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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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ihr das nicht gelingen. Sie beobachtete Arnau, wartete den geeigneten Moment ab, und als niemand sie überraschen konnte, trat sie ganz nahe an ihn heran, so nahe, dass sie den Geruch seines Körpers wahrnehmen konnte.
    »Hallo, Arnau.«
    Es war ein schlichter Gruß, begleitet von einem zärtlichen Blick. Sie stand so dicht neben ihm, dass sie ihn beinahe berührte. Und Arnau errötete erneut, wich ihrem Blick aus und ging ihr aus dem Weg. Als sie ihn weggehen sah, lächelte Aledis, stolz auf eine Macht, derer sie sich bislang nicht bewusst gewesen war.
    »Morgen wirst du es sehen«, sagte sie zu ihrer Schwester.
    Die Anwesenheit der neugierigen Alesta brachte sie dazu, ihr kleines Geplänkel noch weiter zu treiben. Es konnte nicht schiefgehen. Als Arnau am Morgen das Haus verlassen wollte, lehnte sich Aledis in den Türrahmen und verstellte ihm den Weg. Sie hatte es in Gedanken tausendmal durchgespielt.
    »Warum willst du nicht mit mir sprechen?«, fragte sie mit zuckersüßer Stimme, während sie ihm erneut in die Augen sah.
    Sie war selbst überrascht über ihre Kühnheit. Sie hatte sich diesen schlichten Satz so oft vorgesagt, wie sie sich gefragt hatte, ob sie es wohl fertigbrachte, ihn auszusprechen, ohne ins Stottern zu kommen. Arnau wandte sich instinktiv Aledis zu, während die übliche Röte auf seinen Wangen erschien. Hinaus konnte er nicht, aber er wagte es auch nicht, Aledis anzusehen.
    »Ich … ich …«
    »Du, du, du«, unterbrach ihn Aledis, die nun sicherer wurde. »Du weichst mir aus. Früher haben wir geredet und gelacht, und wenn ich jetzt mit dir zu sprechen versuche …«
    Aledis straffte ihren Körper, so weit es ihr nur möglich war, und ihre jungen, festen Brüste zeichneten sich deutlich unter dem Kittel ab. Arnau sah sie, und alle Steine des königlichen Steinbruchs zusammen hätten seinen Blick nicht von dem ablenken können, was Aledis ihm dort darbot. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter.
    »Mädchen!«
    Die Stimme von Eulàlia, die die Treppe hinunterkam, brachte sie alle in die Realität zurück. Aledis riss die Tür auf und verschwand nach draußen, bevor ihre Mutter das Erdgeschoss erreichte. Arnau sah Alesta an, die die Szene mit offenem Mund von der Küche aus verfolgt hatte, und verließ gleichfalls das Haus. Aledis war bereits verschwunden.
    An diesem Abend tuschelten die Mädchen miteinander, ohne Antworten auf die Fragen zu finden, die die neue Erfahrung aufgeworfen hatte und die sie mit niemandem teilen konnten. Doch wenn sich Aledis einer Sache sicher war, dann war es die Macht, die ihr Körper auf Arnau ausübte. Auch wenn sie nicht wusste, wie sie es ihrer Schwester erklären sollte. Es war ein beglückendes Gefühl, das sie völlig erfüllte. Sie fragte sich, ob wohl alle Männer so reagierten, konnte sich aber keinen anderen vorstellen als Arnau. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, sich gegenüber Joan oder einem der Gerberlehrlinge, mit denen Simò befreundet war, so zu verhalten. Allein die Vorstellung … Doch bei Arnau war es anders. Etwas war mit ihr geschehen.
    »Was ist bloß mit dem Jungen los?«, fragte Josep, der Zunftmeister, Ramon.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete dieser ehrlich.
    Die beiden Männer sahen zu den Lastkähnen hinüber. Dort stand Arnau und verlangte mit großer Geste, dass man ihm eine der schwersten Lasten aufbürdete. Als er seinen Willen durchgesetzt hatte, sahen Josep, Ramon und die anderen Zunftbrüder ihn mit unsicheren Schritten davongehen, die Lippen zusammengepresst, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt.
    »Lange hält er dieses Tempo nicht durch«, stellte Josep fest.
    »Er ist jung«, versuchte Ramon ihn zu verteidigen.
    »Er hält das nicht durch.«
    Alle hatten es bemerkt. Arnau forderte die schwersten Bündel und die schwersten Steine und schleppte sie, als ginge es um sein Leben. Er rannte beinahe zur Ausgabestelle zurück und forderte erneut schwerere Lasten, als für ihn gut waren. Am Ende des Arbeitstages schlurfte er erschöpft zu Peres Haus.
    »Was ist los, Junge?«, erkundigte sich Ramon am nächsten Tag, als sie gemeinsam Waren zu den städtischen Lagerhäusern trugen.
    Arnau gab keine Antwort. Ramon wusste nicht, ob er schwieg, weil er nicht sprechen wollte oder weil er aus irgendeinem Grund nicht sprechen konnte. Erneut war sein Gesicht schmerzverzerrt wegen der schweren Last, die er auf seinen Schultern trug.
    »Wenn du ein Problem hast, könnte ich …«
    »Nein, nein«, brachte Arnau heraus. Wie

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