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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Kopf.
    »Eigentlich komisch, aber ich habe mir nie Sorgen gemacht, wenn Mark fort war«, sagte Jude. »Es klingt überheblich, aber ich wusste immer, dass er zurückkommen würde.« Und das war er auch. In ihrer Beziehung war es nie um etwas anderes gegangen als darum, dass sie getrennt waren und wieder zusammenkamen. In der Schulzeit und an der Uni und danach hatten sie andere Beziehungen gelebt, aber ein Teil in ihr hatte immer auf ihn gewartet. Weil sie wusste, dass es so sein sollte. Und er hatte sie nie enttäuscht. Nur ein einziges Mal, nachdem sie sich verlobt hatten ... ein Schatten ... der sich aber als dummes Missverständnis erwies. Warum erinnerte sie sich ausgerechnet jetzt daran?
    »Was für ein perfekter Sommertag ...«, murmelte Chantal.
    Sommer. Summer. Das Bild ihrer kleinen Nichte erschien vor Judes Augen. Es beunruhigte sie. Ja, sie machte sich Sorgen um Summer.
    »Chantal, da ist noch etwas, was ich Ihnen erzählen wollte. Wissen Sie noch, wie ich Ihnen den Traum meiner Nichte beschrieben habe? Und an die Stelle in Esthers Bericht, wo die Arbeiter, als sie den Turm bauten, ein Grab oder etwas Ähnliches gefunden haben und einer von ihnen dachte, sie hätten einen Geist gesehen?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Chantal, »und dass dort archäologische Grabungen stattgefunden hätten, in den 1920ern, dass sie dabei vielleicht ein paar Knochen gefunden haben und Sie sich fragten, ob dies der Geist gewesen sei? Warum? Glauben Sie, das hat etwas mit dem Traum Ihrer Nichte zu tun? Bestimmt nicht.«
    »Aber ihr Besuch des Turmes hat den Traum ausgelöst.«
    »Nun, es hat immer Gerüchte gegeben, dass dort eine besondere Atmosphäre herrscht. Ich glaube nicht, dass es eine übersinnliche ist. Ich stimme Ihnen zu, dass der Turm gewisse Empfindungen auslöst, schon, weil er so tief im Wald liegt. Und mit dem Zimmer oben im Turm erinnert er irgendwie an Rapunzels Turm im Märchen, nicht?«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, sagte Jude. »Es ist eine sehr beunruhigende Geschichte. Stellen Sie sich vor, in einem Turm ohne Tür eingeschlossen zu sein. Und es muss unerträglich schmerzhaft sein, wenn jemand an Ihrem Haar nach oben klettert. Ich wollte immer wissen, warum sie sich den Zopf nicht abgeschnitten und als Seil benutzt hat, um zu fliehen.«
    »Ich vermute, dass sich Männer diese Geschichte ausgedacht haben, meine Liebe«, sagte Chantal, und Jude lächelte, obwohl sie wusste, dass die Antwort nicht ganz so einfach war.
    »Aber diese Geschichten über den Turm«, sagte sie. »Was erzählen sich die Leute in der Gegend? Dass er verwunschen ist?«
    »Die Engländer lieben ihre Gespenstergeschichten, nicht wahr? Manche Leute sagen, sie fühlten sich beobachtet. Und Roberts Großvater war immer überzeugt, dass er als Junge dort seltsame Erfahrungen gemacht habe. Meinte, dass er ganz stark das Empfinden habe, dort würde sich irgendetwas aufhalten, was ihn beobachtet. Genaueres konnte er nicht sagen. Und bei der gerichtlichen Untersuchung über den Tod des jungen Mannes hat jemand ausgesagt, dass dort eine unbeschreibliche Atmosphäre herrscht. Den Unfall habe ich doch sicher erwähnt, oder?«
    Jude erinnerte sich. »Was genau ist passiert?«
    »Es war 1970, Robert war drei Jahre in jenem Sommer. Wir sind nach Brancaster Staithe hochgesegelt und haben ihn das erste Mal mit aufs Boot genommen. Während wir fort waren, sind eines Nachts ein paar junge Leute in den Turm eingebrochen und haben dort eine Party gefeiert. Jemand stürzte vom Turm und war tot. Alle waren damals voll von Drogen. Der Untersuchungsrichter stellte eindeutig fest, dass es ein Unfall gewesen war und dass wir in keiner Weise haftbar gemacht werden konnten, weil der Turm verschlossen war und sie unbefugt auf das Gelände eingedrungen waren. Die Familie des jungen Mannes wollte, dass Starbrough Folly abgerissen wurde, aber andere waren dagegen, weil der Turm so alt ist und zur Geschichte dieser Gegend gehört.«
    »Was für ein schrecklicher Unfall. Die Leute behaupten doch wohl nicht, dass der junge Mann, der abgestürzt ist, jetzt als Gespenst umgeht?«
    »Nein, das habe ich nie gehört. Natürlich war es eine schreckliche Tragödie für die Familie. Der junge Mann war erst zwanzig. Aber junge Leute machen solche Dummheiten, und es ist schwer, sie immer zu beschützen, besonders wenn sie betrunken sind oder Drogen genommen haben.«
    Jude dachte über die Gefahren nach, auf die Mark sich eingelassen hatte. Es waren immer

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