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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entgegenstellte. Aber vielleicht ahnte Pius  IV . auch gar nichts davon, was sein Gesandter plante. Eines aber war sicher – der Gott, zu dem sie ihre Gebete erhob, würde niemals einen Meuchelmord gutheißen, ebenso wenig, wie er die Scheiterhaufen guthieß, auf denen in seinem Namen Menschen verbrannt wurden.
    Kurz entschlossen machte sie sich auf den Weg. Die Wachen am Tor kannten sie und ließen sie wie immer anstandslos passieren. Obwohl es bereits dunkelte, erreichte sie das Palais Koloban ohne Schwierigkeiten. Vor dem Gebäude blieb sie noch einmal stehen und lauschte kurz in sich hinein, ob sie wirklich eintreten sollte. Der Wunsch, Christoph von Württemberg vor den Klingen einiger Mordbuben zu bewahren, war stärker als alle Bedenken. Sie schlug den Türklopfer an und erklärte dem Diener, der ihr öffnete, dass sie Graf Koloban sprechen wolle.
    Der Lakai erkannte sie und ließ sie ein. »Nehmt bitte in der Vorhalle Platz. Ich werde Seiner Erlaucht von Eurer Ankunft berichten«, erklärte er und stolzierte mit gravitätischen Schritten davon.
    Zu jeder anderen Zeit hätte Giulia sich über ihn amüsiert. Heute hatte sie jedoch weder einen Blick für den bunt uniformierten Diener noch für die prächtig ausgestattete Halle. Nervös lief sie hin und her und überlegte, wie sie dem Grafen ihre Warnung übermitteln sollte, ohne sofort Unglauben zu erregen. »Casa-monte. Das ist aber eine Überraschung.« Ladislaus Koloban kam selbst die Treppe herab, um seinen unerwarteten Besucher zu begrüßen.
    Giulia wirbelte herum, eilte auf ihn zu und küsste ihm dankbar die ihr entgegengestreckte Hand. »Der Madonna und allen Heiligen sei Dank, dass ich Euch antreffe.«
    Koloban hob verwundert die Augenbrauen. »Ihr hört Euch an, als wären sämtliche Teufel der Hölle hinter Euch her, wenn Ihr diesen Vergleich entschuldigen wollt.«
    Giulia sah sich ängstlich um und fasste ihn dann am Ärmel seines violetten Wamses. »Ich komme, um Euch zu warnen.«
    »Warnen, wovor?« Der Graf wirkte sofort angespannt.
    »Ich habe erfahren, dass ein Mordanschlag auf den Herzog von Württemberg geplant ist.«
    »Piccolomini!« Koloban sagte nur dieses eine Wort, doch es klang wie ein Fluch. Jetzt war es an ihm, sich umzusehen. Anscheinend war ihm die Halle nicht sicher genug, denn er packte Giulia seinerseits mit einem festen Griff am Arm und zog sie hinter sich her. Erst in seinem eigenen Zimmer ließ er sie los und bot ihr einen Stuhl an. »Jetzt erzählt mir, was Ihr erfahren habt.«
    Giulia missachtete den angebotenen Stuhl und lief wie ein gefangenes Tier durchs Zimmer. »Ich weiß nicht, wie ich es Euch erklären soll. Ich habe nicht absichtlich gelauscht, aber die Worte waren deutlich für mich zu verstehen. Ich habe sehr gute Ohren, wisst Ihr.«
    »Gut, dass Ihr mich warnt. Ich werde mich demnächst in Eurer Gegenwart vorsehen«, antwortete der Graf mit einem misslungenen Lachen.
    Giulia fuhr empört auf. »Das ist nicht zum Lachen.«
    »Damit habt Ihr Recht.« Der Graf starrte durch das Fenster ins Freie, drehte sich dann zu Giulia um und forderte sie auf, sich endlich hinzusetzen. »Mit Eurem Herumgerenne macht Ihr mich nervös«, behauptete er und tat dann genau das, was er eben bei Giulia kritisiert hatte.
    Giulia sah ihm einen Moment bei seiner Wanderung durch das Zimmer zu und begann dann ihren Bericht. Graf Koloban unterbrach sie kein einziges Mal. Schließlich nickte er und bedankte sich bei ihr. »Ihr habt Euch großen Verdienst um das Reich erworben, Casamonte. Ich wage nicht auszudenken, was passieren würde, hätte der Anschlag dieser feigen Mordbuben Erfolg. Es würde die Stellung des Kaisers bei den protestantischen Reichsständen und deren Vertrauen in die guten Absichten der ehrlichen Mitglieder der katholischen Reichsstände gründlich zerstören.«
    Giulia atmete auf. »Ihr warnt also den Herzog. Ich meine, weil Ihr selbst Katholik seid.« Das Letzte war ihr eben erst eingefallen und ließ sie einen Augenblick lang das Schlimmste befürchten.
    Koloban fuhr mit der Faust durch die Luft. »Natürlich warne ich ihn. Ich werde noch heute Nacht aufbrechen und ihm die Nachricht persönlich überbringen. Dann komme ich vor dem Baiernherzog und seinen Leuten dort an. Seid Ihr ganz sicher, dass die Mörder in Herzog Albrechts Gefolge zu finden sind?«
    »Das hat Piccolomini zu de Vega gesagt.«
    »Gut, dann gibt es nichts mehr zu bereden. Vergebt mir, wenn ich mich Euch nicht länger widmen kann. Doch Eure

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