bis in den Fluss verfolgt hatte, wo sie ihn, während sie an ihren Verletzungen starb, einfach mit in die Tiefe zog. Blieben also noch achtundneunzig. Bald würden es wieder mehr sein, wenn das, was der Flussmensch über den Magier gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Wenn es Vill gelang, den Schleier zu lüften, der über der angestammten Heimat der Düsterlinge lag, hätte er eine ganze Armee.
    Geifernd folgten Schnüffler und Narbe ihm den Pfad entlang.
    »Hier sind sie abgebogen, zu diesem Hain hinüber«, erklärte Vill und deutete auf ein Fichtendickicht ganz in der Nähe. »Dort haben sie ein Mitglied ihrer Gruppe verloren.«
    Mit leeren Augen schauten seine Leibwächter in die Richtung, in die er gedeutet hatte, und fragten sich, woher er das alles wusste. Auch Eber starrte nur verloren vor sich hin und schabte mit den Klauen über seine Hörner wie ein Koch, der seine Messer wetzt.
    »Dann kamen sie wieder hierher zurück. Eine Spur fehlt, wie ihr seht«, erklärte Vill.
    Sie hatten Mühe, ihm zu folgen. Die Düsterlinge verstanden seine Gedankengänge nur teilweise, was Vill umso mehr Bewunderung einbrachte. Und das war gut so. Seine überlegene Intelligenz war ein entscheidender Faktor. Sie sicherte seine Herrschaft. Die simple List, den Flussmenschen vor dem Angriff zunächst die Fluchtmöglichkeit zu nehmen, war für die Düsterlinge eine intellektuelle Glanzleistung.
    Das Einzige, was Vill nicht mit einberechnet hatte, waren die Kinder. Sie hatten ihre kleinen Boote weiter oben am Fluss festgemacht, abseits von denen der Erwachsenen und so gut in der dichten Vegetation am Ufer verborgen, dass die Düsterlinge sie nicht entdeckt hatten. Als der Überfall begann und die Flussmenschen ihre Boote zerstört fanden, hatten die Erwachsenen sofort kehrtgemacht und einen Schutzwall zwischen ihren Kindern und den angreifenden Düsterlingen gebildet. Selbst von Pfeilen durchbohrt, hatten sie sich gegenseitig aufrecht gehalten, um die hinter ihnen fliehenden Kinder vor den heranrasenden Geschossen zu schützen. Und als Vill seinen Soldaten befahl vorwärtszustürmen, waren auch die Flussmenschen losgerannt, verletzte wie unverletzte, hatten die Düsterlinge umklammert und mit ihnen gerungen – nicht um zu gewinnen, sondern um ihren Vormarsch zu bremsen.
    Vill dachte über seinen Fehler nach. Die Kinder entwischen zu lassen war gefährlich. Nicht unmittelbar, aber Kinder wurden irgendwann erwachsen, und Kinder vergaßen nicht. Es war das Beste, beschloss er, auch sie zur Strecke zu bringen.



29
    »Und was stellen wir jetzt mit den kleinen Flussratten an?«, fragte Alver.
    »Wir könnten sie flussabwärts zu ihren Verwandten schicken«, schlug der ältere Winster vor.
    »Sie haben keine mehr, du Idiot«, erwiderte Cirilla. »Ich dachte, sogar du hättest das begriffen.«
    Fretter überlegte angestrengt. »Vielleicht könnten ihre Handelspartner helfen«, sagte er schließlich.
    Sie hatten nicht allzu viel über die Handelsbeziehungen der Flussmenschen in Erfahrung gebracht und wussten daher nur sehr wenig über ihren Kontakt zu anderen Stämmen, Sippen und Völkern. Fretter quetschte aus Kraven, Pinch und Brynn heraus, so viel er konnte, und schließlich kamen sie überein, dass die nächste Zufluchtsmöglichkeit bei jener kleinen Sippe zu finden sein musste, die laut dem Flussvolk gegenüber Fremden so verschlossen war. Pinch merkte an, dass klein und verschlossen immerhin besser war als zahlreich und blutrünstig, und Fretter gab ihm recht. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als es zumindest zu versuchen.
    »Egal, was wir unternehmen, wir müssen hier schleunigst weg«, erklärte Wex.
    Fretter tippte irritiert mit dem Fuß auf den Boden. »Nur die Ruhe. Es scheint, als würden die Düsterlinge im Moment woanders nach uns suchen.«
    »Sobald sie unsere Fußabdrücke finden, wissen sie sofort, dass wir hierher zurückgekommen sind«, sagte Pinch. »Versteht Ihr denn gar nichts vom

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