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Die Kathedrale der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin

Titel: Die Kathedrale der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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nicht nur in Gnaden wieder aufgenommen, sondern zu einem ihrer
wichtigsten Berater gemacht. Er hielt sich kaum noch in seiner eigenen
Hauptstadt Troyes auf, sondern lebte fast ständig im Cité-Palast von Paris und
pflegte täglich Umgang mit der geliebten Königin.
    Da er den Brief aus Toulouse erwartet und sich im Vorfeld bereits
viele Gedanken über einen Friedensschluss mit Raimund gemacht hatte, war er in
der Lage gewesen, Blanka unverzüglich Vorschläge zu unterbreiten.
    »Sehr übersichtlich, gute Arbeit«, lobte sie nach der Lektüre und
fragte wie nebenbei: »Hat Graf Raimund eigentlich Kinder?«
    »Nur eine Tochter«, erwiderte Theobald, »der er überaus herzlich
zugetan ist.«
    »Wie alt?«
    Theobald zuckte mit den Schultern. »Ein Kind eben, so genau weiß ich
das nicht; sieben oder acht …«
    »Ein hervorragendes Alter, um am französischen Königshof
aufzuwachsen. Sie soll eiligst mit ihrem Vater nach Norden reisen.«
    »Ihr wollt das Kind als Geisel einfordern?«, fragte er entsetzt.
    »War ich denn eine?«, fragte Blanka lachend. »Sie soll meinen Sohn
Alfons heiraten. Damit der Frieden gewährleistet bleibt.«
    »Die anderen Ehepläne für Eure Kinder mit Sprößlingen diverser
Barone sind allesamt gescheitert«, gab er zu bedenken.
    »Deswegen soll die Toulouserin ja unverzüglich unter meine Aufsicht
kommen. Arbeite die Tochter mit in den Vertragsentwurf ein.« Blanka schlug mit
der Hand auf das Pergament. »Wenn ich jetzt nicht so viele andere Sorgen
hätte! Dieser elende Mauclerc! Wann wird er endlich Ruhe geben?«
    »Ihm ist inzwischen die Mitteilung Eures Sohnes zugegangen, sich am
letzten Tag des Jahres hier einzufinden«, sagte Theobald, »aber nach den
versteckten Kriegserklärungen der vergangenen Monate glaube ich kaum, dass er
erscheinen wird.«
    Blanka reichte Theobald das Pergament.
    »Das wäre dann eine offene Kriegserklärung«, stellte sie fest. »Graf
Raimund soll herkommen. Und wenn Mauclerc tatsächlich die Stirn haben sollte,
sich am 31. Dezember nicht bei Hofe blicken zu lassen, fordere ich militärische
Hilfe von den anderen Baronen ein. Die schulden sie mir. Um mit ihnen, wenn es
denn sein muss, gegen Mauclerc zu Felde zu ziehen.«
    »Ihr wollt in die Bretagne einfallen?«, fragte Theobald ungläubig.
»Jetzt, im Winter?«
    »Wenn es sein muss«, wiederholte Blanka.
    »Und Graf Raimund?«
    »Da er wohl kaum mitkämpfen wird«, erwiderte Blanka trocken, »werden
wir ihn einsperren müssen, bis wir Zeit zur Regelung seiner Angelegenheit
finden.«
    Es wird ein harter Winter werden, dachte der Graf von Champagne, als
er das Gemach verließ. Mehr denn je bewunderte er die Königin, die ihn mit
ihren ungewöhnlichen Zügen auf dem Schachbrett der Politik stets aufs Neue in
Erstaunen versetzte. In jungen Jahren hatte ihn ihre Erscheinung verzaubert,
jetzt war Entzücken an ihrer findigen Verwegenheit hinzugekommen. Ein König,
dachte er, ein Krieger, käme nie auf den Gedanken, den Grafen der Bretagne in
seinem eigenen Land zu überfallen, noch dazu im Winter. Eine wahnsinnige Idee.
Die nur deshalb nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt war, weil Mauclerc
die Königin immer noch unterschätzte und glaubte, sich das alleinige
Vertretungsrecht auf Überrumpelungen gesichert zu haben.
    Raimund von Toulouse hatte mit vielen harten Bedingungen
gerechnet. Damit, die Festungsmauern von Toulouse schleifen, das Kreuz nehmen
sowie eine Besatzung des Königs in seiner Stadt und eine französische Garnison
in seiner Grafenburg ertragen zu müssen. Es würde ihn schmerzen, sollte er den
Grafentitel und Landesteile aufgeben müssen, vor allem jene mit Zugang zum
Meer, aber er war dazu bereit. Er würde auch schwören, ohne Rücksicht auf
Verwandtschaft oder bestehende Freundschaft, Ketzer in seinem Gebiet mit aller
Härte zu verfolgen.
    Aber er war nicht bereit, seine Tochter aufzugeben.
    »Sie ist die Freude meines Tages, die Sonne meines Lebens, die
Hoffnung meines Alters«, rief er voller Verzweiflung, nachdem er Theobalds
Antwort gelesen hatte. »Diese Forderung kann und werde ich nicht annehmen!«
    »Blanka wird darauf bestehen«, sagte Clara lächelnd.
    »Was erdreistest du dich, mich auszulachen!«, fuhr Raimund seine
Schwester an.
    »Das tue ich nicht«, erwiderte Clara erschrocken. »Ich dachte nur
daran, wie gern ich als Kind am französischen Hof gelebt habe. Wie glücklich
und sorglos ich dort war. Wie viel ich gelernt habe. Glaube mir, Raimund, es
gibt keine bessere

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