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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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roten Haare sind neu.«
    »Als sich Susan von Don scheiden ließ«, erklärte Qwilleran, »begann sie alle Leute ›Liebling‹ zu nennen und eröffnete ein nobles Antiquitätengeschäft. Was glauben Sie, wird Robyn mit ihrer Abfindung tun?«
    »Sie hat bereits wieder angefangen, in ihrem alten Beruf zu arbeiten: als freiberufliche Fuß- und Handpflegerin. Nur Hausbesuche… Glauben Sie, daß Sie Unterricht im Curling nehmen werden?«
    »Ich glaube nicht. Ich bin professioneller Zuschauer, und mein Hobby ist Menschen beobachten… Wollen Sie auf einen Gute-Nacht-Schluck mit hineinkommen? Ich haben einen besonders guten Scotch.«
    »Das scheint ein passender Gute-Nacht-Schluck für diesen Abend zu sein.«
    Als sie zu den ›Weiden‹ kamen und Einheit Vier betraten, hörten sie einen entsetzlichen Laut.
    »Mein Gott! Was ist denn das?«, fragte Wetherby erschrocken.
    Ein beängstigendes Knurren endete in einem durchdringenden Kreischen.
    Qwilleran stöhnte auf. Er fürchtete die Botschaft; er hatte Angst, daß wieder ein Freiwilliger von der Feuerwache umgekommen war. »Das ist Koko«, antwortete er heiser.
    »Das habe ich unlängst schon mal durch die Wand gehört, und ich dachte, die Wölfe wären nach Moose County zurückgekehrt… Hat er irgendwas gefressen?«
    »Wir werden es nie erfahren.« Qwilleran beschloß, das Familiengeheimnis nicht zu lüften. »Genehmigen wir uns den Gute-Nacht-Schluck.«
    Nachdem Wetherby seinen Scotch getrunken hatte und in Einheit Drei zurückgekehrt war, um sich zu duschen – durch die dünnen Wände gut zu hören –, rief Qwilleran beim Nachtredakteur des Dingsbums an – Nein, sagte man ihm, bei der Polizei läge keine Meldung vor.

 

    Qwilleran wurde von einem Anruf seines Nachbarn zeitig aus dem Bett geholt. »Schlechte Nachrichten, Qwill! Ein Mann vom Sender, der beim Curlingclub ist und weiß, daß ich auch Mitglied bin, hat gerade angerufen und gesagt, daß Cass Young über die Steintreppe ins Untergeschoß hinuntergestürzt und dabei umgekommen ist! Vielleicht ist er mit dem Kopf auf diesen ausgestellten Curlingstein gefallen… Er hat ja auf den Servicetechniker gewartet, wie Sie wissen. Vielleicht hat er sich die Wartezeit mit einem Bier verkürzt. Vielleicht hatte er es zu eilig, auf die Toilette zu kommen… Sind Sie noch dran? Sind Sie wach?«
    »Ich höre«, erwiderte Qwilleran. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Es kommt in den nächsten Nachrichten. Ich dachte nur, ich sollte Sie vorwarnen… Der gestrige Abend hat mir Spaß gemacht.«
    »Mir auch.«
    Es war zu spät, um wieder ins Bett zu gehen, und zum Aufstehen zu früh. Als Qwilleran die Kaffeemaschine einschaltete, dachte er: Vergiß das Bier; vergiß die Toilette. Sein Schnurrbart zuckte, und er drückte die Knöchel darauf. Koko wußte, daß etwas Mörderisches passiert war, und Koko irrte sich nie. Die Öffentlichkeit würde es vorziehen, an einen Unfall zu glauben: Verbrechen, das dachten die Leute gerne, »passieren nicht hier«. Wie schnell sie die unerfreulichen Vorfälle der Vergangenheit vergaßen!
    Nach nur wenigen Minuten klingelte das Telefon erneut. Es war Susan; sie klang wesentlich ernster als sonst. »Qwill! In der River Road ist etwas sehr Tragisches geschehen! Ich wurde in den frühen Morgenstunden von Blaulicht und Stimmen vor dem Fenster geweckt. Vor dem Nachbarhaus stand ein Wagen des Sheriffbüros. Ich ging im Schlafmantel hinaus, weil ich dachte, Jeffa sei irgend etwas passiert, aber sie haben sie benachrichtigt, daß ihr Sohn im Curlingclub einen tödlichen Unfall erlitten hatte! Ich habe Dr. Diane angerufen, und sie kam sofort herüber, und Jeffa bat mich, ihre Tochter in Idaho anzurufen… Ist das nicht furchtbar, Qwill?«
    »Kann ich irgend etwas tun?«
    »Nun, Jeffa bat mich, Whannell MacWhannell anzurufen, und er nimmt die Sache in die Hand; aber Sie könnten ihre Tochter vom Flughafen abholen. Sie kommt mit dem Shuttleflug um halb sechs. Sie heißt Angela Parsons.«
    »Ich habe den Eindruck, Jeffa ist eine sehr starke Frau«, bemerkte Qwilleran.
    »Ja, sie ist nicht der Typ, der einfach so zusammenbricht; trotzdem hat ihr Diane ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben. Sie schläft jetzt. Es wird sich jemand um sie kümmern, bis Angela kommt… Ist es nicht furchtbar? Sie hat doch dieses Jahr schon ihren Mann verloren – und jetzt das!«
    Qwilleran unterdrückte das Bedürfnis, zum Frühstück ins Stadtzentrum zu fahren und sich den Klatsch über Cass Youngs Fehler als
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