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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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immer, er soll sich am Geländer anhalten. Trotzdem ist es merkwürdig. Arledge ist federleicht, und dieser Bär von einem Mann, der immer mit dem Fahrrad fährt, läuft die ganze Zeit die Treppe hinauf und hinunter…«
    »Aber in der Mitte, meine Liebe. Ich bin am Ende der Stufe aufgetreten, und das andere Ende ist wie eine Wippe hochgeschnellt. Der Zimmermann sagte, daß die Nägel verrostet waren, und ich glaube tatsächlich, daß die Nägel in diesem Haus noch älter sind als ich.«
    Seine Frau rutschte auf ihrem Sitz herum und bemühte sich, von der hölzernen Schaukel aufzustehen. »Setzen Sie sich doch hierher, Mr. Qwilleran.«
    »Lassen Sie sich durch mich nicht stören«, wehrte er ab.
    »Ganz und gar nicht. Ich muß drinnen was erledigen und lasse meinen Mann in Ihrer Obhut… Arledge, wenn dich auch nur im geringsten fröstelt, komm hinein ins Haus.«
    Als sie geschäftig hineingeeilt war, sagte Qwilleran: »Eine bezaubernde Frau. Ich wollte sie nicht vertreiben.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Meine liebe Gattin wird ganz froh über eine kleine Pause sein. Seit meinem Unfall fühlt sie sich als treusorgende Ehefrau verpflichtet, mich rund um die Uhr zu betreuen – und das wegen einer einzigen gebrochenen Rippe. Ich darf gar nicht daran denken, wie unermüdlich sie mich umsorgen würde, wenn ich mir ein Bein bräche. Das muß man bei einem hingebungsvollen Weib eben in Kauf nehmen. Sind Sie verheiratet, Mr. Qwilleran?«
    »Nicht mehr, und ich werde es wohl kein zweites Mal versuchen«, sagte Qwilleran und setzte sich auf den freien Platz auf der quietschenden Schaukel. »Ich habe gehört, Sie sind auch schon früher auf die Insel gekommen.«
    »Ja, meine Frau und ich mögen Inseln, was nicht bedeuten soll, daß wir in unserer Denkweise engstirnig sind – nur ein wenig seltsam. Leute, die es zu Inseln hinzieht, sind alle ein wenig seltsam, wie ich festgestellt habe, und wenn sie lange genug vollkommen von Wasser umgeben leben, dann werden sie vollkommen wunderlich.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Sie jetzt alles sehr verändert finden.«
    »Und wie! Wir waren häufig bei einer Familie aus Indianapolis zu Gast, den Ritchies – Anno dazumal, vor der kommerziellen Nutzung. Die Ritchies hätten die gegenwärtige Entwicklung sehr bedauert. Sie waren Kaufleute, gut zu ihren Freunden und Angestellten und großzügig der Kirche gegenüber, Gott sei ihrer Seele gnädig.«
    Qwilleran sagte: »Der Name Ritchie wird mit dem Mackintosh-Clan in Verbindung gebracht. Meine Mutter war eine Mackintosh.«
    »Ich finde, Ihre Artikel weisen einen gewissen hintergründigen schottischen Humor auf, Mr. Qwilleran. Das habe ich auch zu meiner Frau gesagt, und sie gibt mir recht.«
    »Wie war die Insel Anno dazumal?«
    Mr. Harding schwieg und überlegte. »Ruhig… im Einklang mit der Natur… und ungeheuer erholsam.«
    »Gehörte den Ritchies das Haus hinter dem hohen Eisenzaun?«
    »Du liebe Güte, nein!« rief der Pfarrer. »Sie waren ganz und gar nicht protzig und machten sich gerne über protzige Typen lustig.«
    »Wem gehört dann The Pines? Es sieht nach einem recht großen Anwesen aus.«
    »Es gehört den Appelhardts, die den Privatclub gegründet und als erste in den zwanziger Jahren hier gebaut haben. Die Ritchies nannten sie die königliche Familie und ihr Haus den Buckingham-Palast… Was führt Sie auf die Insel, Mr. Qwilleran?«
    »Ein Arbeitsurlaub. Ich wohne in einem der Sommerhäuschen, weil ich meine Katzen dabei habe, zwei Siamkatzen.«
    »Wirklich! Wir hatten im Pfarrhaus auch mal einen Siamkater. Er hieß Heiliger Quälgeist.«
    Plötzlich tauchte Mrs. Harding auf. »Es ist eine Brise aufgekommen, und ich fürchte, es ist zu kalt für dich, Arledge.«
    »Ja, es braut sich ein Sturm zusammen. Ich kann es in den Knochen spüren, und in einem ganz besonders.« Sie gingen alle drei in die Eingangshalle und nahmen auf bequemen Sesseln in einem Alkoven Platz. Dann fragte der Pfarrer seine Frau: »Soll ich Mr. Qwilleran die Geschichte vom Heiligen Quälgeist und dem Bischof erzählen?«
    »Hältst du das auch wirklich für passend, Arledge?«
    »Der Bischof unterhält mit dieser Geschichte seit zwanzig Jahren die gesamte zivilisierte Welt.«
    »Nun… Sie werden aber nicht in Ihrer Zeitung darüber schreiben, oder, Mr. Qwilleran?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich schreibe niemals über Katzen und Geistliche in ein und derselben Kolumne.«
    »Also, dann«, gab sie schließlich ihre Zustimmung, hielt sich

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