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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bedrängen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass ich nicht ehrenhaft bin?«
    »Ich habe nichts dergleichen angedeutet. Es ist nur so, dass nach Ansicht der Berater des Heiligen Vaters ein Haus wie das Eure unter die Aufsicht eines Mannes gehört.«
    »Als wenn ein Mann ein Kurtisanenhaus besser führen könnte als ich«, erwiderte Signora Rivaccio bissig. »Die Berater Seiner Heiligkeit sind dieser Meinung, und ich bin es auch.« Matoni schien die Macht zu genießen, die er über die Frau vor ihm besaß. Casamonte wäre am liebsten in den Raum gestürmt, um den unverschämten Kerl hinauszuwerfen. »Was wollt Ihr von mir, Matoni? Mir noch immer mehr Geld abpressen, bis ich mein Haus aufgeben und es Euch für ein Linsengericht überschreiben muss?«, hörte er seine Gastgeberin sagen.
    »Da wir den Weisungen des Heiligen Vaters folgen müssen, ist es notwendig geworden, Euer Haus unter die Vormundschaft der Behörden zu stellen. Ihr werdet es in meinem Auftrag weiterführen und erhaltet selbstverständlich ein festes Gehalt.«
    Damit war die Katze aus dem Sack. Casamonte hörte seine Gastgeberin aufschreien und öffnete die Tür. Matoni saß wie ein fetter, selbstzufriedener Frosch auf seinem Stuhl und bedachte Donatella Rivaccio mit einem spöttischen und gleichzeitig gierigen Blick. Diese trat mit geballten Fäusten auf ihren Peiniger zu und schien zu überlegen, ob sie ihn schlagen oder ihm besser gleich die Augen auskratzen sollte. »Es ist mein Haus, Signore, von meinem Geld bezahlt, und es sind meine Mädchen, die ich mit viel Mühe ausgesucht und ausgebildet habe. Ihr könnt sie mir nicht so einfach wegnehmen, nur weil es Euch so passt.«
    Matoni schien ihre hilflose Wut zu genießen. »Ob mir etwas passt oder nicht, interessiert die hohen Herren um Seine Heiligkeit recht wenig. Sie machen die Gesetze, und ich habe sie auszuführen.«
    Donatella Rivaccio schüttelte wild den Kopf. »Ich gebe mein Haus und mein Gewerbe nicht auf, nur weil es einem purpurgewandeten Birettträger so gefällt.«
    »Wenn Ihr störrisch seid und den Schutz des Heiligen Vaters verschmäht, sehen wir uns gezwungen, Euer Haus zu beschlagnahmen und Euch des Landes zu verweisen. Eure Nichten erhalten dann eine neue Leiterin, die sich nicht sträubt, sich den Gesetzen zu beugen.«
    Casamonte räusperte sich, um den anderen auf sich aufmerksam zu machen. »Den Heiligen Vater als Schutz für ein Kurtisanenhaus zu bemühen, finde ich doch etwas übertrieben, Signore. Ich finde, dass der Schutz, den ich Signora Rivaccio geben kann, vollkommen genügt.«
    Matoni riss es herum. Er wedelte mit den Händen, als wolle er den Störenfried vertreiben, schien dann erst zu begreifen, was sein Gegenüber gesagt hatte. »Was habt Ihr Euch da einzumischen? Wenn diese Hurenmutter glaubt, sich hinter einem Ihrer Freier verstecken zu können, hat sie sich getäuscht. Die päpstlichen Behörden lassen sich nicht für dumm verkaufen.«
    Casamonte ließ sich von dem wütenden Funkeln seiner Augen nicht beeindrucken. »Lasst die päpstlichen Behörden aus dem Spiel! Ihr sprecht doch nur für Euch und Eure geldgierigen Freunde. Doch Ihr werdet Euch ein anderes Opfer suchen müssen. Und nun arrivederci, Signore. Ihr habt sicher noch andere Besuche vor Euch.«
    Matoni sah aus, als würde er jeden Moment platzen. Die gelassene Ruhe, die sein Gegenüber ausstrahlte, irritierte ihn. Casa-monte sah aus wie ein Mann, der alle Trümpfe in der Hand hatte. Matoni musste zu großes Aufsehen vermeiden, wenn er nicht wollte, dass seine Vorgesetzten darauf kamen, wie er die Bordellwirte und Kurtisanenhäuser in seinem Bezirk schröpfte. Da war es besser, erst einmal gute Miene zu machen und abzuwarten, wie sich die Sache entwickeln würde. »Ich bin in der Tat sehr beschäftigt. Guten Tag«, beschied er Giulias Vater mit hochmütiger Stimme und verließ das Haus. Signora Rivaccio wartete am Fenster, bis er die Straße betreten hatte, und wandte sich mit einem tiefen Seufzer an Giulias Vater. »Ich danke Euch für Eure Unterstützung, Messer Casamonte. Doch ich fürchte, Ihr werdet mir nicht helfen können. Leute wie dieser Matoni wühlen so lange in ihren Akten, bis sie ein Gesetz finden, mit dem sie unsereins um Hab und Gut bringen können.«
    Sie wollte sich gerade mit einer resignierten Geste setzen, als sie plötzlich scharf einatmete und Casamonte durchdringend musterte. Sie erinnerte sich an seine höflichen Manieren und auch daran, dass er im Gegensatz zu anderen Kunden

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