Die Kastratin
niemals Streit mit ihren Mädchen angefangen hatte. Darüber hinaus war er ein angenehmer Gesprächspartner und ein brauchbarer Musiker, der nicht nur dem deutschen Grafen aufgespielt hatte. Donatella Rivaccio hatte durchaus bemerkt, wie sehr er sie bewunderte, und sich heimlich darüber amüsiert. Jetzt aber wurde ihr klar, welche Macht sie über ihn besaß. Die behielt sie auch dann, wenn sie ihn zur Belohnung von Zeit zu Zeit mit einer ihrer Kurtisanen schlafen ließ.
Sie lächelte ihn kokett an. »Wenn Ihr mir wirklich helfen wollt, müsst Ihr mich heiraten, Messer Casamonte.«
Giulias Vater schluckte überrascht und verschlang sie gleichzeitig mit den Augen. »Warum nicht? Ihr seid besser als jede andere Frau, die ich kenne, und ich fühle mich in Eurem Haus wohl.«
»Ihr könntet aber nicht mehr so wie jetzt die Betten wechseln«, setzte sie lauernd hinzu.
Casamonte fasste sie um die Taille und zog sie an sich. »Du hast mir schon immer viel besser gefallen als deine Mädchen, meine liebe Donatella.«
Dabei wanderte seine Rechte über ihren Rücken nach oben und blieb schließlich auf ihren tief dekolletierten Brüsten liegen. Als er jedoch seine Finger zwischen die schwellenden Hügel schieben wollte, schüttelte sie den Kopf und wies hinaus auf den Turm des kleinen Kirchleins San Angelo. »Wenn Ihr es wirklich ernst meint, sollten wir jetzt zu Pater Antonio gehen und unseren Bund segnen lassen. Danach steht Euch die Pforte meines Zimmers offen, und nicht nur diese.«
Statt einer Antwort nahm Casamonte sie bei der Hand und führte sie ins Freie. Auf dem Weg zur Kirche kamen ihm Zweifel. Er versuchte, sich darüber klar zu werden, ob er richtig handelte. Aber die Heirat schien nicht nur richtig, sondern sogar das Beste für ihn zu sein. Donatella Rivaccio bot ihm das, was er seit seiner Flucht aus Saletto am meisten vermisst hatte, eine Heimat. Bei ihr war er kein lästiges Anhängsel wie bei seiner Tochter. Für einen Augenblick dachte er daran, dass er Giulia vorher von seinem Entschluss hätte informieren sollen. Doch da ragte schon das kleine Kirchlein vor ihm auf, und es gab kein Zurück mehr.
Der Priester war ein kleiner Mann in einer fadenscheinigen Kutte, der sich freute, seine schmale Kasse durch eine Trauung aufbessern zu können. Er wünschte allen Segen des Himmels auf das Paar herab und fragte diensteifrig: »Wen darf ich in das Kirchenbuch einschreiben?«
»Die Signora Donatella Rivaccio und mich, Girolamo Giroli aus Ferrara.« Fassi-Casamonte nahm ohne mit der Wimper zu zucken einen weiteren Namenswechsel vor und sah zufrieden, wie Pater Antonio seine Feder in das Tintenfass tauchte und die Urkunde ausstellte. Der nunmehrige Signore Giroli bedankte sich herzlich bei dem Priester und drückte ihm ein Fünfdukatenstück mehr in die Hand. »Für Eure Armen, ehrwürdiger Vater.«
Pater Antonio steckte glücklich lächelnd die Münze ein und segnete den Bund zwischen der ehemaligen Kurtisane und dem ebenso ehemaligen Kapellmeister des Grafen von Saletto mit einer Inbrunst, als stünde ein junges, unschuldiges Paar vor ihm.
Kurze Zeit später half Fassi-Casamonte-Giroli seiner neuen Frau mit bebenden Händen aus den Kleidern, trat dann einen Schritt zurück und sah sie bewundernd an. Sie war tatsächlich so schön und üppig, wie er es sich gewünscht hatte. Er spürte, wie sein Glied steif wurde und vor Gier fast zu bersten schien. Es war ganz anders als bei Giulias Mutter. Donatella konnte er so lieben, wie er wollte, ohne dass sie es sofort als Sünde auffasste.
Donatella fühlte seinen Blick auf ihrer Haut brennen und wurde für einen Moment unsicher, als er keine Anstalten machte, aus seinen Kleidern zu steigen, um sich zu ihr zu legen. Ihr Blick suchte unwillkürlich die Schamkapsel seiner Hose, und sie spürte mit einem Mal ein starkes Verlangen nach ihm, wie sie es schon lange bei keinem Mann mehr empfunden hatte. In ihrer Zeit als Kurtisane hatten die Männer zwar viel Geld in ihren Händen gelassen, sie aber zum Ausgleich dafür wie einen Gegenstand benutzt. Sie hatte nie gedacht, je etwas Ähnliches wie Liebe empfinden zu können. Ihr frisch gebackener Ehemann gefiel ihr, und sie gierte förmlich danach, sein Glied in sich zu spüren. Sie wusste nicht, ob dies die Gedanken einer ehrbaren Frau waren. Aber genau dazu hatte er sie eben gemacht.
XII .
G iulia erfuhr nichts von den Veränderungen im Leben ihres Vaters. Sie bekämpfte ihre körperliche Schwäche und konzentrierte sich
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