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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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aus dem Schrank im Badezimmer.«
    »Danke.« Jude ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen und merkte, dass irgendetwas anders war. »Ah! Da hast du wirklich einen wunderschönen Teppich gefunden.« Claire war sehr geschickt darin, die Dinge ansprechend zu arrangieren.
    Das Blacksmith Cottage lag am Rande des Dorfes Felbarton und war im siebzehnten Jahrhundert erbaut worden. Es war ein winziges Häuschen, kreuz und quer gemauert und das Dach mit Reet gedeckt. Unten gab es neben der Küche und dem Wohnraum auch ein kleines Esszimmer, das Claire zugleich als Büro diente, oben befanden sich zwei Schlafzimmer und ein Bad. Wenn außer Claire und Summer noch andere Menschen im Haus waren, wirkte es schon überfüllt. Claire, die das Cottage vor zwei Jahren gekauft hatte, als das »Star Bureau« allmählich Gewinn abwarf, hatte das Beste aus seinen malerischen Eigenarten gemacht. Sie hatte sämtliche Balken selbst abgeschliffen und gebeizt und die Fensterbänke und den Putz in Porzellanweiß gestrichen. Wo früher der Kamin gewesen war, stand jetzt ein Holzofen, und rundherum hatte Claire den Raum mit glänzend polierten Kupferpfannen dekoriert. Auf dem farblich unauffälligen Sofa lagen ein blau-weißer Überwurf und Kissen. Der dicke braun-blau gemusterte Teppich vor dem Ofen war nur einer von mehreren hübschen Läufern auf dem Boden.
    Als Jude nach ihrer Reisetasche griff und nach oben ging, bemerkte sie noch etwas, was neu war. »Diese Collagen auf dem Treppenabsatz«, rief sie nach unten, »wirklich sehr schön. Hast du die aus dem Laden mitgebracht?« Es handelte sich um zwei hell strahlende, beinahe mystische Szenen mit Bäumen und Sternen, die aus Baumrinde und bemaltem Papier gearbeitet waren. Die Details waren mit Stift und Tinte gezeichnet.
    »Gefallen sie dir?«, erwiderte Claire. »Summer hat eine Freundin namens Darcey, und deren Onkel macht die Bilder. Ein paar haben wir für das ›Star Bureau‹ mitgenommen. Ich konnte nicht widerstehen und habe auch welche für mich selbst gekauft.«
    Summers Zimmer war eingerichtet wie für eine Märchenprinzessin. Blasse Sterne zierten die Decke. Jude wusste, dass sie im Dunkeln hellgrün schimmerten. Das Rollbett ihrer Nichte war pink und weiß, mit Vorhängen aus pinkfarbenem und silbernem Musselin am Kopfende. Claire hatte die Wände mit scheuen Waldtieren bemalt, die mit ihren großen sanften Augen um die senkrechten Balken zu linsen schienen. Unter den Augen eines hübschen Rehkalbs saß Summer mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und spielte mit ihrem bemalten Puppenhaus aus Sperrholz. Jude ließ die Tasche auf die Matratze fallen, die Claire für sie bereitgelegt hatte, und hockte sich neben Summer, um das Puppenhaus besser betrachten zu können. Erstaunt stellte sie fest, dass das Haus eine exakte Nachbildung des Blacksmith Cottage war, bis hin zu den Schornsteinen und Fenstern.
    »Guck mal, das bin ich«, sagte Summer und zeigte Jude eine Holzpuppe in einer Kleidung, die dem, was sie anhatte, sehr ähnlich war. »Und das ist Mummy.« Die Mutterpuppe war in die Nachbildung eines von Claires Outfits gekleidet: einen langen Baumwollrock, ein Oberteil und zarte baumelnde Ohrringe.
    »Und das ist Pandora.« Die bemalte Porzellankatze war wie ihr Gegenstück im echten Leben schwarz und weiß gefleckt. Summer ließ alle ihre Figuren durch das Puppenhaus tanzen. Die beiden Puppen hatten Gelenke in den Gliedmaßen, sodass Summer sie auf Stühlen sitzen oder, wie das kleine Mädchen, auf dem Fußboden knien lassen konnte.
    »Die sind ja toll. Woher hast du sie?«, fragte Jude und nahm einen kleinen Küchenstuhl aus dem Häuschen, um ihn genauer zu betrachten.
    »Euan hat sie für mich gemacht. Darceys Onkel.«
    »Der, der auch die Bilder an der Treppe gemalt hat?«, hakte Jude nach. Wer auch immer dieser begabte Euan sein mochte, er war offensichtlich für Claire und Summer so etwas wie ein Freund geworden.
    »Hm«, erwiderte Summer ganz in ihr Spiel versunken. »Und jetzt gehst du schlafen«, erklärte sie ihrer Puppe und legte sie auf das Bettchen, das sich in der Nachbildung ihres eigenen Prinzessinnenschlafzimmers befand. »Oder du hast morgen keinen Spaß in der Schule, weil du nicht ausgeschlafen bist. Träum süß, mein Schatz!«
    Jude erinnerte sich, dass Claire ihr erzählt hatte, Summers Träume wären alles andere als süß, streckte die Hand aus und strich dem Mädchen über das Haar. Sollte sie etwas sagen? Aber Summer war mit der Mutterpuppe schon

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