Die Katze, die Domino spielte. Roman.
besetzt. Die Familie, die in die ›Zwei Augen‹ eingezogen war, hatte ein Baby auf einem Hochstuhl und ein kleines Mädchen, das sich von Qwillerans Schnurrbart angezogen fühlte. Als er unachtsamerweise Blickkontakt herstellte, rutschte das Mädchen von seinem Stuhl, marschierte auf wackeligen Beinchen zu seinem lisch und bot ihm ein Stück von seinem teilweise zerkauten Toast an.
»Sandra, belästige den Mann nicht«, sagte ihr Vater.
»Sie ist ganz lieb«, erklärte ihre Mutter.
Qwilleran stöhnte innerlich. Er hatte das Gefühl, von mäkligen Katzen, aufdringlichen Klavierspielerinnen und jetzt von geselligen Kindern umzingelt zu sein. Als er in die ›Vier Augen‹ zurückkam, übte die Klavierspielerin Tonleitern und machte Fingerübungen, eine monotone Musik, bei der es ihm schwerfiel, sich aufs Lesen oder Schreiben zu konzentrieren. Endlich machte sie eine Pause. War das eine Wohltat, als sie aufhörte! Dann klopfte es an der Vordertür. Gereizt riß er sie auf.
»Guten Morgen, Qwill«, sagte Nick Bamba. Er hielt zwei seiner Kinder an der Hand. »Lovey möchte sich Ihre Kätzchen ansehen, und das ist Jason, der soeben die erste Klasse absolviert hat. Er ist für die Abfalleimer und Papierkörbe zuständig.«
»Wir haben was über Indianer und Kalbjäger und Totempfähle gelernt«, sagte der blonde Junge. »Sie haben in Wiewamms gelebt, die in der Mitte ein Loch für den Rauch hatten.«
Qwilleran sagte: »Und wie geht es der zukünftigen Präsidentin heute morgen?«
»Im April zwei Jahre«, sagte sie und lief auf Yum Yum zu, die sich unter dem Sofa verkroch. Koko sah hochmütig und mißbilligend zu.
»Die Kätzchen sind scheu«, sagte ihr Vater, »aber jetzt hast du sie ja gesehen und kannst wieder nach Hause gehen… Jason, bring deine Schwester zurück. Mr. Qwilleran und ich müssen etwas Geschäftliches besprechen.«
»Ist geritzt!« sagte Jason. Er packte seine Schwester bei der Hand, und dann stapften sie die Straße hinauf. Lovey blickte sehnsüchtig zurück.
Nick reichte Qwilleran eine Plastiktüte. »Da sind ein paar Birnen, Qwill. Ich habe fünfunddreißig Kilo im Sonderangebot gekauft, aber sie müssen gleich gegessen werden.«
»Vielen Dank. Setzen wir uns auf die Veranda?«
»Bleiben wir lieber hier drinnen. Heute morgen ist es windstill, und die Stimmen sind weit zu hören. Waren Sie schon im Zentrum? Mit der ersten Fähre sind die Demonstranten gekommen; sie marschieren wieder auf und ab. Sie wollen nicht, daß Insektenvernichtungsmittel gesprüht wird.«
»Was sagen Sie dazu, daß dieser Drachenflieger erschossen worden ist?«
»Der Sheriff führt es auf eine verirrte Kugel aus einer Jagdflinte zurück. Ich sage, der Sheriff redet eine Menge Unsinn!… Also, was gibt’s bei Ihnen, Qwill?«
»Ich habe einen Spion engagiert, der als Insider an der Sache arbeiten kann. Ich behaupte, daß unter den Einheimischen eine versteckte Feindseligkeit herrscht. Sie schlagen nicht offen zu, aber sie haben das Ferienzentrum infiltriert – als Küchenhilfen, Droschkenfahrer, Dienstboten, Hilfskellner, Dockarbeiter, Handwerker und alles Mögliche, wovon wir nichts wissen. Sie reden nicht. Sie sind wandelnde Schatten. Ich bin überzeugt, Ihre Eingangstreppe war in Ordnung, bis einer dieser stillen, schattenhaften Inselbewohner sich daran zu schaffen machte – vielleicht im Schutz der Dunkelheit ein paar Nägel herausgezogen hat. Leider habe ich keine Beweise… Gibt es etwas Neues von der Geflügelzucht in Lockmaster?«
»Die Ermittlungen sind im Sand verlaufen«, sagte Nick. »Es ist ja niemand gestorben. Alle wollen die Sache vergessen. Lebensmittelvergiftungen kommen nun mal vor.«
»Wie wird Exbridge auf den Mann reagieren, der gestern nacht erschossen wurde?«
»Das ist jetzt nicht zur Veröffentlichung bestimmt, Qwill, aber er macht sich dafür stark, daß das Jagen auf der Insel verboten wird. Die Gewehrschüsse machen die Touristen nervös, sagt er, besonders die aus den Großstädten.«
Qwilleran sagte: »Das wird ein gefundenes Fressen für die Demonstranten! Kaninchen sind ein Grundnahrungsmittel der Inselbewohner und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.«
»Wollen Sie noch etwas hören, ganz unter uns? Don will, daß die Bezirksverwaltung die Uferstraßen asphaltiert und über die Sanddüne führt, damit sie rund um die Insel verläuft.«
»Sie wissen, die Umweltschützer sind überaus empfindlich, was Dünen angeht, und die Leute, die den ganzen Sommer über hier wohnen, werden
Weitere Kostenlose Bücher