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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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eingewandt. Oft hatte sie darüber nachgedacht, wie sehr Claires Temperament dem ihrer Mutter ähnelte. Valerie konnte ziemlich launisch sein, war oft überfordert durch ihre Verantwortung als Mutter und flüchtete sich häufig in kreischenden Zank und Streit. Ihr Vater war der ruhende Pol in der Familie gewesen, dem alle vertrauten, und sie vermissten ihn schrecklich.
    Jude hatte es immer gehasst, ausgleichend auf Claire einwirken zu müssen. Sie liebte es ruhig und friedlich, war diejenige gewesen, die sich immer anständig benommen hatte, das Kind, das in der Schule gut mitkam, studiert hatte, in einem ordentlichen Job gelandet war und schließlich heiratete. Claire hingegen war zwar auch intelligent, in der Schule aber aufsässig gewesen, hoffnungslos verloren im Sport, weil sie humpelte, und sie hatte es Jude immer vorgeworfen, ihre Aufgaben so pflichtbewusst zu erfüllen. Mit siebzehn hatte Claire ihr Elternhaus verlassen, aber jedes Mal, wenn sie aus einem möblierten Zimmer oder aus irgendeiner fröhlichen Wohngemeinschaft hinausflog, war sie für eine Weile wieder nach Hause zurückgekehrt.
    Nach Weihnachten war Jon nicht wieder aufgetaucht. Und als Jude ihre Schwester ein paar Wochen später angerufen und sich zögerlich nach ihm erkundigt hatte, hieß es nur wegwerfend: »Ach, der!« Und wieder ein paar Monate später hatte sie mit einer gewissen grimmigen Freude verkündet, dass sie schwanger sei.
    Und durch Summer war Claire plötzlich erwachsen geworden.
    »Was glaubst du, wie es Summer geht?«, fragte Claire, während sie die Teller zum Anwärmen in den Ofen schob. Jude konnte das Gesicht ihrer Schwester nicht sehen, nahm aber einen Hauch von Ängstlichkeit in ihrem ungezwungenen Tonfall wahr. Sie hielt es nicht für übertrieben zu behaupten, dass Claire ihr Leben für Summer geben würde.
    Nachdem das Baby geboren war, war es für alle offensichtlich gewesen, dass Claire einen Sinn in ihrem Leben entdeckt hatte. Sie hatte ihren Job auf dem Markt an einem Stand für Secondhand-Klamotten aufgegeben und zusammen mit ihrer Freundin Linda einen eigenen Laden eröffnet. Sie hatte finanzielle Rücklagen gebildet und sich das kleine Häuschen gekauft, das sie sich so wunderbar eingerichtet hatte. Und sie hatte angefangen, ihre Familie mehr und mehr wertzuschätzen, hatte ihre Großmutter regelmäßig besucht, und zum Babysitten oder bei großmütterlichen Ratschlägen hatte sie sich – soweit Valeries umtriebige Art es zuließ – auf diese verlassen. Valeries Umzug nach Spanien war für Claire ein härterer Schlag, als man es erwartet hätte. Und dabei ging es nicht nur ums Babysitten. Claire schien ihre Mutter aufrichtig zu vermissen.
    »Summer kommt mir so fröhlich und unbeschwert vor wie immer«, erwiderte Jude.
    »Ja, das ist sie auch, meistens jedenfalls«, sagte Claire und öffnete den Kühlschrank. »Das finde ich ja gerade so komisch. Wenn sie schlecht träumt, weil sie Stress hat, dann zeigt sie es jedenfalls nicht bei anderen Gelegenheiten.«
    Jude schaute ihrer Schwester zu, die in einer Schublade nach der Küchenschere kramte und schließlich die rosa Tüte mit dem Grapefruitsaft aufschnitt. Claire war immer noch schön wie eine Elfe, das Haar mit den blonden Strähnen so fein wie Summers und auf mittlere Länge geschnitten, sodass es ihr markantes Gesicht betonte. Die Kleidung, die sie in Wohltätigkeitsläden und verrückten Boutiquen erstand, passte immer perfekt zu ihrer schlanken Figur und war farblich so gehalten, dass sie ihren englischen Teint betonte. Wie können Schwestern nur so unterschiedlich sein?, fragte sich Jude und betrachtete ihr eigenes rundes Gesicht und das dicke wellige Haar im Spiegel über dem Waschbecken.
    »Wann hat es denn angefangen mit diesen Träumen?«, fragte sie.
    »Vor ungefähr vier Wochen«, sagte Claire, »am Anfang der Ferien. Nicht jede Nacht, aber ungefähr jede dritte.«
    »Weißt du, es klingt ein bisschen nach den Träumen, die ich als Kind auch immer hatte.«
    »Wirklich? Das hätte ich fast vergessen«, sagte ihre Schwester. »Deswegen hatte ich ja gefragt, ob du in mein eigenes Schlafzimmer ziehen willst. Weil du im Schlaf immer so stöhnst und ächzt. Wann hat es denn aufgehört?«
    Jude zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht mehr. Ich nehme an, dass ich einfach da rausgewachsen bin.« Sie verschwieg den Albtraum, den sie erst kürzlich wieder gehabt hatte. Das war bestimmt nur ein Ausrutscher gewesen.
    »Vielleicht ist es bei Summer dann

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