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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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erschien, und die Jubelschreie der anderen, die kurze Zeit später folgten, waren das Beste, was sie seit Langem erlebt hatte. Ja, die Szene, die sich nun abspielte, musste von oben aussehen, als seien ein paar Verrückte aus der Gefangenschaft entlassen worden. Nicht nur Benjamin führte Freudentänze auf. Auch alle anderen schrien sich heiser und das Gelächter musste bis nach Fields zu hören sein.
    Das Ganze war wirklich zum Brüllen komisch, denn jeder von ihnen war so kohlrabenschwarz im Gesicht, als seien sie aus einem Kamin gekrochen.
    »Wie ihr ausseht!«, keuchte Julia. »Wie die totalen Freaks! Zum Fürchten.«
    »Wir sind ja auch Freaks.« Chris nahm Julia und hob sie hoch in Luft.
    »Yeah!« Katie stieß triumphierend die Faust nach oben.
    Ja! Wenn sie das geschafft hatten, dann konnten sie alles erreichen!
    Morgen würde sie, Katie West, auf dem Gipfel des Ghost stehen! Und nichts und niemand würde sie daran hindern.

    Nachdem die erste Euphorie sich gelegt hatte, sah sie sich um. Der Tunnel hatte sie auf die Rückseite der Bergkette geführt. Links blickte sie hinunter in ein extrem schmales Seitental, das völlig von Bergwänden und Gipfeln eingeschlossen war.
    Sie waren mitten im Hochgebirge gelandet. Felswände stachen in die Luft und die Berghänge waren nicht mehr als Geröllfelder. Die Baumgrenze schienen sie bereits hinter sich gelassen zu haben. In dieser Höhe wuchsen nur noch verkrüppelte Bäume und karge Büsche.
    Und dieser Himmel! Nach der Dunkelheit in der Höhle erstrahlte er in einem Blau, dessen Name man erst noch erfinden musste. Keine einzige Wolke stand am Himmel. Und nicht einmal die runde Kuppe des Ghost, die jetzt zu ihrer Linken aufragte, wurde von Wolkenschleiern verhüllt wie so oft. Katie ließ sich auf den Boden fallen und legte den Rucksack ab. Auf dieser Seite des Berges ließ ein leiser Wind die Sonne nicht so stark stechen, sondern machte die Luft fast frühlingshaft.
    Katie starrte oben zu der breiten Scharte. Der Gipfel hinter dem Ghost war nicht zu sehen, doch beim Anblick des vorgelagerten White Soul verstärkte sich Katies Zuversicht, dass sie es schaffen würden. Sobald sie den Gletscher überwunden hatten, kam die eigentliche Herausforderung. Der Südgrat, den man von hier aus gut erkennen konnte. Von hier aus sah er messerscharf und extrem steil aus, aber es tat Katie gut, dass sie endlich den Weg vor Augen hatte und sich von nun an auf ihr eigenes Gefühl verlassen konnte.
    Keine Überraschungen mehr.
    Und vor allem keine Tunnel mehr!
    Katie legte den Kopf in den Nacken. Ja, es war irre, aber sie hatte tatsächlich das Gefühl, dass sie dem Ghost ein gutes Stück näher gekommen waren, obwohl sie soeben noch im Innern des Berges gewesen waren.
    »Zweihundert Höhenmeter haben wir geschafft, seitdem wir durch diesen Spalt sind«, hörte sie in diesem Moment David sagen. Er stand neben der Felsspalte, die den Tunnelausgang markierte. »Wenn mein Höhenmesser nicht verrückt-spielt.«
    »Ich habe doch gesagt, dass der Weg durch den Berg der leichtere ist. Jetzt müssen wir nur noch dort hoch zum Sattel.« Ana zeigte den Hang nach oben, der weitgehend aus Geröllfeldern bestand. »Dort oben liegt die Hütte!«
    »Ich sehe keinen Weg.« Julia steckte ihre dicke Jacke in den Rucksack und setzte die Sonnenbrille auf.
    »Es gibt auch keinen. Wir müssen ihn uns selbst suchen.«
    Katie spürte, wie sich jemand neben ihr auf den Boden fallen ließ.
    Paul.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    Sie strahlte ihn an. »Wie der König der Welt!«
    Erst einen Moment später wurde ihr bewusst, dass sie die Worte ausgesprochen hatte, die sie nie mehr im Leben hatte sagen wollen. Sie hatte sie Sebastien zugerufen, als sie zum ersten Mal von einer der Brücken gesprungen war.

    Obwohl kein Weg vorgegeben war und das Geröllfeld große Trittsicherheit erforderte, gewannen sie schnell an Höhe. Bald befreite sich Katie aus der Goretex-Jacke und wenig später stopfte sie auch die Fleecejacke in den Rucksack. Nicht nur ihr lief der Schweiß die Stirn herunter vor Anstrengung. Aber nach der Enge des Tunnels bedeutete dies wahre Freiheit. Natürlich, das hier konnte man nicht mit Klettern vergleichen. Aber es kam nahe dran. Sie fühlte, wie ihr Herzschlag in Schwung kam, fühlte ihren Puls und spürte jeden Muskel in ihren Beinen. Und mit jedem Schritt, das war das Wichtigste, kam sie ihrem Ziel näher.
    Immer wieder blieb Katie stehen und schaute nach rechts oben, wo der Gletscher

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