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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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die Pension ging – war besetzt. Nach Cornedbeef mit pochiertem Ei sowie Maisgrütze mit Würstchensoße (Lori gingen langsam die Ideen aus, fand er) rief er die Nummer noch mal an. Es klingelte einige Male, dann meldete sich eine barsche Stimme: »The Pines, Pförtnerhaus.«
    »Verzeihung, falsch verbunden«, sagte er. Warum June im Pförtnerhaus der Appelhardts anrufen sollte, war noch verwirrender als die Frage, warum sie überhaupt jemanden auf der Insel anrufen sollte. Natürlich bestand noch die Möglichkeit, daß er sich verwählt hatte. Er probierte es nochmals und hörte dieselbe Stimme sagen: »The Pines, Pförtnerhaus.« Diesmal legte er ohne Entschuldigung auf.
    An jenem Tag verbrachte Qwilleran einige Zeit mit der Überlegung, was er zum Tee anziehen sollte. Er kam nicht in der Rolle des neugierigen Reporters, noch trat er als getarnter Sherlock Holmes auf, und er war auch kein Bürgerlicher, zu dem sich die königliche Familie gönnerhaft herabließ. Er spielte einen Helden, der (wahrscheinlich) das Leben ihrer einzigen Tochter gerettet hatte. Überdies war nicht nur Elizabeth eine reiche Erbin; er selbst war der Klingenschoen-Erbe, und der Klingenschoen-Fonds war in der Lage, The Pines und den gesamten Grand Island Club aufzukaufen und daraus ein Naturschutzgebiet zu machen. Die Vorstellung gefiel ihm. Er würde nicht sein Seidenhemd, ja nicht einmal sein leichtes blaues Baumwollhemd anziehen, dem man auf den ersten Blick ansah, daß es ein Designerhemd war – ein weiteres Geschenk von Polly. Nein, er würde sein Hemd aus Madraskaro anziehen, das aussah, als wäre es zwanzig Jahre lang im Ganges gewaschen und auf Steinen sauber geklopft worden, so daß es jetzt eine Art schmuddelige Eleganz besaß.
    Mit diesem Hemd und einer britisch wirkenden, fast weißen Leinenhose ging er hinaus und wartete auf die Kutsche, die ihn um vier Uhr abholen sollte. Das Gefährt, das am Kutschenblock vor der Pension anhielt, rief bei den Gästen auf der Veranda ein bewunderndes Murmeln hervor. Ein Pferd mit glänzendem Fell – ganz anders als die Klepper, die die Mietdroschken zogen – war vor einen edlen Buggy aus lackiertem Holz und Leder gespannt.
    Der Kutscher in grüner Livree mit einem Apfel-Emblem stieg ab und sagte: »Mr. Qwillum, Sir?« Er deutete auf den Beifahrersitz auf der linken Seite und sprang dann flink auf den Sitz hinter den Zügeln. Er war eine junge Ausgabe der hageren alten Inselbewohner, die die Mietdroschken fuhren.
    Als die Kutsche die West Beach Road hinauffuhr, bemerkte Qwilleran, daß es ein schöner Tag sei.
    »Mm-hm«, sagte der Fahrer.
    »Wie heißen Sie?«
    »Henry.«
    »Schönes Pferd.«
    »Wie heißt es?«
    »Skip.«
    »Glauben Sie, es wird regnen?« Es war ein herrlicher Tag, keine Wolke war am Himmel zu sehen.
    »Möglich.«
    In The Pines fuhr die Kutsche durch ein offenes Tor, an einem ziemlich großen Pförtnerhaus vorbei und dann zur Rückseite des Haupthauses. Sie hielt bei einem Kutschenblock am Rand eines gepflasterten Hofes an. Dahinter erstreckte sich endlos weit ein makelloser Rasen, ein Swimmingpool mit einem Sprungbrett und ein Krocketplatz, auf dem weißgekleidete Jugendliche einander beschimpften und mit den Hämmern aufeinander losgingen. Im Vordergrund sah man eine grasbewachsene Terrasse mit patinaüberzogenen Eisenmöbeln und etliche Erwachsene, die ebenfalls krocketweiß gekleidet waren. Sie wirkten klinisch-steril im Vergleich zu Qwillerans sanften nicht-weißen Farben.
    Einer der Männer trat auf ihn zu. »Mr. Qwilleran? Ich bin Elizabeths Bruder, Richard. Wir haben uns vorigen Donnerstag etwa drei Sekunden lang gesehen. Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe in der Not.«
    »Ich bin froh, daß ein Arzt im Haus war«, erwiderte Qwilleran freundlich. »Wie geht es der Patientin?«
    »Sie ist da drüben und wartet darauf, Ihnen persönlich danken zu können.« Er deutete mit einer Handbewegung auf eine Chaiselongue, auf der eine junge Frau lag. Sie trug ein fließendes Kleid in einem rostbraunen Farbton, und ihr langes, dunkles Haar fiel ihr über die Schultern. Sie blickte erwartungsvoll in ihre Richtung.
    Die beiden Männer gingen auf sie zu, wurden aber von einer älteren Frau aufgehalten – drall, von majestätischer Schönheit und mit der dramatischen Körperhaltung einer Operndiva auf der Bühne. Mit ausgestreckter Hand schwebte sie auf sie zu und sagte mit einer kräftigen Altstimme: »Mr. Qwilleran, ich bin Rowena Appelhardt. Willkommen in The

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