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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Pommes essen . . . Mach nicht so ein schockiertes Gesicht. Ich weiß, bei dir hat die richtige Ernährung Wunder bewirkt; du siehst keinen Tag älter aus als neununddreißig. Aber für mich ist es zu spät. Als ich aussah wie neununddreißig, war ich fünfundzwanzig.«
    »Waffenstillstand! Waffenstillstand!« sagte sie und schwenkte eine Papierserviette. »Ich wollte nicht an dir herumnörgeln, Qwill. Bestell dir, was du willst, und entschuldige dich nicht. Du stehst mit deinem Buch unter schöpferischem Druck, und du hast dir dein Lieblingsessen verdient. Wie viele Kapitel hast du geschrieben? Würdest du mir heute nacht ein paar Seiten vorlesen?«
    »Und noch etwas, Rosemary: Bitte frage mich nicht ständig nach meinen Fortschritten. Ich habe weder ein Tagespensum noch einen Termin einzuhalten, und wenn ich nicht gerade an meiner Schreibmaschine sitze, möchte ich überhaupt nicht daran denken.«
    »Aber selbstverständlich, Qwill. Ich habe noch nie einen Schriftsteller persönlich gekannt. Du mußt mir sagen, wie ich mich verhalten soll.« Er sah immer wieder zu einer Gruppe von vier Personen auf der anderen Seite des Raumes. Sie saßen unter einem großen Gemälde, das einen ertrinkenden Matrosen in einem Gewässer zeigte, das von Haien wimmelte. »Schau jetzt nicht hin«, sagte er, »aber die beiden Männer da drüben tauchen zu den Wracks hinunter, habe ich gehört. Sie plündern versunkene Schiffe aus.«
    Es waren große, hagere Männer mit steinerner Miene. »Sie sehen aus wie von einer Zigarettenreklame«, sagte Rosemary, »und die Mädchen, die bei ihnen sind, könnten Fotomodelle sein. Wie sind sie so früh im Jahr so herrlich braun geworden? Und warum wirken sie nicht glücklich? Wahrscheinlich ernähren sie sich falsch.«
    »Ich habe die Mädchen am Strand spazierengehen sehen«, sagte Qwilleran. »Ich glaube, sie wohnen in einem Sommerhaus in unserer Nähe. Es könnten die vier sein, die im Vorjahr Fannys Hütte gemietet haben.« Er erzählte ihr, wie Koko seine Aufmerksamkeit auf das Buch über Schiffsuntergänge gelenkt hatte – und wie er sich durch die über Kreuz geschriebene Korrespondenz gearbeitet hatte. »Wenn du möglichst schnell Kopfschmerzen bekommen willst«, fügte er hinzu, »dann borge ich dir ein paar von Fannys Briefen.«
    »Wann werde ich sie kennenlernen?«
»Morgen oder am Mittwoch. Ich möchte sie gerne nach diesen sogenannten Marinehistorikern fragen und nach ihrer
Beziehung zu Buck Dunfield. Es gibt nur ein Hindernis: Es ist schwer, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.«
     
»Manche Formen der Taubheit haben ihre Ursache in
    Mangelernährung«, sage Rosemary.
»Sie ist nicht taub, da bin ich mir sicher. Sie zieht es einfach
vor, nicht zuzuhören. Vielleicht dringst du ja zu ihr durch,
Rosemary. Sie scheint Frauen lieber zu haben. ... Entschuldige
mich einen Augenblick. Ich möchte diese Leute sprechen,
bevor sie gehen.«
Er durchquerte den Raum und sprach den
furchterregenderen der beiden Taucher an. »Verzeihen Sie,
Sir. Sind Sie nicht ein Korrespondent bei einem
Kabelfernsehsender?
Der Mann schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Sie irren
sich«, sagte er mit tiefer und nicht gerade herzlicher Stimme. »Aber Journalist sind Sie, nicht wahr? Haben Sie nicht an
der Columbia-Universität gearbeitet? Sie haben über die letzte
Präsidentenwahl berichtet.«
»Tut mir leid, stimmt alles nicht.«
Qwilleran spielte gekonnt den Verwirrten und wandte sich
an den zweiten Mann. »Ich war sicher, Sie wären ein
Pressefotograf, und daß Sie bei großen Aufträgen
zusammenarbeiten.«
Etwas freundlicher sagte der andere: »Nichts dergleichen,
Sir. Wir zwei machen hier nur Ferien.« Qwilleran
entschuldigte sich, wünschte ihnen einen angenehmen Urlaub
und ging zu seiner Nische zurück.
»Was sollte denn das?« fragte Rosemary.
»Ich erzähle es dir später.«
Auf dem Heimweg erklärte er: »Ich glaube, hier ist ein Syndikat am Werk. Sie haben Fannys Hütte als heimliche Zentrale
benutzt. Sie ist abgelegen; die Türen waren immer
unversperrt, und es gibt drei Zugänge oder Fluchtwege: vom
Strand her, von der Straße und vom Wald. Der Boß hat seinen
Handlangern via Tonband Anweisungen erteilt und die
Kassette hinter dem Elchkopf versteckt.«
Rosemary lachte. »Qwill, mein Lieber, ich weiß, du machst
nur Spaß.«
»Ich meine es ernst.«
»Glaubst du, es hat etwas mit Drogen zu tun?«
»Ich glaube, es geht um die Plünderung der Wracks. Der See
ist voller wertvoller Schiffswracks, und in der Hütte

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