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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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und die Ladenbesitzer hatten mit dem Auszug begonnen. Der Dingsbums war noch nicht herausgekommen, und die stündlichen Nachrichten auf WPKX endeten mit den üblichen Worten: Die Polizei ermittelt.
    Qwilleran nahm das als Stichwort, seinen Freund, den Polizeichef zu besuchen und ihm zu sagen, was er wußte. Andrew Brodie war ein hünenhafter Schotte, der sich in einem Kilt wohler fühlte als in einer Polizeiuniform. Er winkte Qwilleran in sein Büro.
    »Wieso haben Sie bei Eddingtons Begräbnis nicht Dudelsack gespielt, Andy?«
    »Weil mich niemand darum gebeten hat. Wissen Sie etwas über den Brand?«
    »Es ist vielleicht nur ein Gerücht, Andy, aber ich habe gehört, daß ein Mann aus Bixby den ganzen Häuserblock kaufen wollte, um ihn abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Niemand wollte verkaufen. Dann ist Edd gestorben, und das Buchgeschäft – der wichtigste Laden im ganzen Block – flog in die Luft! Da braucht man nicht viel Fantasie, um Brandstiftung zu vermuten.«
    Brodie brummte.
    »Und das ist noch nicht alles. Eddingtons Kater ist unverletzt entkommen. Wie – und warum – kam er hinaus? Er war eine Wohnungskatze. Witterte er Gefahr, als ein Fremder unbefugterweise die Tür aufschloß und hineinkam? Ist er hinausgeschlüpft und hat sich im Gestrüpp versteckt? Der Schlüssel lag unter der Türmatte. Da legt jeder seinen Schlüssel hin, nicht wahr? Zumindest in Moose County. Wie sehr man auch versucht, die Leute zu erziehen, sie legen ihre Schlüssel weiterhin unter die Türmatte und lassen die Autoschlüssel im Zündschloß stecken. Daher sage ich, der Brandstifter ist ein Einheimischer und kein Pyromane aus dem Süden unten.«
    »Gut«, erwiderte Brodie. »Das engt den Kreis der Verdächtigen auf ein paar Tausend ein.«
    Qwilleran ging zur Tür. »Sagen Sie niemandem, daß Sie den Tipp von mir haben.«
    Qwilleran trieb sich auf der Main Street, in den Kaffeehäusern und auf dem Postamt herum, um dort zu erfahren, was man sich auf der Straße so erzählte.
    »Ohne dieses Gebäude wird das Stadtzentrum nicht mehr dasselbe sein.«
    »Ich kenne das Haus, seit ich ein kleiner Junge war.«
    »Die Leute sind von überall her gekommen und haben es fotografiert.«
    »Mein Vater hat gesagt, es war einmal eine Schmiede.«
    Kein Wort über die Tausende von Büchern, die zu Asche verbrannt waren.
    Qwilleran schaffte es, sich eine Weile hinzulegen, bevor er sich zum Abendessen mit den Morghans umkleidete. Barry, der Geschäftsführer des Mackintosh Inn, hatte die Wohnung im Klingenschoen-Kutschenhaus gemietet. Er besaß das gepflegte Aussehen und die herzliche Art, die für Menschen seines Berufes typisch waren. Sein Bruder Theo, der Hautarzt, war ein junger Mann mit sauber gestutztem Bart, bei dem Qwilleran an Pollys Theorie denken mußte: Zu einem Arzt mit sauber gestutztem Bart haben die Patienten mehr Vertrauen. Die Frau des Arztes, Misty, hatte ein strahlendes Lächeln, gelockte braune Haare und schelmische braune Augen. Wie Qwilleran kamen sie aus Chicago und strahlten ein Großstadt-Flair aus, das in einer Kleinstadt sofort auffiel. Qwillerans Großstadt-Flair verflüchtigte sich immer mehr.
    Die Unterhaltung begann nach dem Muster, das beim Kennenlernen üblich ist: »Ja, wir haben ein großes altes Haus in der Pleasant Street gekauft… Nein. Wir haben noch keine Kinder, aber wir wollen eine Familie gründen, und diese Stadt scheint dafür gut geeignet… Ja, wir haben Haustiere. Zwei Yorkshireterrier… Nein, wir haben nie in einer kleineren Stadt als Chicago gelebt.«
    »Ich glaube, es wird lustig werden«, verkündete Misty. »Aber wir müssen eine Menge lernen«, fügte Theo hinzu.
    »Erstens«, sagte Qwilleran, »können Sie erwarten, daß Ihre Patienten Sie Dr. Theo nennen werden – nicht Dr. Morghan. Das ist eine Mischung aus gutnachbarlicher Freundlichkeit und Respekt.«
    »Hier scheinen alle sehr freundlich zu sein«, bemerkte Misty.
    »Das stimmt. Und alle werden alles über Sie wissen wollen. Dann werden die Daten in den Kaffeehäusern, auf der Kirchentreppe, im Postamt und per Telefon ausgetauscht. Das ist kein Klatsch. Das ist Anteilnahme… Verstanden?«
    »Verstanden!«, bestätigte das Ehepaar wie aus einem Mund.
    »Gleichermaßen dürfen Sie niemals schlecht über jemanden reden, denn Sie sprechen vielleicht über einen Schwager, Cousin zweiten Grades, Nachbarn oder Golfpartner Ihres Gegenübers.«
    Barry sagte: »Qwill, als ich hierher kam, haben Sie zu mir gesagt, ich solle die

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