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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Fluss zu schmal und unruhig wurde, um ihn zu befahren, machten sie die Barke am Westufer fest. Ein Stück stromaufwärts befanden sich Untiefen, die leicht zu überqueren waren. Der Schutz, den der Walther ihnen vor den Düsterlingen geboten hatte, war damit dahin.
    Adara und Bello knieten sich ins seichte Wasser und tauchten die Köpfe unter, um dem Fluss ihren Dank zu bekunden – ein rührendes Ritual, wenn auch etwas nass.
    Wex wollte inzwischen stromabwärts auf Erkundung gehen, aber Pinch und Spragg hatten sich schon darangemacht, einen hohen Felsen in der Nähe zu erklettern.
    »Warte wenigstens, bis die beiden sich ein wenig umgesehen haben«, sagte Fretter.
    Alver verteilte unterdessen den restlichen Proviant. Viel war es nicht und gut schon gar nicht. Welke Salatblätter, zwei Äpfel, von denen gerade einmal für jeden ein Bissen blieb, und ein paar Beeren, die sie am Ufer des Walther aufgesammelt hatten. Kauend verteilten sie sich über die Kiesbank und warteten auf den Bericht der beiden Späher.
    Brynn sprang noch einmal ins Wasser, um sich zu waschen, und ließ sich zum Trocknen neben Wex auf den Kies sinken. Wex konnte nicht umhin zu bemerken, wie gut ihr das kurze Bad getan hatte.
    »Du siehst … sauber aus«, sagte er.
    Brynn goutierte das indirekte Kompliment mit einem nassen Haareschütteln. »Mit ein bisschen Glück sind wir bald zu Hause, oder?«
    »Ja«, antwortete Wex.
    »Und dein Flussmädchen wird nicht mit uns kommen.«
    »Nein. Sieht nicht so aus.«
    Brynn nickte nachdenklich. »Du hast Großes geleistet auf dieser Reise, Wexford. Ich habe dich beobachtet und ein paar Dinge über dich herausgefunden. Ich hatte recht. In dir steckt mehr als nur ein Schweinezüchter, vielleicht sogar mehr als ein Soldat. Du bist für mich nicht länger der Bauernsohn, der mit seinem Vater in einer armseligen Hütte haust. Und wenn ich mich nicht gerade über dich ärgere, habe ich das Gefühl, ich kann dir Dinge anvertrauen, über die ich mit niemandem sonst sprechen kann.«
    Wex wartete. Er war nicht sicher, worauf Brynn hinauswollte, hatte aber die vage Ahnung, dass sie noch mehr zu sagen hatte. Bald wären sie wieder in Zornfleck, wo sie über ihre Träume gesprochen hatten und Wex sie das erste Mal berührt hatte, wenn auch nur ihren Fuß. Wenn Adara nicht mehr da war, wäre er frei für …
    »Ich werde den jungen Winster nehmen«, unterbrach Brynn seine Gedanken.
    Wex runzelte die Stirn. »Winster?«
    »Den jüngeren der beiden. Der ältere ist ein Hornochse. Der junge wird es sein, der mich zum Palast bringt.«
    Wex schaute zu Adara hinüber, die sich gerade in einem angeregten Gespräch mit Bello befand. Dann blickte er zurück zu Brynn, die selbstverliebt ihr Haar auswrang. »Klingt nach dem abenteuerlichen Leben, das du immer wolltest«, sagte er tonlos.
    Brynn lachte. »Aber nichts im Vergleich damit, Berge zu erklettern, auf Flüssen zu fahren und mit Ungeheuern zu kämpfen, würde ich meinen. Trotzdem eine willkommene Abwechslung nach all der Aufregung und den Gefahren, denen wir ausgesetzt waren.«
    »Ja«, bestätigte Wex. »Ganz und gar willkommen. Ich freue mich schon auf das warme Kaminfeuer in der armseligen Hütte meines Vaters.«
    In diesem Moment eilte Pinch vom Felsen herunter. »Blast alle Verabredungen zum Abendessen ab!«, rief er. »Sie kommen!« Der Dieb deutete über den Fluss hinweg nach Osten.
    Fretter sprang auf die Füße. »Wie weit sind sie noch entfernt?«
    »Die Gruppe, die über die Felder kommt, noch eine halbe Stunde«, antwortete Spragg. »Die auf dem Walther noch eine Stunde. Sie haben Boote.«
    Adara und Bello wurden blass, als sie den letzten Satz hörten, und Wex begriff, dass Düsterlinge, die keine Angst mehr vor dem Wasser hatten, den Walther für sie unbewohnbar machten. Dieser eine kleine Entwicklungsschritt ihrer Feinde vernichtete mit einem Schlag die Lebensgrundlage der Flussmenschen.
    »Wir brechen auf«, befahl Fretter.
    »Es ist noch hell«, jammerte der ältere Winster. »Die Schimmelbrüder sind noch unterwegs, und …«
    »Wir brechen auf. Sofort!«
    Während sie rannten, änderte Fretter den Plan.
    »Zur Eidechsenwand. Von dort aus können wir den Wald überblicken.«
    »Aber ein Teil des schuppigen Gewürms lebt noch«, gab Pinch zu bedenken. »Wir sollten uns lieber von ihnen fernhalten.«
    Adara und Bello rannten mit versteinerten Mienen nebenher. Die letzten drei Worte von Spraggs Warnruf ließen sie offenbar nicht los. Sie haben Boote . Die

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