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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Stimmen unterscheiden: es waren zwei, eine weibliche und eine männliche. Später hörte die Musik auf, und die Stimmen waren gedämpft. Er ging hinein, las eine Weile, gab den Katzen ihren Leckerbissen und legte sich dann hin.
    Nach kurzer Zeit war er eingeschlafen und hatte einen seiner phantasievollen Träume: Die Bewohner von Pear Island waren Pinguine, und die Touristen waren Papageientaucher. Dann erschien ein großer Weißkopf-Seeadler und versuchte, die Insel ans Festland zu ziehen, wurde aber von einem Kaninchenjäger abgeschossen, und die Insel sank auf den Grund des Sees.
    »Hui!« schnaufte Qwilleran, als er erwachte und sich im Bett aufsetzte. Im Nebenhaus konnte er fröhliche Stimmen hören, die sich verabschiedeten. Der Mann, der zu Besuch war, ging mit einer Taschenlampe weg, und Qwilleran hoffte, ihr Schein würde das Gesicht des Mannes erhellen, wenn er an den ›Vier Augen‹ vorbeiging – nicht, daß es Qwilleran etwas anging, aber er war von Natur aus und von Berufs wegen ein guter Beobachter. Als der Besucher aber über den Naturpfad verschwand, wurde seine Neugier geweckt.

 
    Qwilleran wußte es vielleicht noch nicht, aber er war dabei, den Kampf um den Hackbraten zu verlieren. Am Samstag begannen zwei hungrige und entrüstete Katzen um sechs Uhr früh vor seiner Schlafzimmertür zu maunzen. Er hielt es fast eine Stunde lang aus und ging dann – barfuß und nur mit seiner Pyjamahose bekleidet – in die Küche, um den undankbaren Kreaturen einen weiteren Teller Hackbraten herzurichten. Als er den Braten zerteilte – diesmal hackte er ihn ganz klein, statt ihn in Würfel zu schneiden –, waren sie still. Als er den Teller auf den Boden stellte, waren sie still. Sie sahen ihn ungläubig an, als wollten sie sagen: Was ist das denn für ein Zeug?… Sollen wir dieses Hundefutter etwa essen? Als sie schließlich heftig die Pfoten schüttelten und sich von dem Teller entfernten, klopfte es an der Tür.
    Auf Qwillerans Uhr war es sieben Uhr fünfzehn. Das mußte Mitchell sein – wer sonst? Vielleicht brachte er eine Nachricht von den Rikers. Vielleicht waren sie gestern nacht nicht angekommen. Vielleicht war etwas dazwischengekommen. Beunruhigt riß er die Tür auf.
    Peinlich berührt stand er June Halliburton gegenüber, die vollständig bekleidet war und ihn durch den Rauch einer Zigarette, die sie elegant in einer Hand hielt, anblinzelte. Sie musterte seine zerknitterte Pyjamahose und sein ungekämmtes Haar und grinste verschmitzt. »Wollen sie mit mir frühstücken gehen? Sie brauchen sich nicht umzuziehen.«
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich kann erst in ein paar Stunden etwas essen. Gehen Sie nur ohne mich. Das Frühstück hier ist ausgezeichnet.«
    »Das weiß ich«, sagte sie hochmütig. »Ich habe zwei Wochen in diesem Häuschen verbracht und Ihnen das Bett warmgehalten. Hat Ihnen schon jemand gesagt, daß ich für das Unterhaltungsprogramm des Hotels zuständig bin? Während Sie hier herumsitzen und nichts tun, könnten Sie versuchen, ein paar Texte für mich zu schreiben. Ich kann nicht garantieren, daß ich sie verwenden werde, aber es wäre eine gute Übung für Sie.« Diese typisch schnodderigen Bemerkungen äußerte sie mit dem unverschämten Grinsen, das charakteristisch für sie war.
    Qwilleran hatte schon im College Kabarettnummern geschrieben, als sie noch an ihren Beißringen genuckelt hatte. Bevor er sich eine saftige Antwort überlegen konnte, die noch im Rahmen der Höflichkeit war, tauchte Koko hinter ihm auf und sprang ihm auf die Schulter, wo er herumschwankte, als wäre er bereit, jeden Augenblick loszuspringen, und den Eindringling mit seinem Laserblick fixierte.
    »Nun«, sagte sie, »kommen Sie mal in die ›Fünf Augen‹ hinüber – auf einen Drink oder ein wenig Musik oder irgendwas – wann immer Sie wollen.« Sie schnippte ihre Zigarette weg, warf ihr glänzendes rotes Haar zurück und schlenderte davon.
    Koko sprang auf den Boden, und Qwilleran sagte: »Danke. Bist ein feiner Kerl! Weißt du, was ich jetzt tun werde? Ich schneide ein paar geräucherte Austern klein und mische sie unter den Hackbraten.«
    Beide Katzen machten sich über das exotische Gehackte her und holten die Austern heraus. Das Hackfleisch ließen sie liegen.
    »Katzen!« sagte Qwilleran. »Man hat einfach keine Chance!«
    Er selbst aß Brötchen mit Schinken und Käsesauce zum Frühstück und dann Kabeljaukuchen mit Rührei. Es war schon spät, und nur noch ein weiterer Tisch war

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