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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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wilden Flussmädchen zu halten schien. Sie erklärte Wex, er sollte Geduld mit ihr haben. Sobald es irgendwelche positiven Neuigkeiten gab, würde sich ihre Stimmung wahrscheinlich ins Gegenteil verkehren.
    Aber gute Nachrichten waren selten geworden in letzter Zeit, und Wex rechnete nicht damit, dass bald welche kommen würden. Wasser hatten sie genug. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems von Auffangschalen an der Außenseite des Turms leiteten die Zwerge den Regen in große Wannen, aber das Essen wurde knapp. Das meiste der frischen Lebensmittel war innerhalb der ersten Tage verspeist worden oder verdorben, und der Vorrat an gesalzenem oder getrocknetem Proviant ging schnell zur Neige, jetzt, da sie eine ganze Gruppe großer Leute und dreißig zusätzliche Kinder durchzufüttern hatten. Außerdem stank es erbärmlich in den unteren Stockwerken, wo sie alle ihre Notdurft verrichteten, und der Geruch stieg allmählich zu ihnen herauf wie unsichtbarer Rauch. Wex war zwar besser an solche Gerüche gewöhnt als Brynn oder die Winsters, aber menschliche Ausscheidungen rochen ganz anders als Schweinedung, und er merkte, dass der Gestank selbst für ihn bald unerträglich werden würde.
    Draußen tat sich so gut wie nichts. Von dem Raum mit den Kindern aus hatten sie einen guten Blick auf die Lichtung und den Wald dahinter. Er und Brynn hielten abwechselnd Wache, aber im Düsterlinglager blieb alles still. Ab und zu kam Spragg vom Kartenraum herunter und versorgte sie mit Informationen, aber oben wussten sie auch nicht viel mehr. Fretter riet Blurdo immer noch zu kleinen, begrenzten Gegenangriffen, aber das Zwergenoberhaupt hielt stur an der Hoffnung fest, dass die Düsterlinge einfach abziehen würden, jetzt, da sie den Magier hatten. Deshalb untersagte er auch jeden noch so kleinen Ausfall. Er wollte Vill auf keinen Fall provozieren.
    Eine Flucht kam ebenfalls nicht in Betracht. Die Zwergenfrauen konnten zwar ihre eigenen Kinder tragen, aber nicht auch noch die dreißig der Flussmenschen, genauso wenig wie Fretters Soldaten es konnten, vor allem da es unterwegs zu Kampfhandlungen kommen könnte. Blurdo hatte zwar erwähnt, dass nur ein paar Wegstunden nördlich eine weitere Zwergensippe lebte, doch lag dieser Ort höchstwahrscheinlich hinter dem Schleier, womit sie zwischen dem dunklen Vorhang und den Düsterlingen eingekeilt wären, falls Vill sie verfolgte. Und über alldem schwebte wie der Gestank, der von unten heraufstieg, die Gewissheit, dass Vill früher oder später dahinterkommen würde, dass Kraven den Schleier nicht bewegen konnte. Wann das geschehen würde, war jedoch nicht abzusehen. Es war sogar möglich, wie Wex bewusst wurde, dass Kraven die Wahrheit bereits preisgegeben hatte und Vill mit seiner schauerlichen Düsterlingarmee bald kommen würde, um Wex zu holen.

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    Fretter war zwar immer noch wütend, aber er stimmte mit der Einschätzung überein, dass Vill bald Wex’ Herausgabe verlangen würde. Keiner von ihnen glaubte, dass Kraven auch nur das kleinste bisschen Schmerzen aushalten konnte. Sobald Vill ihn foltern ließ, würde er alles ausplaudern, und Vill würde seine Düsterlinge gegen den Turm senden. Diesmal ohne Verhandlungen. Er würde auch die Karte haben wollen, was Fretter zutiefst beunruhigte, weil Kryst höchstpersönlich sie ihm zu treuen Händen übergeben hatte. Die Karte zu erweitern und sie dann wohlbehalten und sicher wieder zurückzubringen, war der einzige Grund ihrer Expedition gewesen. Wenn Fretter ohne sie zurückkehrte, war er als Offizier der Palastwache erledigt.
    Sie mussten weg hier, so viel war sicher, aber mit den Kindern war das nicht möglich. Selbst wenn es ihnen gelang, den Belagerungsring zu durchbrechen, und Vill sie zunächst ziehen ließ, weil er ja den Magier hatte, wären sie immer noch zu langsam. Er würde sie einholen. Das Risiko, dem sie die Kinder damit aussetzten, war zu groß, wie Wex fand. Ihre Verantwortung für die Kinder machte eine Flucht unmöglich, und auch jeden anderen Plan, und so diskutierten sie eine ganze Weile fruchtlos hin und her.
    »Wir müssen sie hierlassen«, sagte Brynn schließlich. Man hatte sie zwar nicht in die Beratungen mit einbezogen, aber Brynn hatte aufmerksam zugehört.
    »Ein ziemlich kaltblütiger Standpunkt, Schätzchen«, brummte Curdwell verächtlich.
    Er sagt es zwar nicht, aber Wex wusste, dass der bärbeißige Soldat dabei an den fünfjährigen Blatt mit den grünen Augen dachte, der sich standhaft weigerte,

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