Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
T-Shirt-Laden bot grelle Stoffarben an, man konnte Sweatshirts und T-Shirts mit Sprüchen eigener Wahl bedrucken lassen, und es gab das offizielle T-Shirt des Ferienzentrums, auf dem eine rosige Birne von der Größe einer Wassermelone prangte. Bootsfahrer, Teenager, Pensionisten, händchenhaltende Paare und Eltern mit ihren Sprößlingen wanderten ziellos den Bürgersteig auf und ab oder stellten sich im Karamellengeschäft an. Auf der Hotelveranda schaukelten sie in den fünfzig Schaukelstühlen, und ein paar aßen mitgebrachte Pizza aus dem Pizzaladen.
    Die Hotelhalle war eine einzige Huldigung an das Piratentum. Ein Wandgemälde zeigte verwegene Piraten mit Goldtruhen. Von der Decke hingen schwarze Flaggen mit Totenschädeln und gekreuzten Knochen. Die Angestellten am Empfang trugen gestreifte Hemden, rote Kopftücher und einen goldenen Ohrring. Qwilleran sah auf der Orientierungstafel nach. Es gab eine Bar mit dem Namen ›Seeräuberhöhle‹. Die beiden Speisesäle hießen ›Korsarensaal‹ und ›Schmugglerbucht‹. Durch Glastüren kam man zum ›Piratenteich‹, einem großen Swimmingpool, an dessen Rand Liegestühle und Tische mit Sonnenschirmen standen. Am abgeflachten Ende des Beckens planschten und kreischten Kinder, während die Erwachsenen am Rand des Pools saßen und Drinks schlürften. Letztere hielten das Personal der Bar auf Trab – junge Männer und Frauen in schwarzen T-Shirts mit Piratenemblem.
    Qwilleran schlenderte in die ›Seeräuberhöhle‹ und setzte sich an die Theke. Die Rückwand der Bar zierte – von einem Scheinwerfer angestrahlt – eine Kiste mit Goldmünzen und eine Zeile aus einem Seemannslied: Fünfzehn Mann und eines toten Mannes Gold! Yo ho ho und ’ne Flasche Rum! Auf einem Barstuhl fühlte er sich wie zu Hause. Bevor er aufgrund der Umstände seine Gewohnheiten und Hobbys geändert hatte, hatte er im ganzen Land in den Bars von Presseclubs herumgehangen und damit die Gewandtheit eines versierten Barbesuchers erworben, die das geübte Auge eines Barkeepers sofort erkannte. In der Bar der ›Seeräuberhöhle‹ gab es gleich drei davon, und alle trugen sie Seeräuberkluft.
    Er winkte demjenigen, der der Chef zu sein schien, und fragte: »Ist es hier verboten, eine Bloody Mary ohne Alkohol zu bestellen?«
    »Wie scharf?« fragte der Mann mit ausdruckslosem Gesicht und ausdrucksloser Stimme. Er griff nach einem Glas.
    »Alarmstufe drei.« Qwilleran zählte mit, wie viele Spritzer scharfe Sauce er in den Tomatensaft gab, kostete und nickte beifällig. Der Barkeeper lehnte sich mit verschränkten Armen an die Rückwand der Bar, und das war Qwillerans Stichwort. Er sagte: »Sie führen den Laden hier sehr souverän. Alles läuft reibungslos.«
    »Wir haben alle Hände voll zu tun. Wir sind für zwei Speisesäle und den Swimmingpool zuständig, und natürlich für diese Bar und die Eingangshalle. In der Bar gibt es fünfhundertzwanzig Sitzplätze, und am Freitag- und Samstagabend stehen die Leute hier in Zweierreihen.« Während er sprach, schweiften seine Augen wie die eines Aufsehers im Raum umher.
    »Ich weiß, was das heißt«, sagte Qwilleran teilnahmsvoll. »Ich habe selbst mal als Barkeeper gearbeitet.« Er sprach von einem Einsatz an einem Samstag abend in seinem letzten Collegejahr. »Sind Sie aus Washington? Ich glaube, ich kenne Sie vom Mayflower.«
    »Nein. Das war nicht ich.«
    »Dann vom Shoreham! Da habe ich Sie gesehen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich bin aus Chicago. Habe achtzehn Jahre in der Innenstadt gearbeitet. Mit dem Schnaps, den ich ausgeschenkt habe, könnte man den ganzen Commiskey Park überfluten.«
    »Hier haben Sie aber eine ganz andere Klasse von Gästen.«
    »Wem sagen Sie das? Mehr Menschen, kleinere Zechen, weniger Trinkgeld.« Er sah sich hastig in der Bar um und sagte dann: »Diese Leute, die nur Cola wollen – das sind die schlimmsten! Sie bestellen Limonade und gießen sich dann ihren eigenen Schnaps aus mitgebrachten Flaschen rein und bedienen sich an den Gratis-Erdnüssen.« Seine geschäftig hin- und herschweifenden Augen erspähten ein leeres Glas, und er winkte einem Hilfskellner.
    Qwilleran fragte: »Was ist dieses ›Piratengold‹, für das Sie da werben, für ein Getränk?«
    »Alles frisch, alles Naturprodukte. Fruchtsaft mit zwei Arten Rum und einer geheimen Zutat. Die Gesundheitsfreaks sind ganz verrückt danach.«
    Qwilleran trank seinen Tomatensaft aus und rutschte vom Stuhl herunter. »Vielen Dank. Wie heißen

Weitere Kostenlose Bücher