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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Visier? Dwight dankte mir dafür, daß ich ihn Cass Young empfohlen hatte, und sagte, er könne dem Bauunternehmer helfen.
    Während ich mit den Morghans plauderte, hörte ich etwas sehr Aufschlußreiches. Mistys heimlicher Kunde (ich weiß zufällig, daß es Don Exbridge ist) war in ihr Atelier gekommen, um sie zu fragen, ob sie einen bestimmten Termin einhalten könne. Er sagte, die Wandbehänge wären für ein großes Restaurant mit Galerien gedacht; die Batikarbeiten würden vom Geländer herunterhängen. Das Restaurant solle noch vor dem Großen Sturm eröffnet werden. Es wäre ihm schon geholfen, wenn sie ihm wenigstens ein paar Wandbehänge liefern könne, wenn schon nicht alle.
    Das erklärte also, warum Ernie Kemples Angebot für das Gebäude abgelehnt worden war. Exbridge wird mit dem ehemaligen Besitzer von Ottos Schlemmereck ein Lokal aufmachen.
    Joe zeigte mir Cass Young – ein gutaussehender Mann, groß und aufrecht wie seine Mutter. Cass und die Mitglieder des Vereinsvorstandes besprachen gerade ein Problem; also störten wir sie nicht. Wie es schien, wurde das Eis durch den neuen Kompressor nicht ordnungsgemäß präpariert, und für Samstag war ein Spiel angesetzt. Der Servicetechniker aus Bixby war gerufen worden, doch der hatte bereits einen Notfall, aber er würde später kommen, wenn jemand da war, um ihn reinzulassen.
    Die mechanischen Geräte, die Toiletten und Garderoben befanden sich im Untergeschoß, und am Fuß der Treppe konnten wir ein kleines Areal für Trophäen sehen. Auf einem Postament lag ein Curlingstein als Trophäe, und an der Wand hingen zwei gekreuzte Spitzhacken, wie sie sich als Insignien auch auf den kleinen Anstecknadeln der Clubmitglieder fanden.
    Im Aufwärmsaal waren an einer Tafel die Spiele des Abends aufgeführt. Durch ein Glasfenster sah man auf das Spielfeld. Ein Mann glättete das Eis, das dann mit Wasser besprüht werden würde, um es aufzurauhen; wenn das Eis zu glatt war, würden die Curlingsteine bis in den Nachbarbezirk fliegen. Während des Spiels würden die Spieler das Eis mit Besen wischen, um es für die Curlingsteine von ›Eisstaub‹ und Wasser frei zu machen.
    Als die Spiele begannen und wir in den Zuschauerraum gingen, sah ich, was für eine zivilisierte Sportart das war. Keine Rangeleien auf dem Eis. Keine bösen Zurufe aus dem Publikum.
    »Wer spielt den ersten Stein aus?«, fragte ich Joe.
    Der erste Spieler näherte sich der Hack Line – jener Fußhalterung, die verhindert, daß der Spieler samt dem Curlingstein über das Eis fliegt. Er konzentrierte sich einen Augenblick lang; dann kauerte er sich hin, machte einen Satz, und der Curlingstein glitt ruhig über das Spielfeld. Dieser dynamische Sprung war für mich so spannend wie der Augenblick vor dem Wurf des Pitchers beim Baseball, die Drehung des Diskuswerfers oder der taumelnde Lauf des Baumstammwerfers mit dem langen Stamm.
    Ich fand das ganze Erlebnis irgendwie hypnotisierend: dem Curlingstein zuzusehen, wie er über das Eis schoß, um ein Hindernis herumglitt, nicht zu weit, aber weit genug… Wie machen sie das bloß? Mit einer Drehung des Handgelenks? Oder mit reiner Willenskraft? Inzwischen war das Spielfeld von den Schreien der Spieler und Zuschauer erfüllt: »Wischen!… Herausnehmen! Guter Schuß! Jetzt los!… Weg vom Besen!… Gut gemacht!«
    Später, im Aufwärmsaal, lernte ich Cass Young kennen und sagte ihm, ich würde dem Club gerne beitreten. Er winkte einer rothaarigen jungen Frau. »Ein neues Mitglied! Schnapp ihn dir, bevor er uns entkommt!«
    Sie brachte mir ein Anmeldeformular und fragte, ob ich auch Stunden nehmen wolle.
    Dann stürzte ein Mitglied des Vereinsvorstandes mit wildem Blick herbei und rief: »Ich kann nicht auf den Servicetechniker warten! Muß meine Frau ins Krankenhaus bringen! Das Baby kommt!«
    »Ich bleibe hier«, sagte Cass. »Fahren Sie nach Hause! Keine Sorge… Ich hoffe, es ist ein Junge!«, rief er der verschwindenden Gestalt hinterher.
    »Und ich hoffe, es ist ein Mädchen«, sagte der Rotschopf.
    Auf dem Heimweg fragte Wetherby: »Wissen Sie, wer der Rotschopf ist? Don Exbridges zweite Frau. Sie läßt sich von ihm scheiden.«
    »Das habe ich gehört«, erwiderte Qwilleran; »aber als ich sie im Vorjahr bei einem Abendessen kennen gelernt habe, wirkte sie wie ein Mäuschen.«
    »Don mag Mäuschen«, sagte Wetherby. »Er möchte gerne allein im Mittelpunkt stehen. Eigentlich hat Robyn – sie schreibt sich mit y – einen guten Charakter. Die
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