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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Julia hinterher, dann drehte er sich wortlos um und verschwand zwischen den Bäumen in Richtung College.
    Katie folgte Julia. Doch sie konnte die Stimme aus ihrem Kopf nicht verdrängen. Es war die Stimme aus dem Fahrstuhl.
    Dort oben wird jemand sterben, Katie.

10
    D er Weg, der am Ufer des Lake Mirror entlangführte, war schon längst zu einem unwegsamen Pfad geworden, der rechts bald von Laubwald, dichtem Gebüsch, Dickicht und dann wieder von Felsen gesäumt war. Es kostete zwar zunehmend mehr Zeit und Kraft, überhaupt einen Weg zu finden, doch Katie wurde immer gereizter.
    Links breitete sich der See aus, und da kein Wind wehte, lag die Wasseroberfläche reglos vor ihnen, fast unwirklich.
    Katie sehnte sich förmlich nach Anstrengung, danach, sich endlich in das Abenteuer zu stürzen, das sie nun schon so lange in ihrem Kopf geplant hatte.
    Stattdessen waren die einzigen Hindernisse, die sie zu überwinden hatten, ein paar Steine, Felsbrocken und umgestürzte Bäume.
    Schon längst hatten sie auf der gegenüberliegenden Seeseite das Bootshaus entdeckt und der Solomonfelsen, der vor einigen Monaten für so viel Aufregung gesorgt hatte, war immer deutlicher zu sehen. Doch Katie hatte keinen Blick dafür. Immer wieder hatten ihre Augen die gigantische Steilwand des Ghost gesucht, die rechts von ihnen in die Höhe ragte. Die Gipfel dahinter spiegelten sich in der Ferne im Wasser, die Sicht war fantastisch. Und doch wurde Katie das merkwürdige Gefühl nicht los, dass die runde Kuppe des Ghost sich eher entfernte, als näher zu kommen.
    Katie seufzte. Sie musste aufpassen, nicht schon jetzt zu ungeduldig zu werden. Aber es nervte sie zunehmend, dass Paul die Führung übernommen hatte. Als sei das Ganze seine Idee, dachte Katie gereizt und es machte sie aggressiv, wenn er immer wieder stehen blieb, die Karte hervorzog und zusammen mit Chris und David überprüfte. Es kam ihr vor, als wollte er sie bewusst provozieren, ihr zeigen, dass sie auf ihn angewiesen war.
    Sie selbst lief neben Julia her. Sie wechselten kaum ein Wort, stattdessen hing Julia ihren eigenen Gedanken nach. Der Einzige, der vergnügt und fröhlich wirkte, war Benjamin. Zu nervös, um ein gleichmäßiges Tempo einzuhalten, wechselte er ständig die Richtung. Manchmal lief er rückwärts vor ihnen her, die Kamera auf sie gerichtet, redete irgendwelchen Unsinn über Geheimnisse, Legenden und Risiko, dann wieder fiel er zurück oder verschwand irgendwo im Gebüsch, um dann weit vor ihnen wieder aufzutauchen.
    Das Schweigen der anderen ging Katie ebenso auf die Nerven wie Pauls Verhalten. Sie dachte daran zurück, wie sie mit Sebastien hatte schweigen können – aber das war etwas anderes gewesen. Sie hatten nie viel reden müssen, sie hatten sich auch so verstanden. Von Anfang an war das so gewesen.
    Katie hatte Sebastien bei einem dieser Empfänge kennengelernt, zu denen ihre Eltern sie ständig mitschleppten. Irgendeine dieser Charity-Veranstaltungen, wo Politiker und Prominente einen winzigen Bruchteil ihres Vermögens für den Hunger in Afrika, irgendeine aktuelle Katastrophe oder krebskranke Kinder spendeten. Jedenfalls war es ein Abend, bei dem Katie sich wünschte, all die Leute würden selbst krebskrank werden, damit sie nicht länger diese Bemerkungen ertragen musste, mit denen sich die Leute bei ihren Eltern einschleimten, von wegen was für ein kluges und hübsches Mädchen sie doch wäre. Manchmal dachte Katie tatsächlich, die ganzen Leute auf diesen Empfängen hätten irgendeinen Chip in ihrem Sprachzentrum implantiert, der dieses verlogene Partygesülze abspielte.
    Jedenfalls hatte Katie sich fürchterlich gelangweilt und irgendwie hatte sie plötzlich gespürt, dass jemand sie beobachtete. Ein Junge, dessen Eltern sich mit ihren unterhielten, starrte sie an. Und sie...sie hatte seinen Blick erwidert und es war wie eine Offenbarung gewesen.
    Hätte jemand Katie vorher erklärt, Gedankenübertragung sei möglich, hätte sie ihn ausgelacht, wenn nicht sogar verachtet. Denn Telepathie stand ebenso wenig wie Romantik auf ihrem Radar. Andererseits, das, was zwischen ihr und Sebastien an diesem Abend innerhalb von wenigen Sekunden ablief, hatte mit Romantik so viel zu tun wie – Klettern mit Treppensteigen.
    Sie hatten sich angesehen und es war, als ob ihre Blicke quer durch den Raum SOS-Signale sendeten.
    Sebastien war unglaublich gut aussehend – einer dieser Typen, die Katie nach Möglichkeit sofort wieder ignorierte. Jungs, die Wert

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