Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Krankenhaus zurück und behauptet steif und fest, daß er sich hier schneller erholen wird als im Süden unten.«
»Wer hat die Stufe repariert?« fragte Qwilleran.
»Nun, es ist vorigen Dienstag passiert. Nick war nicht hier, also mußte ich jemanden von der Insel holen, der sie reparierte
- einen alten Mann. Er hat ausgesehen wie hundert, aber er hat gute Arbeit geleistet und nicht zuviel verlangt.«
»Hat er gesagt, was mit der Stufe los war?«
»Sie sind nicht sehr gesprächig – die Inselbewohner –, aber er sagte, die Nägel seien verrostet. Er hat die ganze Treppe mit neuen Nägeln und mit irgendwelchen Klammern verstärkt.«
»Aber der Bezirksinspektor hat doch das Gebäude für in Ordnung befunden, bevor Sie die Pension aufmachten«, sagte Qwilleran.
»Das stimmt. Da fragt man sich, wie gut die Inspektion war. Die Bezirksvertreter haben ja ziemlich Druck gemacht, damit das Ferienzentrum Mitte Mai eröffnet werden konnte, weil sie auf die Steuergelder aus waren. Ich wette, sie haben den Inspektoren gesagt, sie sollten nicht zu pingelig sein.«
Qwilleran sah auf die Uhr. »Muß ich mir für das Abendessen im Hotel einen Tisch reservieren lassen? Und soll ich mit Jacke und Krawatte hingehen?«
»Du liebe Güte, nein! Es ist alles ganz leger, aber ich rufe im Hotel an und sage denen, daß Sie kommen. Für den beliebten Kolumnisten des Moose County Dingsbums werden sie den roten Teppich ausrollen.«
»Nein! Bloß nicht!« protestierte er. »Ich möchte mich während meiner Zeit hier im Hintergrund halten.«
»Okay. Soll ich Ihnen eine Pferdedroschke rufen?«
»Ich glaube nicht. Ich gehe lieber zu Fuß. Aber trotzdem vielen Dank.«
»Gehen Sie am Straßenrand«, riet ihm Lori. »Wegen der Pferde, wissen Sie.«
Als er zum Häuschen zurückging, um die Katzen zu füttern und sich ein frisches Clubhemd anzuziehen, traf Qwilleran das ältere Ehepaar aus den ›Drei Augen‹. »Verpassen Sie heute abend den Sonnenuntergang nicht«, sagte der Mann, der eine kecke schwarze Baskenmütze trug. »Wenn ein neuer Gast kommt, sorgen wir immer für eine besonders schöne Vorstellung.«
Qwilleran konnte die Katzen auf der hinteren Veranda sehen und ging um das Häuschen herum, um durch das Fliegengitter mit ihnen zu reden. »Seid ihr beide bereit für eine Dose Hühnerfleisch, die aus Pickax importiert wurde?«
Auf der Veranda standen zwei Stühle, von denen einer bequemer als der andere war, und mit ihrem katzenhaften Instinkt hatten sie sich den besseren der beiden ausgesucht. Dort saßen sie ganz still – zu still. Das bedeutete, daß eine von ihnen irgendeine kleine Missetat begangen hatte, auf die sie stolz waren. Er kannte sie zu gut!
Er sperrte die Eingangstür auf und ging an den Schauplatz des Verbrechens. Der Schreibtisch war übersät mit Zetteln, und etliche lagen auch auf dem Boden verstreut. Auf einem stand ›Dienstag‹. Auf anderen waren leere Vierecke mit Zahlen in der linken oberen Ecke. Irgend jemand hatte den Wandkalender, der über dem Schreibtisch hing, attackiert. Das glänzende Farbfoto mit dem Basset und der Name des Hundefutterherstellers waren noch ganz, doch der Monat Juni war Blatt für Blatt, oder Tag für Tag, abgerissen worden. In den ›Vier Augen‹ war jetzt Juli.
»Welcher von euch zwei unverbesserlichen Bösewichten hat diesen Kalender kaputtgemacht?« rief er in Richtung Veranda. Sie waren vollauf damit beschäftigt, den Wald zu beobachten und den Geräuschen zu lauschen und beachteten ihn nicht.
Er wußte, wer der Übeltäter war: Koko war der Papierwolf in der Familie, doch nur, wenn er einen Grund dafür hatte. Dachte er, die Zeit würde schneller vergehen, wenn er den Monat Juni vernichtete? Wollte er aus diesem Domino-Kabuff raus und nach Hause? »Nicht dumm«, rief ihm Qwilleran zu, »aber so funktioniert das leider nicht.«
Im Juni waren die Tage lang und im Norden noch länger. Als Qwilleran zu seinem ersten Abendessen im Pear Island Hotel Richtung Zentrum ging, stand die Sonne noch hoch am Himmel. Unterwegs kam er an der Reihe von rustikalen Geschäften vorbei. Ihre standardisierten Schilder waren maschinell aus verwittertem Holz geschnitzt. Jeder Laden war nur mit einer Art Gattungsbezeichnung versehen: SOUVENIRS, TEESTUBE, ANTIQUITÄTEN, PIZZA, T-SHIRTS und – natürlich – KARAMELLEN. Im Schaufenster des Antiquitätengeschäfts sah er etwas, das ihm gefiel, doch die Tür war abgeschlossen, obwohl auf dem Schild im Schaufenster OFFEN stand. Der
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