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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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ihr in einem Zimmer zu schlafen. Aber es gab nun einmal nur zwei Schlaf-räume in der Hütte. Benjamin hatte mit süffisantem Lächeln angeboten, ihren Platz zwischen Katie und Ana zu übernehmen, um das junge Liebesglück nicht zu stören. Doch seit der Sache im Tunnel war Julia unsicherer denn je, ob man überhaupt von Glück sprechen konnte. Irgendetwas in ihr hatte sich geändert. Warum nur war Chris so launisch? So reizbar?
    Ja, sie hatte schon lange kapiert: Er war jemand, der alles wollte. Er wollte sie mit Haut und Haaren. Und das eben war nicht möglich. Denn zwischen ihnen stand immer dieses große Geheimnis.
    The big secret!
    Sie musste erst verarbeiten, dass sie ihren Vater auf dem Foto erkannt hatte. Sie spürte den Schock nicht einmal, so erstarrt fühlte sie sich.
    Erschreckt fuhr sie hoch, als sie das Knarren der Tür vernahm. Im Raum war es stockdunkel. Nicht einmal das Mondlicht drang durch die schmalen Fenster der Kammer.
    Dabei hatte der Mond, als sie ins Bett ging, wie eine riesige Scheibe am Himmel gestanden und sein fahles Gelb hatte den Horizont seltsam blau gefärbt. Irgendwie unwirklich. Benjamin würde wahrscheinlich sagen: absolut spacig.
    Julia starrte in die Dunkelheit.
    Nichts. Da war niemand.
    Sie musste sich getäuscht haben. Oder? Hatten sie die Tür nicht geschlossen, als sie sich schlafen gelegt hatten?
    Oh Shit, war das eisig kalt! Julia zog den Schlafsack bis ans Kinn. Sie hätte den Fleecepulli anlassen sollen und ihre Socken.
    Hatten sie die Tür nun geschlossen oder nicht? Sie versuchte, sich zu erinnern, aber stattdessen liefen ihre Gedanken durcheinander. Sie hätte das letzte Bier weglassen sollen. Sie wusste doch, dass sie Alkohol nicht wirklich vertrug.
    Irgendwo raschelte es.
    Neben ihr schlief Katie tief und fest. Das einzige Geräusch, das real war, war das Schnarchen im Nebenzimmer. Es kam nicht von Chris, der schnarchte nicht. Sie hatte in den letzten Wochen so oft neben ihm geschlafen – also hätte sie das wohl gemerkt.
    David? Nein, David war Mr Perfect. Jemand wie David schnarchte nicht, rülpste nicht und machte auch sonst nichts, was in irgendeiner Form peinlich sein konnte.
    Vermutlich war es Benjamin. Auf einer Skala von eins bis zehn hatte sein Alkoholspiegel am Abend vermutlich die Neun erreicht.
    Julia zuckte zusammen. Da war es wieder – dieses Rascheln. Kam es vom Flur? Von draußen? Nein – irgendwie hatte Julia das Gefühl, es würde aus der Wand kommen.
    »He, Katie!«
    Die Freundin neben ihr rührte sich nicht.
    »Katie!«
    Keine Reaktion. Sie griff nach ihrer Schulter und rüttelte sie leicht.
    Nichts!
    Klar, jemand wie Katie schlief tief und fest. Jeder halbwegs normale Mensch fiel nach so einem Tag und zwei Flaschen Bier in den Tiefschlaf. Und Katie besonders. Einmal war Julia in ihrem Zimmer aufgetaucht und hatte sie schlafend auf dem Boden vorgefunden. Nicht im Bett, sondern auf den blanken Holzdielen ihres Zimmers. Okay, das war auch nicht normal!
    Sie drehte sich auf die andere Seite zu Ana.
    »Ana?«
    Auch nichts.
    Verflucht, war sie die Einzige, die dieses Geräusch hörte? Als ob jemand mit langen Fingernägeln an der Wand kratzte.
    Du bildest dir das nur ein, Julia.
    Vielleicht ist es der Wind. Äste, die gegen die Hütte schlagen.
    Äste?
    Diese Hütte stand auf blankem Felsen, die Baumgrenze befand sich weit unter ihnen. Ein Tier? Vögel, die auf dem Dach der Hütte saßen und mit ihren Schnäbeln in den schwarzen Schiefer hackten?
    Mein Gott, Julia, jetzt drehst du aber echt durch. Warum sollten Vögel Löcher in den Schiefer hacken?
    Fledermäuse?
    Nein! Fledermäuse flogen leise, bewegten sich geräuschlos durch die Dunkelheit, und wenn sie sich miteinander verständigten, dann bewegte sich das im Ultraschallbereich.
    Julia lauschte in die Dunkelheit. Das Kratzen in der Wand verebbte für einen Moment, um dann wieder einzusetzen, diesmal verstärkt von einem erbärmlichen Wimmern.
    Oh Gott! Was war das?
    War sie kurz davor durchzudrehen? Zu einem Psycho wie Robert zu werden, der Stimmen hörte? Nein! Nur das nicht! Bitte nicht!
    Julia stand zitternd auf, kroch aus dem Bett, zog den Schlafsack zu sich und wickelte sich hinein. Dann zog sie ihre Schuhe an und schlüpfte durch den Türspalt.
    Leise schlich sie die schmale Holztreppe hinunter und fast wäre sie auf den letzten Stufen über den Schlafsack gestolpert. Sie konnte sich gerade noch am Geländer festklammern. Die Tür der Hütte stand weit offen.
    Klar, jemand von den

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