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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Fretter. »Ich fürchte, die Wahrheit ist noch viel schlimmer. Aber das werden wir gleich wissen.«
    Sie warteten und hielten Ausschau. Als der nächste Holzblock hinter der Baumlinie aufstieg und auf den Turm zugesegelt kam, schrie Fretter, dass sich alle eiligst ans andere Ende des Raums begeben sollten.
    Wex stand wie hypnotisiert am Fenster und bewunderte die anmutige Flugbahn des Geschosses. Majestätisch erhob es sich in die Luft und erreichte eine erstaunliche Höhe, bevor es wieder zu sinken begann. Als Wex endlich begriff, dass der Turm diesmal getroffen werden würde, war es zu spät.
    Mit einem lauten Knall, der durch den ganzen Turm hallte, brach der Klotz durch die Wand. Weiße Splitter zerrissen die Luft, während Wex benommen vom Fenster wegtorkelte. Seine Ohren dröhnten, und er schüttelte den Kopf wie ein Hund das nasse Fell, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er war allein. Die anderen hatten sich in einen Tunnel geflüchtet, weg von der Vorderseite des Turms, die jetzt ein neues, gezacktes Fenster vom Durchmesser eines großen Kürbisses hatte. Wex schaute nach draußen. Er konnte bis zum Waldrand sehen, wo es von Bewegung nur so wimmelte.
    Wex konnte sich nicht erklären, was geschehen war. Hatten die Düsterlinge wirklich Zauberkräfte, wie Winster gewitzelt hatte? Waren die Götter wütend auf ihn, weil er mit Blut und einer alten Landkarte am Schleier herumgepfuschte hatte? Schon im nächsten Moment schämte er sich seiner lächerlichen Gedanken, war aber trotzdem froh, dass er in dem Raum, in dem Adara mit den Kindern war, nur harmlose Dinge gezeichnet hatte, und das mit Kohle und nicht mit Blut.
    Fretter stürmte mit den Winsters herein.
    »Irgend… irgendetwas hat es auf mich abgesehen«, stammelte Wex.
    »Nein!«, entgegnete Fretter barsch. »Sie haben ein Katapult!«
    »Unmöglich«, sagte der ältere Winster. »Das sind doch nur geifernde Wilde.«
    »Geifernde Wilde mit Bogen und Spähern und erstaunlich viel Erfahrung mit Belagerungstaktiken! Das sind nicht die dummdreisten Kreaturen, von denen Blurdo spricht. Wir sind es, die dumm waren.«
    Blurdo und drei seiner Männer kamen durch eine Luke zu ihnen heruntergeeilt. Barnabas Addel war unter ihnen. Jetzt, da er nicht mehr trinken konnte, waren seine Augen hell und klar.
    »Was ist hier passiert?«, keuchte Blurdo. »Wir haben ein Krachen gehört.«
    Wex deutete auf das Loch, und Blurdo folgte mit den Augen der Bahn der Splitter bis zu dem Holzblock, der am anderen Ende des Raums lag. »Ich verstehe gar nichts.«
    »Der Klotz kam durch dieses Loch hier«, erklärte Cirilla. »Die Düsterlinge haben ihn gegen den Turm geschleudert wie einen Stein.«
    »Aber auf der Lichtung waren keine Düsterlinge.«
    »Sie haben es vom anderen Flussufer aus gemacht.«
    »Unmöglich!«
    »Einer meiner Männer hat vorhin dasselbe behauptet«, erklärte Fretter, »aber jetzt haben wir den Beweis. Sie haben eine Maschine gebaut, mit der sie Holzstücke von dieser Größe bis hierher schleudern können.«
    Blurdo musterte seine Männer und sah die Angst in ihren Augen. »Können sie das noch einmal tun?«
    »Begreift Ihr denn nicht? Sie werden es so lange tun, bis wir sie aufhalten! Der nächste Streich wird bald erfolgen.«
    Kraven lugte herein und beäugte das Loch misstrauisch, als befürchtete er, das nächste Geschoss würde jeden Moment angeflogen kommen. »Hauptmann, unsere Gastgeber scheinen wie die Flussmenschen aus einem längst vergangenen Jahrhundert zu stammen«, erklärte er Fretter. »Sie können diese neue Art der Kriegsführung gar nicht verstehen.«
    »Aber die Düsterlinge stammen doch aus derselben Zeit. Wie sind die dann in der Lage, sie zu verstehen?«
    »Ihr habt die Kinderbanditen selbst gesehen. Pinchot kannte sie, und sie kannten ihn. Also sind noch andere Menschen aus unserer Zeit hier. Und ich glaube, die Düsterlinge tun das hier nicht allein.«
    »Ihr müsst uns nach oben lassen«, erklärte Fretter. »Lasst mich die Karte sehen, die einer meiner Männer für Euch gezeichnet hat. Ich muss das Schlachtfeld von weiter oben einsehen können. Verdammt noch mal, lasst uns Euch helfen!«
    »Jemand muss diese Maschine aufhalten«, fügte Kraven hinzu. »Sonst wird sie diesen Turm ausradieren, mit allen, die sich darin aufhalten.«
    Addel wandte sich an Blurdo. »Du hast sie gehört, die großen Menschen! Tu etwas!«
    Der Leibwächter, der rechts von Blurdo stand, stieß Addel mit dem Schaft seiner Lanze zu Boden.

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