Die Katze, die Domino spielte. Roman.
nach Ohio zurückradeln.«
»Bei diesem Wetter?« fragte Qwilleran.
»Wir haben Regenkleidung dabei. Kein Problem.«
»Können Sie mir etwas über den Naturpfad am Ende des Weges sagen?«
»Ziemlich beeindruckend!« sagte die junge Frau. »Er führt bis zur Sanddüne, und es gibt einen versteckten Teich mit einem Biberdamm und allen möglichen wilden Blumen.«
»Eigentlich ist es ein Sumpf mit allen möglichen Stechmücken«, sagte der junge Mann, ein Realist.
»Ist der Pfad gut markiert?« fragte Qwilleran. »Ich habe mich voriges Jahr auf einem Berg verirrt und würde wohl noch immer im Kreis laufen, wenn mir nicht ein Rettungshund zu Hilfe gekommen wäre.«
»Bleiben Sie auf dem Hauptpfad, dann können Sie sich nicht verirren. Nehmen Sie sich nur vor Schlangen, Zecken und Schüssen aus dem Gebüsch in acht. Die Kaninchenjäger schießen auf alles, was sich bewegt. Also ziehen Sie etwas leuchtend Buntes an.« Die Radfahrer standen auf. »Wir müssen die Zehn-Uhr-Fähre erwischen. Einen schönen Tag noch, Leute«, sagten sie und nickten scherzhaft in die Richtung der regennassen Fenster.
»Selig sind die Fröhlichen«, sagte Mr. Harding in salbungsvollem Predigertonfall und zwinkerte mit einem Auge.
»Bezaubernde junge Leute«, murmelte Mrs. Harding, als die beiden mit athletischer Anmut aus dem Frühstückssaal marschierten. »Es sollte mehr solche Leute auf Pear Island geben.«
Qwilleran sagte: »Ist Ihnen klar, daß diese Insel drei Namen hat? Auf der Landkarte steht Pear Island, die Leute vom Festland nennen sie Frühstücksinsel, und für die Inselbewohner ist sie Providence Island.«
»Es gibt noch einen Namen«, sagte der Pfarrer. »Als die Millionäre ihre Herrenhäuser bauten – wollen wir mal annehmen, um ihrer Seelen und ihres gesellschaftlichen Prestiges willen – fanden sie, daß ›Pear Island‹ mit ihrem Größenwahn unvereinbar sei und gaben ihr einen neuen Namen. Vielleicht haben Sie das Schild ja sogar schon gesehen: GRAND ISLAND CLUB.«
Qwilleran aß langsam und zögerte sein erstes Frühstück so lange wie möglich hinaus, in der Hoffnung, das ältere Ehepaar würde gehen, damit er, ohne sich genieren zu müssen, eine zweite Portion bestellen konnte. Sie blieben jedoch sitzen. »Das ist der richtige Tag für ein freundschaftliches Dominospiel, wenn Sie Lust dazu haben«, sagte der Pfarrer.
»Leider muß ich einen Abgabetermin einhalten«, erklärte Qwilleran, entschuldigte sich und stand vom Tisch auf. Er hatte den Eier-Schinken-Auflauf mit frischer Ananas gegessen, nicht aber die Waffeln mit Ricottakäse und Erdbeeren. Jetzt hatte er das Gefühl, daß ihm etwas vorenthalten worden war.
Beim Hinausgehen suchte er sich gerade aus der Gemeinschafts-Obstschüssel ein paar Äpfel aus, als eine liebenswürdige Stimme an seinem Ellbogen sagte: »Sie sollten eine Banane nehmen.« Es war eine der beiden weißhaarigen Frauen, die ihm immer einträchtig zulächelten, wenn er über die Veranda ging oder die Eingangshalle betrat.
»Äpfel sind gut gegen Schlechtwetter«, sagte er.
»Aber Bananen sind ausgezeichnete Kaliumlieferanten, wissen Sie.«
»Die Banane«, deklamierte er scherzhaft, »wurde erfunden, um als Grundlage für drei Eiskugeln, drei verschiedene Soßen, zwei Kleckse Schlagsahne, gehackte Nüsse und eine Maraschinokirsche zu dienen. Alle anderen Verwendungszwecke sind zu vernachlässigen.«
»Oh, Mr. Qwilleran«, sagte sie mit entzücktem Lächeln, »Sie hören sich genauso an wie Ihre Kolumne! Wir lesen sie immer in der hiesigen Zeitung. Sie sollte im ganzen Land erscheinen. Sie ist immer so treffend!«
»Vielen Dank«, sagte er und verneigte sich elegant. Er liebte Komplimente für seine Artikel.
»Mein Name ist Edna Mosley, und ich bin mit meiner Schwester Edith hier. Wir sind pensionierte Lehrerinnen.«
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, Sie haben einen schönen Aufenthalt. Hoffen wir, daß sich das Wetter bald aufhellen wird.« Er nahm sich zwei Äpfel und eine Banane und trat den Rückzug an. Die beiden Schwestern waren Dominospieler, wie die Hardings. Er hatte die meisten Gäste in Klassen eingeteilt. Die Frischverheirateten waren Puzzlespieler gewesen. Zwei ältere Männer, wahrscheinlich pensionierte Lehrer, spielten Schach. Ein junges Paar mit einem wohlerzogenen Kind spielte Scrabble.
Dann gab es noch eine attraktive junge Frau, die Zeitschriften las oder sich mit zwei Männern unterhielt, die zusammen reisten. Keiner von ihnen sah aus wie ein
Weitere Kostenlose Bücher