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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Papierhandtücher war zu
Konfetti zerkleinert worden. Der Papierkorb stand auf dem
Kopf, und sein Inhalt lag über den ganzen Boden verstreut.
Eine neue Schachtel mit zweihundert Kosmetiktüchern war
völlig leer, das Toilettenpapier war von der Rolle gewickelt
und zierte wie eine Girlande den ganzen Raum. Und all das
war großzügig mit Badesalz und Scheuerpulver bestreut
worden.
Koko saß stolz auf dem Spülkasten der Toilette, als hätte er
ein abstraktes Kunstwerk geschaffen und sei jetzt bereit für die
Pressekonferenz.
Qwilleran fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, um ein
schändliches Lächeln auszulöschen, doch Rosemary brach in
Tränen aus.
»Reg dich nicht auf«, sagte er. »Geh die Eier kochen, und
ich räume das Chaos hier auf. Ich glaube, er will uns etwas
über schwarze Tulpen sagen.«
Die Unterhaltung beim Frühstück war etwas gezwungen.
Rosemary fragte kleinlaut: »Wann besuchen wir Tante
Fanny?«
»Ich rufe sie nach dem Frühstück an. Heute sollten wir deinen Wagen nach Mooseville bringen und den Auspuff reparieren lassen. Dann können wir das Museum besuchen und im
Nasty Pasty zu Mittag essen... Außerdem möchte ich vorschlagen, daß wir die schwarzen Tulpen ausmustern.« Der Telefonanruf in Pickax erforderte wie üblich viel
Geduld.
»Natürlich wäre ich begeistert , wenn du mich morgen mit
deiner Freundin besuchen kommst«, sagte Tante Fanny mit
ihrer tiefen Stimme. »Ihr müßt zum Mittagessen kommen. Es
gibt Schweinekoteletts oder schöne kleine Kalbsmedaillons.
Magst du Spinatsouffle? Oder hättest du lieber Blumenkohl
mit Käsesauce? Ich habe ein hervorragendes Rezept für ein
Souffle. Wie ist das Wetter am See? Kann Tom irgend etwas
für dich tun? Zum Nachtisch könnte ich einen Orangenkuchen
machen, wenn du...«
»Tante Fanny!«
»Ja, mein Junge?«
»Bitte kein großes Mittagessen. Rosemary hat nicht sehr viel
Appetit. Aber ich könnte Toms Hilfe brauchen, wenn es nicht
ungelegen kommt. Am Seeufer liegen tote Fische, die
eingegraben werden müßten.«
»Aber natürlich. Tom arbeitet gerne am Seeufer. Kommst du
gut mit deinem Buch voran? Ich kann kaum erwarten, es zu
lesen!«
Rosemary war den ganzen Morgen ungewöhnlich gedämpft,
und Koko – der es meisterhaft verstand, anderen immer um
eine Nasenlänge voraus zu sein – fand eine subtile Methode,
seinen Vorteil noch weiter auszubauen. Er folgte ihr überallhin
und placierte immer wieder seinen Schwanz unter ihren Fuß.
Seine grauenhaften Schreie nach jedem derartigen Vorfall
gaben ihren Nerven endgültig den Rest.
Qwilleran amüsierte sich zwar über Kokos Einfallsreichtum,
doch langsam tat ihm Rosemary leid. »Verschwinden wir von
hier«, sagte er. »In einem Streit mit einer Siamkatze hat man
keine Chance.«
Sie brachten Rosemarys Auto in die Werkstatt, und Qwilleran achtete genau darauf, wie der Mechaniker sprach. Er hatte
zwar die gleiche Tonhöhe wie die Stimme auf der Kassette,
doch die Klangfarbe und der Tonfall stimmten nicht. Das Museum befand sich in einem Opernhaus, das im neunzehnten Jahrhundert gebaut worden war, als die Holzfäller,
Matrosen, Bergleute und Fabrikarbeiter ihr schwerverdientes
Geld ausgaben, um ins Variete zu gehen. Jetzt beherbergte es
Andenken an die Blütezeit der Holzwirtschaft und Schiffahrt.
Rosemary studierte die Vitrinen mit kunstvoll verarbeiteten
Muscheln und anderen Beispielen seemännischen Kunsthandwerks. Qwilleran zog es zu den maßstabsgetreuen Modellen
von versunkenen Schiffen. Genauso erging es zwei anderen
Männern, die er erkannte. Sie studierten die Modellschiffe und
unterhielten sich leise miteinander.
Ein dritter Mann eilte herüber; er war jung und enthusiastisch. »Mr. Qwilleran, es freut mich, daß Sie uns mit Ihrem
Besuch beehren. Ich bin der Museumdirektor. Roger hat mir
erzählt, daß Sie in der Stadt sind. Wenn Sie Fragen haben, werde ich gerne versuchen, sie zu beantworten.« Weder die Tonhöhe noch die Klangfarbe oder der Tonfall stimmten,
stellte Qwilleran fest.
Er sagte zu Rosemary: »Ich muß etwas erledigen. In einer
halben Stunde bin ich wieder da, und dann gehen wir essen.«
Er eilte zum Touristenzentrum und wartete ungeduldig, während sich fünf Touristen nach den Bären auf der Müllhalde
erkundigten. Dann legte er einen Zettel auf Rogers
Schreibtisch. »Was können Sie mir dazu sagen?«
Roger las die Vereinbarung über die Bootsvermietung. »Das
ist die Unterschrift meines Schwiegervaters.«
»Hat er ein Boot?«
»Jeder hier hat ein Boot, Qwill. Wann immer er

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