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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in das Geheimnis einweihen dürfe. »Mein Plan ist so einfach, dass dabei nichts schief gehen kann. Bevor ich nach Wien reiste, habe ich an unsere Brüder in Ingolstadt geschrieben und sie gebeten, einige zuverlässige Männer auszuwählen, die Herzog Albrecht an den Hof des Kaisers begleiten und Christoph von Württemberg mit einem gezielten Degenstoß aus dem Weg räumen sollen.«
    »Ihr wollt den Württemberger ermorden lassen?« De Vega schrie die Worte so laut hinaus, dass Giulia vor der Tür zusammenzuckte. »Narr, der Ihr seid! Mäßigt Eure Stimme. Oder wollt Ihr unsere Angelegenheiten in alle Welt hinausposaunen?«
    »Verzeiht, Monsignore. Die Kühnheit Eures Planes hat mich erschreckt.« De Vegas Stimme klang zerknirscht. »Warum habt Ihr die Meuchelmörder denn nicht selbst mitgebracht? Das wäre doch sicherer gewesen, als diesen Umweg über Ingolstadt zu beschreiten.«
    »Überlegt doch selbst. Was würde unserer Sache mehr schaden als der leiseste Hauch eines Verdachts, einer von uns könnte bei dem Tod des Württembergers die Hand im Spiel haben? Wenn der Ketzer Christoph von ein paar Baiern umgebracht wird, kann dies alle möglichen Gründe haben. Die beiden Herzöge sind sich bekanntermaßen spinnefeind, und auf jeder Seite gibt es Männer, die darauf lauern, den Streit zwischen ihnen mit einem schnellen Schwertstreich zu beenden.«
    »Ihr seid nicht nur kühn, sondern auch klug.« De Vegas Stimme klang nun äußerst devot.
    »Deswegen hat man mir diese schwierige Mission anvertraut.« Piccolomini schien das Lob des Spaniers geradezu einzusaugen.
    Giulia starrte empört die Tür an und ballte die Fäuste. Am liebsten hätte sie dem päpstlichen Gesandten ihre Verachtung ins Gesicht geschleudert. Sie war so im Aufruhr ihrer Gedanken gefangen, dass sie zunächst nicht auf die Schritte achtete, die sich von innen der Tür näherten. Sie kam erst wieder in die Gegenwart zurück, als die Klinke niedergedrückt wurde. Zu ihrem Glück verharrte derjenige aber noch einen Moment, bevor er öffnete. Das reichte Giulia, um im Halbdunkel des Korridors zu verschwinden. Als de Vega kurz darauf das Zimmer des Gesandten verließ, achtete er nicht auf den Schatten, der sich hinter der nächsten Ecke gegen die Wand drückte.
    Giulia hatte Angst, der spanische Priester würde im Vorbeigehen ihren Herzschlag hören, so laut pochte es in ihrer Brust. Atemlos verharrte sie, bis seine Schritte in den Tiefen der Korridore verklungen waren. Dann kehrte sie zu der Tür zurück, hinter der Piccolomini gewiss schon auf sie wartete. Sie traute sich aber nicht anzuklopfen und einzutreten, denn sie war sich sicher, ihr Gesicht und ihre ganze Haltung würden ihm verraten, dass sie ein unerwünschter Mitwisser seines düsteren Geheimnisses geworden war. So entschloss sie sich, seinen Befehl zu missachten, und kehrte in ihre Kammer zurück.
    Dort warf sie sich aufs Bett und barg den Kopf in den Händen. Verzweifelt fragte sie sich, was sie tun sollte. Als Untertanin des Papstes und noch dazu in seinen Diensten stehend hätte sie eigentlich vergessen müssen, was sie gehört hatte. Wenn Piccolominis Meuchelmörder Christoph von Württemberg niederstachen, so geschah das im Auftrag der allselig machenden Kirche und musste von ihr sogar gebilligt werden, denn es traf ja einen Feind des Papstes. Ihr ganzes Wesen lehnte sich jedoch gegen diese Vorstellung auf. Ein Mord war ein Mord, selbst wenn er im Namen des Glaubens ausgeführt wurde. Außerdem war der Herzog freundlich zu ihr gewesen, und sie empfand eine starke Sympathie für ihn. Dann sagte sie sich wieder, dass ihr die Hände gebunden waren. Sie selbst war nicht in der Lage, ins kaiserliche Heerlager zu reisen, um den Württemberger zu warnen, und es gab auch niemand, der diese Mission für sie übernehmen konnte. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, Vincenzo aufzusuchen und ihn einzuweihen. Sie wusste jedoch weder, wie Vincenzo sich als Katholik zu der Sache stellen würde, noch, ob Christoph von Württemberg eine Warnung, die ihm ein ihm so gut wie unbekannter Italiener überbrachte, überhaupt ernst nehmen würde.
    Plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie war ja eine Närrin. Es reichte, wenn sie diesen perfiden Plan an Graf Koloban weiterleitete, der im Auftrag des Kaisers in Wien geblieben war. Er würde wissen, was zu tun war.
    Giulia war sich nicht sicher, ob sie nicht eine große Sünde beging, wenn sie sich den Plänen des Heiligen Vaters

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