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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Aber es hatte keinen Zweck. Die Strömung hatte sie in eisigem Griff und ließ sie keine Elle weit von der reißenden Flussmitte weg. Panik setzte ein. Fretter begann, Befehle zu brüllen, mit dem einzigen Erfolg, von allen ignoriert zu werden.
    Curdwell ließ los und versuchte wild um sich schlagend zum Ufer zu kommen. Er schaffte etwa drei Meter, dann ging auch er unter. Der ältere Winster hielt sich nur noch mit einer Hand fest. Sein Gesicht war die meiste Zeit unter Wasser, keuchend schnappte er in unregelmäßigen Abständen nach Luft.
    »Wo ist nun diese Kiesbank?«, blaffte Cirilla.
    »Der Fluss wird nur immer noch größer«, sagte jemand, aber Wex konnte bei dem Getöse nicht sagen, wer.
    »Hast du etwa keine Ausstiegsstelle gezeichnet, Junge?«, knurrte Alver in beschuldigendem Ton. Seine bleichen Finger sahen so taub aus, wie Wex sich am ganzen Körper fühlte.
    »Es war nicht meine Idee, in den Fluss zu springen«, entgegnete Wex wütend.
    »Der Dieb war’s!«, schrie der junge Winster. »Er hat uns reingelockt, und jetzt ertränkt er uns!«
    »Und das Mädchen«, fügte Alver hinzu. »Aber die beiden können schwimmen!«
    »Es tut mir leid«, wimmerte Brynn. Wex sah, wie sie versuchte, dem älteren Winster zu helfen, aber auch sie war viel zu durchgefroren und verlor immer mehr von der ohnehin wenigen Kraft, die sie hatte. Brynn war vollauf damit beschäftigt, sich selbst in dem vollgesogenen Reitrock über Wasser zu halten.
    In diesem Moment sah Wex etwas Seltsames: Vor ihnen paddelte ein gertenschlanker Mann in einem Boot. Gemächlich tauchte er das Ruder zuerst auf der einen Seite ins Wasser, dann auf der anderen. Wie eigenartig , dachte Wex. Es war fast schon komisch, mit welcher Ruhe und Leichtigkeit er sich gegen die Strömung behauptete, während sie hier ums nackte Überleben kämpften. Als sie näher kamen, sah Wex, dass es sich bei dem Boot um einen roh behauenen, ausgehöhlten Baumstamm handelte. Der Mann hatte dunkel gegerbte Haut, als hätte er sein gesamtes Leben unter freiem Himmel verbracht, und trug ein leuchtend lilafarbenes Hemd.
    Als er ihre Gruppe durch die Fluten treiben sah, hob er eine Augenbraue. Er beobachtete sie einen Moment lang, dann steuerte er das Boot seelenruhig zur Mitte des Flusses, beugte sich über den Rand und zog Spärling unter den Wellen hervor.
    »Da ist der kleine Nichtsnutz also abgeblieben!«, rief Pinch, der erschöpft Wasser trat und zusah, wie der Mann den japsenden und Wasser spuckenden Spärling in den Einbaum hievte.
    Curdwell kam als Nächster dran, dann warf der Mann denen, die sich immer noch am Baumstamm festhielten, eine Leine zu und zog sie an eine ruhige Stelle im Fluss, die Wex nicht einmal gesehen hatte. Von dort konnten sie sich durchs seichte Wasser keuchend ans Ufer schleppen. Spärling und Curdwell blieben, immer noch Wasser hervorwürgend, in dem Einbaum liegen, während der Rest der Gruppe am steinigen Ufer zusammenbrach, unfähig aufzustehen oder sich auch nur ein paar Schritte weit vom Fluss zu entfernen.
    Wex streckte sich flach auf dem Boden aus, froh, noch am Leben zu sein. Er schwor sich, entweder schwimmen zu lernen oder sich nie wieder in die Nähe von Wasser zu begeben. Obwohl der Kies äußerst unbequem war, hatte er das Gefühl, stundenlang so verharren zu können. Nach dem eisigen Wasser fühlte die Sonne auf seiner Haut sich wärmer an als je zuvor in seinem Leben. Und das obwohl sie gerade unterging.
    Cirilla richtete als Erste das Wort an den Mann im Boot. »Dein Fluss, er ist ganz schön schnell angeschwollen.«
    Der Mann kletterte aus dem Einbaum und zog ihn ein Stück weit aufs Ufer. Das tat er ohne erkennbare Mühe, obwohl Spärling und Curdwell immer noch darin lagen, also musste das Boot aus sehr leichtem Holz sein. Er richtete sich auf und musterte die Gruppe eingehend. Jetzt, aus der Nähe, fiel Wex auf, dass seine Augen sich nicht genau gleich bewegten. Wenn er etwas fixierte, schien er in zwei Richtungen gleichzeitig zu schauen. Eine Art Missbildung. Im Moment war der Mann voll und ganz auf Arkh konzentriert, der seinen Helm verloren hatte.
    Brynn folgte der Blickrichtung des Mannes und sah zum ersten Mal Arkhs unverhülltes Gesicht. Der Schrei, den sie ausstieß, ließ den Fremden sofort ein paar Schritte Richtung Boot machen, die Muskeln gespannt, bereit zur Flucht.
    »Beruhigt Euch«, sagte Fretter zu Brynn. »Er ist zahm.«
    »Dieser Fluss ist verflucht! Er hat ihn in einen Dämon verwandelt!«
    »Nein. Er

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