Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
lernen mußte. 7. August. Schöner Tag. See ruhig. Leichter Wind aus Südosten. Den ganzen Tag Netze eingeholt. Mary bei der Geburt unseres Kindes gestorben. Baby gesund, Gott sei Dank…8. August. Kühl. Ein paar Wolken. Wind dreht nach Nordost. Drei Kaninchen in den Fallen. Habe Mary nach dem Abendbrot begraben. Baby hat Koliken. Ein paar Tage danach ist das Leuchtfeuer ausgegangen«, schloß Harrtet, »und die Soldaten haben das Grab aufgerissen.«
    »Entsetzlich!« sagte Qwilleran. »Wie konnte Ihr Urgroßvater über solche Dinge bloß so emotionslos schreiben?«
    »Inselbewohner weinen nicht. Sie tun einfach, was sie tun müssen«, sagte Harriet, »und es spielt keine Rolle, wie beschwerlich es ist.«
    Qwilleran dachte, und sie lachen auch nie. Er fragte: »Standen die Inselbewohner mit den Leuchtturmwärtern auf gutem Fuß?«
    »Eigentlich schon. An Festtagen feierten sie gemeinsam, und Großvater brachte ihnen manchmal frische Fische. Sie gaben ihm dafür Schiffszwieback. Die Inselbewohner konnten nicht in das eingezäunte Areal hinein, aber die Wärter konnten heraus.«
    »Wurde nach dem Verschwinden der Männer irgend etwas an dem System geändert?«
    »Nun, die Regierung schickte weiterhin drei Männer vom Festland her, doch sie hatten große Hunde.«
    »Ich muß Ihnen ein Kompliment machen, Harriet. Sie berichten über diese Dinge, als wären Sie selbst dabeigewesen.«
    »Ich habe es so oft gehört«, sagte sie bescheiden.
    »Das wird ein sensationeller Beitrag zu meiner Kolumne,
›Qwills Feder‹. Darf ich Sie zitieren?«
    Ihre Freude über das Kompliment verwandelte sich plötzlich in Panik. »Wovon reden Sie? Doch nicht von der Leuchtturm-Geschichte!«
    »Ganz besonders von der geheimnisvollen Geschichte über den Leuchtturm«, korrigierte er sie. »Ich höre zum ersten Mal von diesem Vorfall, und ich habe schon eine Menge über die Geschichte des Bezirks gelesen.«
    Entsetzt schlug Harriet die Hände vor das Gesicht. »Nein! Nein! Darüber dürfen Sie nichts schreiben! Ich habe Ihnen das nur erzählt, weil ich dachte, Sie interessieren sich persönlich dafür. Ich wußte nicht…«
    Warum, fragte sich Qwilleran, geben die Leute den Journalisten sensationelle Informationen oder verraten ihnen persönliche Geheimnisse, die sie nicht veröffentlicht sehen wollen? Und warum sind sie so überrascht, wenn sie die Geschichte dann gedruckt sehen? Was würde denn schon passieren, wenn ich diese Story veröffentlichte? Historische Fakten von einer Quelle, die anonym bleiben will… Und dann dachte er: Vielleicht ist die Leuchtturmgeschichte ein Schwindel. Weiß sie, daß sie nicht wahr ist? Vielleicht ist das nur eine Geschichte, die ihre Familie erfunden hat, weil sie zu der mysteriösen Bronzeplakette am Leuchtturmgelände paßt. Und dieses Tagebuch ist vielleicht auch nur eine Legende. Zu Harriet sagte er: »Nennen Sie mir einen einzigen guten Grund, warum ich die Leuchtturmgeschichte nicht veröffentlichen sollte. Der Grund, den Sie angeben, wird vertraulich behandelt.«
    »Es wird ziemlichen Ärger geben. Ärger im Dorf.« Sie befeuchtete besorgt die Lippen.
    »Was für Ärger?«
    »Wissen Sie nicht, was am Memorial-Day-Wochenende passiert ist? Ich glaube, Mr. Exbridge hat verhindert, daß es in die Zeitung kam. Ein paar Männer vom Festland – aus Lockmaster – kamen mit Schaufeln ins Dorf und begannen nach vergrabenen Piratenschätzen zu graben. Vor dem Haus meiner Mutter und bei der Schule haben sie große Löcher ausgehoben. Sie hatten eine Karte dabei, die sie irgendeinem Mann in einer Bar für fünfzig Dollar abgekauft hatten.«
    Qwilleran unterdrückte ein aufsteigendes Kichern. »Wie sind die Dorfbewohner sie denn losgeworden?«
    »Ein paar Kaninchenjäger haben sie aus dem Dorf gejagt. Die Schatzgräber haben sich beim Hilfssheriff beschwert, daß man sie schikaniert habe, aber der hat gelacht und gesagt, sie sollen heimfahren und den Mund halten, sonst würden sie dastehen wie Idioten. Er hat es aber Mr. Exbridge gemeldet, und Mr. Exbridge sagte, er habe das Richtige getan.«
    Qwilleran sagte: »Ich kann mir vorstellen, daß die Dorfbewohner sich geärgert haben, aber ich kann es dem Hilfssheriff nicht verdenken, daß er gelacht hat. Die Frage ist: Was hat das damit zu tun, daß ich das Geheimnis des Leuchtturms nicht veröffentlichen darf?«
    »Verstehen Sie denn nicht?« sagte sie zornig. »Dann würde irgend jemand Karten verkaufen, und die Männer würden wiederkommen und nach Gebeinen

Weitere Kostenlose Bücher