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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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»Halt dein Maul, Trunkenbold! Dein Gequassel nutzt uns genauso wenig wie deine Brücke, die nie fertig wird.«
    »Du warst einmal so ein guter Junge«, murmelte Blurdo kopfschüttelnd. »Aber du hast nichts aus dir gemacht. So ein guter Junge, und dann … nichts.«
    Auf Fretter und Kraven hingegen reagierte er gar nicht. Er war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Der Anführer des Zwergenklans war mit der Situation vollkommen überfordert. Gefangen zwischen den Erzfeinden seiner Sippe – die einen lauerten jenseits des Flusses, die anderen waren mit ihm hier im Turm eingesperrt –, konnte er sich nicht entscheiden, was zu tun war.
    Der nächste Katapultwurf erledigte das für ihn. Nur eine Elle vom letzten Einschlagloch entfernt brach das nächste Geschoss durch die Wand und traf den Leibwächter, der Addel zu Boden gestoßen hatte, auf Höhe der Schulterblätter in den Rücken. Er wurde so jäh mitgerissen, dass die Lanze noch einen Moment lang wie von Zauberhand gehalten stehen blieb und dann klappernd umfiel. Begleitet von einem scharfen Knacken klappte der Kopf von Blurdos Leibwächter nach hinten, noch bevor sein Rumpf wie zwischen Hammer und Amboss an der gegenüberliegenden Wand zerschmettert wurde. Der Brustkorb zerplatzte in einem roten Sprühregen, und Blut spritzte sternförmig über die weiße Wand. Nur die Gliedmaßen blieben unversehrt. Die Überreste, die sich schmatzend von der Wand lösten, sahen aus, als hätte jemand den Zwerg zu einer weiß-braun-roten Sülze verkocht.
    Addel übergab sich.
    »Wir müssen hier weg!«, brüllte Fretter, packte Blurdo bei den Schultern und rüttelte ihn aus seiner Lähmung wach. »Bringt uns nach oben!«

38
    Die Düsterlinge jubelten begeistert, und Vill musste zugeben, dass auch er beeindruckt war. Mit nur drei Versuchen hatten sie das Katapult auf die richtige Entfernung eingestellt. Der Bau hatte zwei volle Tage in Anspruch genommen, während derer jeder einzelne Soldat entweder an der Maschine gearbeitet hatte oder mit Nahrungsbeschaffung beschäftigt gewesen war. Vill hatte jeden einzelnen Arbeitsschritt genauestens überwachen müssen, aber das Ergebnis war die Mühe absolut wert. Der hölzerne Gigant war außerordentlich: plump in der Form, aber stolz in seiner Größe. Pure Kraft. Wenn er seinen Zweck erfüllte, würden sie die verlorene Zeit leicht wieder aufholen. Vill wäre dann nicht mehr gezwungen, sie auszuhungern; er konnte sie ausräuchern wie Ameisen in ihrem Bau, sie zur Kapitulation zwingen und sich des Magiers bemächtigen.
    Das Katapult war zu groß, um es über eine längere Strecke zu transportieren. Vill würde es nur für diese eine Belagerung einsetzen können. Dies war ein weiterer guter Test für seine kleine Armee, die seltene Gelegenheit, eine befestigte Verteidigungsanlage anzugreifen, und das bei minimalen eigenen Verlusten. Falls sie den Turm stürmen mussten, würde er mehr Soldaten verlieren. Aber wenn die Bewohner erst einmal hinreichend eingeschüchtert waren, würden sie den fremden Magier auch kampflos ausliefern.
    Vill ging durch die Reihen und beruhigte seine Soldaten. Wäre da nicht der Fluss, würden sie in ihrem Rausch schon jetzt über die Lichtung stürmen. Noch nicht , dachte Vill. Noch ein wenig mehr Beschuss. Mehr Angst . Angst war ein guter Motivator. Sie brachte Menschen dazu, sich zu bewegen. In ausreichender Dosis bewegte sie ganze Zivilisationen, und mit genügend Angst würde auch das kleine Volk sich bewegen.
    Vill fragte sich, ob seine Düsterlinge das Katapult näher an den Turm ziehen könnten, um auch die oberen Stockwerke zu treffen, wo jetzt noch mehr Gesichter mit hängenden Kinnladen nach draußen starrten. Seine ursprüngliche Idee, Felsbrocken als Munition zu verwenden, hatte er bereits verworfen und sich für die leichteren Holzklötze entschieden, damit die Geschosse den Turm auch erreichten. Noch leichtere Munition würde zwar bis zu den oberen Stockwerken fliegen, die Wand aber nicht mehr durchschlagen.
    Eber war an seiner Seite, freudig und aufgeregt, aber nicht außer Rand und Band wie seine sabbernden Artgenossen. Der dicke Düsterling lernte dazu und war jetzt einer der Klügsten unter den Dummen.
    »Es funktioniert! Es schleudert sie weiter, als sogar Gierschlund sie tragen kann. Und größere und mehr noch dazu!«, quiekte Eber.
    »Gierschlund ist nur ein Geschöpf. Stark, aber lediglich aus Fleisch und Blut. Maschinen, Geräte, Werkzeuge, sie helfen dem Fleisch, über

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