Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
und trittfesten Metallbeinen. Den vielen Kindersitzen nach zu urteilen, die an den Tischen standen, war an diesem Abend viel los gewesen. Der letzte Gast stand an der Registrierkasse und zählte das Wechselgeld, und die Kassiererin räumte Tische ab und kehrte Essensreste auf, die zu Boden gefallen waren.
    »Tut mir leid, daß ich Sie jetzt noch störe«, sagte Qwilleran. »Ist es schon zu spät für einen Eisbecher?«
    »Sie können sich hinsetzen«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Was für einen wollen Sie?«
    »Können Sie mir einen Eisbecher mit Schokoladeneis und Schokosoße machen?«
    Sie ging aus dem Speiseraum, kam wieder zurück und sagte: »Es gibt nur noch Vanille.«
    »Das geht auch, wenn Sie Schokosoße haben.« Er setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Küche, um der erschöpften Serviererin einen längeren Weg zu ersparen. Zu seiner Überraschung kam eine andere Frau aus der Küchentür und brachte ihm seinen Eisbecher. Sie war kräftig, etwa vierzig Jahre alt und trug eine – ungestärkte – Kochmütze und eine – mit Tomatensauce verschmierte – große Leinenschürze. Sie hatte das typische hagere Gesicht und die steinerne Miene der Inselbewohnerinnen, und ihr Gang war schwerfällig.
    Sie knallte ihrem Gast den Eisbecher auf den Tisch und sagte: »Ich kenne Sie – aus Pickax. Sie waren in der Old Stone Mill essen. Ich habe dort in der Küche gearbeitet. Derek kam immer hinein und sagte: ›Er ist mit seiner Freundin da.‹ Oder: ›Er ist mit einer fremden Frau da, mit einer viel jüngeren.‹ Dann spähten wir durch die Küchentür und gaben Ihnen eine Extrascheibe Schweinefleisch oder Truthahn auf den Teller. Wir haben immer eine Tüte zum Mitnehmen für Sie bereitgehalten… Essen Sie Ihr Eis, bevor es schmilzt.«
    »Vielen Dank«, sagte er und begann die Schokosoße zu löffeln.
    »Wieso haben Sie nicht heiße Karamelsoße bestellt? Ich kann Ihnen eine machen, wenn Sie wollen. Ich weiß, daß Sie sie gerne essen.«
    »Die hier ist schon in Ordnung«, sagte er, »und es ist schon spät, und Sie müssen müde sein.«
    »Ich bin nicht müde. Wenn man sein eigenes Geschäft hat, wird man nicht müde. Komisch, nicht wahr?«
    »Sie müssen Harriet Beadle sein. Ich wohne im Domino Inn, und Lori hat mir erzählt, daß Sie ihr geholfen haben, einen Zimmermann zu finden, als sie Probleme hatte.«
    »Lori ist nett. Ich mag sie… Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Ich trinke eine Tasse, wenn Sie auch eine mittrinken.«
    Harriet schickte ihre Hilfskraft nach Hause und sagte, sie würde später selbst saubermachen. Dann brachte sie zwei Tassen Kaffee und setzte sich zu ihm. Ihre schmutzige Schürze und die schlappe Mütze hatte sie abgenommen. Ihre glatten, farblosen Haare schienen in der Küche mit einer Geflügelschere geschnitten worden zu sein, wie Qwilleran annahm. »Ich weiß, daß Sie den Kaffee gern stark trinken«, sagte sie. »Das hier ist Inselkaffee. Für die Gäste machen wir ihn nicht so.«
    Er konnte verstehen, warum; beim ersten Schluck krümmte er sich. »Was hat Sie auf die Insel zurückgeführt?«
    »Die Insel hat etwas an sich – man will immer wieder zurückkommen. Ich wollte schon immer mein eigenes Restaurant haben und selbst kochen. Dann erzählte mir Mr. Exbridge von dem Lokal hier und sagte mir, wie ich es anpacken sollte – einen Kredit aufnehmen, eine gebrauchte Küchenausstattung kaufen und all das. Er ist ein netter Mann. Sie kennen ihn ja sicher. Und was tun Sie hier? Schreiben Sie etwas für die Zeitung?«
    »Wenn ich ein geeignetes Thema finde. Vielleicht können Sie mir etwas über das Leben auf der Insel erzählen.«
    »Und ob ich das kann!«
    Er stellte seinen Recorder auf den Tisch. »Ich würde unsere Unterhaltung gern aufnehmen. Beachten Sie das Gerät gar nicht. Reden Sie nur einfach.«
    »Worüber?«
    »Über die Frühstücksinsel zu der Zeit, als Sie hier aufwuchsen.«
    »Es war nicht leicht. Es gab keinen Strom. Keine Badezimmer. Keine Uhren. Kein Telefon. Kein Geld. Wir hier nennen sie nicht Frühstücksinsel. Sie heißt Providence Island – Insel der Vorsehung.«
    »Wer hat ihr diesen Namen gegeben?«
    »Die ersten Siedler. Die göttliche Vorsehung hat sie hier ans Ufer gespült, nachdem ihr Schiff zerschellt war.«
    »Sie sagen, Sie hatten kein Geld. Wovon haben Sie gelebt?«
    »Von Fischen. Und wilden Kaninchen. Und Ziegenmilch.« Sie sagte es mit Stolz.
    »Und was war mit so lebensnotwendigen Dingen wie Schuhen und Mehl und Munition für die

Weitere Kostenlose Bücher