Die Katze, die den Braten roch.
hat sie da zum Brokkoli gemacht?«
»Eine leichte Käsesauce mit Speckwürfeln.«
»Brokkoli hat eine solche Unterstützung wirklich nötig.«
»Maggie und Henry kennen einander schon sehr lange. Als ihre Ehepartner noch am Leben waren, unternahmen die beiden Paare Kreuzfahrten auf der ganzen Welt.«
»Was wird er jetzt tun, wo er im Ruhestand ist? Wieder Zähne reparieren?«
»Wahrscheinlich Golf spielen und bei Hunderennen wetten.«
»Maggie kam mir heute Abend etwas… gedämpft vor«, bemerkte Qwilleran. »Sie stand wohl nicht lange genug unter dem Kronleuchter.«
Als sie durch das Eingangstor von Indian Village fuhren, fragte Polly: »Würdest du gerne ein Weilchen zu mir kommen?«
»Möchtest du dir nicht die Stickerei ansehen, die ich Susan abgeschwindelt habe?«, erwiderte Qwilleran.
Sie stimmte bereitwillig zu. Polly verzehrte sich ohnehin vor Neugier. Sofort nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, ging sie schnurstracks in die Küche und starrte finster auf das eingerahmte Stück fleckenübersäten Leinens, das ein junges Mädchen vor 100 Jahren mühevoll bestickt hatte.
An ihrer gequälten Miene konnte Qwilleran erkennen, was sie dachte.
»Gefällt sie dir nicht?«, zog er Polly auf. »Ich habe vor, sie dir in meinem Testament zu vermachen.«
Bemüht, taktvoll zu sein, erkundigte sich Polly: »Darf ich dich fragen… Was dich so angezogen hat an diesem… diesem…«
»Es hat eine sentimentale Bedeutung. Meine Mutter hielt sehr viel von überlegtem Handeln, und ich lernte bereits in frühester Jugend, über Kerzen zu springen.«
Polly hatte es nicht gern, wenn man sie aufzog. Sie ging weg. »Wo ist der andere Wandbehang?«
Qwilleran schaltete das Wohnzimmerlicht ein, und die überlebensgroßen rotbrüstigen Vögel wurden von Spots beleuchtet.
Polly schnappte nach Luft. »Hast du den ausgesucht?«
»Der Ruhm gebührt nicht mir. Fran hat ihn ausgesucht, und zufällig gefällt mir ihr Geschmack. Er paßt perfekt in den Raum. Er verleiht ihm den dringend benötigten Farbtupfer. Ist dynamisch im Design. Gefällt er dir?«
»Ich finde ihn abstoßend!«, stöhnte Polly. »Dieser Wurm! Er ist groß wie eine Schlange!«
»Er steht im richtigen Verhältnis zu den Rotkehlchen und den…«, begann Qwilleran.
»Wie kannst du deine Gäste einladen, sich hierher zu setzen und etwas zu trinken, während diese widerlich fetten Rotkehlchen ein hilfloses Lebewesen quälen? Igitt!« Polly machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür.
»Ich bringe dich nach Hause«, bot Qwilleran sich an.
»Das wird nicht nötig sein! Was hat Robert Graves gesagt? Mörderische Rotkehlchen mit glühender Brust!« Sie knallte die Tür zu.
Qwilleran sah Koko an, der ihrer Unterhaltung aufmerksam gefolgt war. »Frauen«, sagte Qwill.
Koko kniff die Augen zusammen.
Am nächsten Morgen, um ungefähr halb neun, dachte Qwilleran an Kaffee, die Katzen dachten ans Frühstück, und Polly – das wußte er – dachte gewiß gerade daran, zur Arbeit zu fahren. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
Durch das Seitenfenster sah Qwilleran Polly vor der Tür. Er dachte: Sie will sich für ihren Ausbruch gestern Abend entschuldigen; falls das der Fall sein sollte, werde ich mich dafür entschuldigen, daß ich sie aufgezogen habe. Er öffnete die Tür und rief freundlich: »Guten Morgen! Welch unerwartete Freude!«
Polly sah ihn mit beunruhigend großen Augen an: »Qwill! Ich habe gerade einen merkwürdigen Anruf bekommen.«
»Komm herein«, forderte er sie auf und fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn.
Sie trat ins Vorzimmer. »Ich bin auf dem Weg zur Arbeit, aber ich mußte es dir einfach sagen.«
»Setz dich. Wer hat dich denn angerufen?«
Polly zog sich einen der beiden Vorzimmerstühle heran und setze sich auf die Kante. »Mrs. Stebbins, Maggies Haushälterin. Sie ist heute Morgen zur Arbeit gekommen, und das Haus war leer. Keine Maggie… keine Katzen! Ihr Bett war unbenutzt; ihr Gepäck war verschwunden, und viele ihrer Kleider waren ebenfalls weg. Sie kann sich das nicht erklären!«
»Ich kann mir das ebenfalls nicht erklären«, sagte Qwilleran.
»Und dann ist sie in die Küche gegangen und hat einen Umschlag gefunden, in dem ein Monatsgehalt steckte und Anweisungen, daß sie den Kühlschrank ausräumen, die frischen Blumen wegwerfen und Mrs. Duncan ausrichten solle, daß Maggie an der Verwaltungsratssitzung nicht teilnehmen könne. Was sagst du dazu, Qwill?«
Er zögerte nur einen Augenblick
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