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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Stimme ist wirklich von Gott gesegnet. Ich hoffe, ich kann Euch noch oft hören.« Galilei rief es so laut, dass seine Frau Angst bekam, er könnte das Kind wieder wecken. »Das könnt Ihr gewiss«, antwortete Vincenzo an Giulias Stelle, »und ihn dabei lehren, noch besser zu werden. Er ist noch lange nicht vollkommen.«
    »Es wird mir eine Freude sein«, erwiderte Galilei und kramte in seinen Schriften, um Giulia die Noten eines weiteren Musikstücks zu zeigen.

VIII .
    D er amüsante Vormittag war der Auftakt für eine ganze Reihe von Besuchen bei der Familie Galilei. Die unterhaltsamen und trotzdem lehrreichen Gespräche mit dem Meister boten Giulia eine willkommene Abwechslung zu den harten Proben in Santa Maria Maggiore. Giovanni Pierluigi war vielleicht der berühmtere Komponist, besaß aber weitaus weniger Humor und behandelte die Sänger seines Chores oft wie seine persönlichen Sklaven.
    Er hatte eine neue Messe geschaffen, die zum Gedenken an Marcellus  II ., einem Vorgänger des jetzigen Papstes, aufgeführt werden sollte. Und er hatte den Ehrgeiz, mit diesem Werk vor den Großen Italiens zu brillieren. Zu diesem Zweck ließ er den Chor tagtäglich viele Stunden lang üben, so dass Giulia sich die Zeit für ihre Besuche bei Galilei fast von ihrem Schlaf stehlen musste. Für eigene Auftritte hatte sie keine Zeit mehr.
    Sie erhielt von Pius  IV . ein recht ansehnliches Gehalt, aber das reichte gerade für die Miete und den Lebensunterhalt. Zu ihrer Verwunderung drängte ihr Vater sie nicht, Geld für sein Vergnügen hinzuzuverdienen. Sie sah ihn kaum noch, da er nur selten in der gemeinsamen Wohnung schlief. Giulia freute sich für Vincenzo, der das winzige Zimmer meist für sich hatte. Trotzdem hätte sie gerne gewusst, wo ihr Vater sich aufhielt. Um Gewissheit zu haben, fragte sie Beppo aus. Der konnte ihr nur berichten, dass ihr Vater sich beinahe die ganze Zeit über in einem bekannten Kurtisanenhaushalt aufhielt und mit den Mädchen dort sehr vertraut zu sein schien.
    Giulia wusste, dass die Dienste in solchen Häusern nicht gerade billig zu haben waren und fürchtete sich bereits vor den Forderungen, die ihr Vater früher oder später an sie richten würde. Zu ihrer Verwunderung verlangte er ihr jedoch keinen blanken Scudo ab. Wenn er wirklich einmal mit ihr und Vincenzo zusammen speiste, wirkte er so zufrieden, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Er summte gängige Lieder, zog das ein oder andere Mal ein Notenblatt aus der Tasche, um es zu studieren, und schien seit neuestem auch wieder zu komponieren.
    Sie wusste nicht, dass er in der Casa Rivaccio unter dem Namen Giroli als Musiker auftrat und die Gäste unterhielt. Da die dankbare Hausherrin mit Lohn nicht geizte, konnte Girolamo Casamonte sich beinahe jeden Abend ein Mädchen aussuchen, das gerade keinen Freier empfing. Manchmal bat er aber auch nur um ein Glas Wein und unterhielt sich mit Donatella Ri-vaccio. Sie war eine angenehme Gesprächspartnerin und das heimliche Ziel seiner Wünsche. Er wagte es jedoch nicht, sie zu fragen, ob er mit ihr schlafen dürfte.
    Giulia ahnte nichts von den Gedanken und Begehrlichkeiten ihres Vaters und war trotz gewisser Sorgen froh, ihn nicht mehr die ganze Zeit ertragen zu müssen. Bald kam es ihr so vor, als wäre sie allein mit Vincenzo und dem Dienerpaar in die heilige Stadt gereist.
    An einem der Tage, an denen sie die Übungsstunden früher verlassen konnte, um die Galileis zu besuchen, war der Meister selbst nicht zu Hause. Seine Frau begrüßte sie erleichtert. »Willkommen, Messer Casamonte. Ihr kommt mir wie gerufen. Galileo hat schon wieder die ganze Nacht geschrien und weint immer noch. Wärt Ihr so lieb und singt ein wenig für ihn? Er liebt Eure Stimme so sehr. Wenn er groß ist, wird er gewiss ein Komponist wie sein Vater werden.«
    »Oder auch nicht, weil er sich mit mir nicht messen lassen will.« Vincenzo Galilei war eben von seiner Besorgung heimgekehrt und hatte die letzten Worte seiner Frau vernommen. Er grüßte Giulia herzlich und lud sie ein, sich die Komposition anzusehen, die er im Auftrag Vincenzos für sie geschrieben hatte. »Ich weiß, Ihr habt nichts anderes mehr im Sinn als Palestrinas neueste Messe. Wie hat er sie genannt? Ach ja – Missa Papae Marcelli. Er wird sicher Furore damit machen. Aber vielleicht könnt Ihr Euch meine kleine Melodie kurz einmal ansehen.«
    »Gerne. Ich bin froh, zwischendurch etwas anderes singen zu können als die neue Messe. Meister Pierluigi mag

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