Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
sagte: »Leute, das müsst ihr euch ansehen!«

16
    S teinzeitgraffiti. Das ist der helle Wahnsinn. Mann, die müssen uralt sein.« Benjamin war neben Chris getreten und musterte die Bilder an der Wand.
    Katie stöhnte entsetzt auf bei dem Gedanken, was jetzt kam. Und tatsächlich – Benjamin warf seinen Rucksack zu Boden und dann hatte er auch schon die Kamera in der Hand.
    »Was meint ihr?« Paul leuchtete über die Wand. »Was haben diese Malereien zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Chris.
    »Vielleicht war das mal eine Kultstätte der Ureinwohner«, spekulierte Paul weiter.
    »Ich weiß ja nicht, ob die schon Smileys kannten.« Benjamin lachte. »Nein, da hat irgendwer einfach auf den alten Bildern herumgeschmiert. He, Katie, warst du das etwa? Da steht dein Name!«
    Selbst im Halbdunkel spürte Katie, wie die anderen sie anstarrten.
    »Sehe ich so aus, als wäre ich drei Jahre alt und würde noch Wände anmalen? Checkt ihr eigentlich gar nichts? Schaut genauer hin, dann kommt euch vielleicht eine Idee, wer vor uns hier war und die ursprünglichen Bilder mit seinen albernen Kritzeleien zerstört hat.«
    Stille.
    Es war Julia, die als Erste begriff. Ihre Stimme war ganz tonlos, als sie nachzählte. »Eins, zwei, drei...es sind genau acht Strichmenschen.«
    Benjamin lachte abermals auf. »Okay, dann wissen wir ja endlich, was mit unseren verschwundenen Studenten geschehen ist. Vermutlich haben die denselben Weg wie wir gewählt. Und da das hier eine uuuuuralte, indianische Kultstätte ist, haben sie mit dem Peace-Zeichen und ihren Schmierereien den schrecklichen Zorn der Götter auf sich gezogen, die sie für alle Zeiten verflucht haben.« Er legte den Kopf zurück und stieß ein Geheul aus, das die gegenüberliegende Felswand als Echo zurückgab.
    Unwillkürlich lief Katie ein Schauer über den Rücken.
    »He.« Katie wollte etwas sagen, doch da fauchte Julia bereits mit einem Seitenblick auf Ana, deren Miene sich versteinert hatte: »Hör sofort auf mit dem Scheiß!«
    Benjamin hob beide Arme. »Sorry, Babe«, sagte er. »Wusste ja nicht, wie zart besaitet du bist.«
    Chris trat an die Wand, überlegte einige Sekunden und stellte sich dann mit dem Rücken an den Felsen. »Julia, komm mal. Ich wette, rechts von mir stand ein Mädchen. Vielleicht sind das ihre Initialen in dem Herzen.«
    Doch Julia rührte sich nicht. Katie spürte, dass ihre Freundin aus irgendeinem Grund völlig aufgewühlt war. Was Chris allerdings nicht zu bemerken schien. Oder er ignorierte es einfach.
    Er brachte seinen Körper genau in die Position, dass der Umriss mit seinem übereinstimmte, und zog Julia zu sich heran. Seine Hand berührte die Silhouette daneben. »Ich glaube, sie haben sich an den Händen gehalten. Da war noch alles in Ordnung. He, Ben, das musst du filmen.«
    Natürlich ließ Benjamin sich das nicht zweimal sagen. »Coole Idee. Julia, geh mal dichter an Chris heran.«
    »Ja, Süße!« Chris zog Julia mit einer großen Geste an sich. »Ich wollte dich schon immer mal vor einer indianischen Kultstätte küssen. Wer weiß, was die Götter dazu sagen?«
    Katie konnte nicht beurteilen, ob Chris’ Verhalten nun absichtlich gemein oder eher gedankenlos war. Aber sie sah Julias Reaktion darauf. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Mischung aus Entsetzen und Abscheu. Im selben Moment trat David einen Schritt auf sie zu – und dann passierte etwas, was Katie völlig überraschte. Ihre Mitbewohnerin, die sie eigentlich als still und zurückhaltend kannte und die eben noch alle eingeschworen hatte, in jedem Fall zusammenzubleiben, rannte einfach los. Ohne ein Wort zu sagen, steuerte sie auf den dunklen Stollen zu und im nächsten Moment verschluckte sie die Dunkelheit.
    Alle starrten Julia entsetzt nach.
    »Julia«, schrie David angstvoll, »komm zurück!«
    Aber nichts passierte. Julia tauchte nicht wieder auf.
    »Ihr denkt, das Ganze sei Kinderkram«, hörte sie Ana sagen. Sie löste sich aus dem Halbschatten, von dem aus sie die Szene schweigend beobachtet hatte, wie es ihre Art war. »Ein Spaß. Aber das ist es nicht. Dieser Berg hier über uns – ihn zu bezwingen, bedeutet, sich selbst aufs Spiel zu setzen. Und ja – ihr habt recht.«
    »Recht? Womit?«, fragte David und aus seiner Stimme war gleichermaßen Nervosität wie Besorgnis zu hören. »Was meinst du?«
    »Diejenigen, die diese Höhlenbilder mit ihren albernen Sprüchen und Kritzeleien zerstört haben, haben damit einen Fluch auf sich gezogen. Aber nicht,

Weitere Kostenlose Bücher