Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
Moment lang, wandte sich aber schnell wieder ab, um zu verhindern, dass sie seine neugierigen Blicke bemerkten. Er wollte gerade sein Nachtlager bereiten, als er feststellte, dass Cirilla dies schon für ihn erledigt hatte. Sie hatte ihm ein Fleckchen zwischen ihr und den Kindern freigeräumt, die bereits eingehüllt in ihre Decken schliefen. Nur Blütes Augen waren noch offen und starrten leer in die Dunkelheit. Der kleine Junge mit den grünen Augen hatte sich an Curdwell gekuschelt, die Arme um dessen mächtigen Oberschenkel geschlungen.
    »Danke«, sagte Wex.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Cirilla. »Du hast ausgesehen, als könntest du ein bisschen Erholung vertragen, das ist alles. Für die anderen Kinder hab ich’s ja auch gemacht.«
    »Ich bin kein Kind mehr.«
    »Natürlich bist du das, zumindest für mich. Alt wirst du noch schnell genug.« Sie zog eine Handvoll Wurzeln aus ihrem Beutel. »Und hier hast du ein bisschen was zu beißen.«
    Wex merkte, wie unglaublich hungrig er war, so wie wahrscheinlich alle. Aber den Soldaten bot Cirilla nichts an, nur ihm. Vorsichtig teilte er die Wurzeln, ging hinüber zu Brynn, die am anderen Ende der Reihe bereits eingeschlafen war, und legte ihr die eine Hälfte in die Hand.
    »Manchmal bist du nett zu ihr, manchmal nicht, jeden Tag anders«, meinte Cirilla. »Magst du sie nun oder nicht?«
    »Wie ich zu den Mitgliedern dieser Expedition stehe, ist wohl meine Sache, oder?«
    »Dein Verhalten verwirrt mich nur. Und sie. Und dich wahrscheinlich auch.« Mit diesen Worten drehte sie sich um.
    Wex betrachtete Brynn. Im Schlaf war ihr das hellblonde Haar übers Gesicht gefallen wie ein weißer Schleier, und hätte sie nicht diesen bunten Flussmenschen-Poncho getragen, sie hätte ausgesehen wie eine glückliche Braut. Sie war zweifellos schön. Außerdem war sie klüger als er, wie Wex sich ins Gedächtnis rief. Wex konnte sich nur nicht recht entscheiden, ob er das nun gut oder schlecht fand. Sie kümmerte sich aufopfernd um die Kinder der Flussmenschen, und das obwohl sie eine Adlige war. Wex fragte sich, ob er sich, wenn sie es bis nach Hause schafften, von seinem Sold teure Tusche würde leisten können. Brynn glaubte immer noch an ihn. Und Adara war nicht mehr da.
    Wex spürte den Schmerz. Adara war aus seinem Leben verschwunden wie ein wunderbarer Traum, und jetzt war es, als hätte es sie nie gegeben. Er versuchte, nicht mehr an sie zu denken, wollte sich den grässlichen Tod nicht vorstellen, den sie erlitten haben musste. Aber ihr Bild in ihm war noch viel zu lebendig. Das Wasser, wie es aus ihrem pechschwarzen Haar spritzte, ihre Brust, die sich von der Anstrengung des wilden Tanzes hob und senkte. Wex zitterte. Noch ein allerletztes Mal würde er mit der Erinnerung an sie einschlafen, schwor er sich, und morgen würde er sie vergessen.
    Die Sonne streckte gerade die ersten Fühler über den östlichen Horizont und war noch nicht einmal ganz aufgegangen, als Pinch Wex wachrüttelte.
    »Pass auf dich auf«, flüsterte der Dieb.
    »Was?«, stöhnte Wex schlaftrunken. Er fühlte sich elend und hatte Schmerzen, wie er sie noch nie gespürt hatte. Dann fiel es ihm ein. Tagelang hat er nichts anderes getan, als um sein Leben zu schwimmen, zu klettern und zu rennen. Ruckartig setzte er sich auf. »Werden wir von den Düsterlingen angegriffen?«
    »Schhhh! Nein, nicht so was. Ich wollte dich nur warnen, dass der Soldat, den du gestern beleidigt hast, Aufweckdienst hat. Höre meinen Rat: Wenn er dich zu einem Duell fordert, lass dich nicht auf seine Bedingungen ein.«
    Wex atmete erleichtert auf und kratzte die gerötete Stelle an seiner Wade, an der eine der Eidechsen ihn gebissen hatte. Sie juckte höllisch. Ein faustgroßer blauer Fleck auf seinen Rippen machte es ihm schwer, aufrecht zu sitzen, und sein Kopf schmerzte, als hätte er am Tag zuvor einen ordentlichen Schlag abbekommen. Er bemerkte gar nicht, wie Pinch sich wieder davonstahl. Ihm fiel lediglich auf, wie still es mit einem Mal wieder unter der Lotosesche geworden war.
    Die Sonne ließ sich Zeit mit dem Aufgehen. Es würde wohl noch eine Weile dunkel bleiben, und der warme weiche Boden versprach noch ein paar Minuten erholsamen Schlaf. Wex legte sich wieder hin.
    »Hoch mit dir«, zischte der ältere Winster.
    Wex wollte der Vorname des Soldaten nicht einfallen, aber da sein Gegenüber auch nicht die Freundlichkeit besessen hatte, Wex mit Namen anzusprechen, spielte das wohl keine Rolle. Außerdem war er

Weitere Kostenlose Bücher