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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Pines.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, murmelte er höflich, aber kühl. Als Journalist im Süden unten und im Ausland war er schon überall gewesen und hatte alles gesehen, und er war von der ungeheuren Größe des Anwesens nicht weiter beeindruckt. Im Gegenteil, die Appelhardts schienen beeindruckt zu sein. Hatten sie ihn rasch überprüfen lassen und erfahren, in welcher Beziehung er zum Klingenschoen-Fonds stand, und daß er Junggeselle war? Er wurde vorsichtig und zurückhaltend.
    Die Matriarchin stellte die Familie vor: Richard war wirklich herzlich; William lächelte ständig und war ein unermüdlicher Plauderer; ihre Frauen verströmten Freundlichkeit. Qwilleran vermutete, daß die Königinmutter sie instruiert hatte. Sie selbst war eine überschwengliche Gastgeberin. Nur Jack zierte sich. Er sah gut aus; sein Gesicht trug jedoch Spuren von Langeweile und Zügellosigkeit. Und dann kam schließlich die unterernährte, unverheiratete Tochter. Sie wollte von der Chaiselongue aufstehen.
    »Bleib, wo du bist, Elizabeth«, ermahnte sie ihre Mutter. »Du darfst dich nicht anstrengen.«
    »Mutter…«, begann Richard, doch sie brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
    Gefühlvoll sagte die Patientin: »Ich bin Ihnen so dankbar, Mr. Qwilleran.« Sie streckte ihm die Linke hin; ihr rechtes Handgelenk war bandagiert. »Was wäre wohl aus mir geworden, wenn Sie nicht dort gewesen wären?«
    Sie hatte diesen schmachtenden Blick, den Frauen angeblich ihren Rettern zuteil werden lassen, und er antwortete in betont unpersönlichem Tonfall: »Ein glücklicher Zufall, Miss Appelhardt.«
    »Es war Karma. Und nennen Sie mich bitte Elizabeth. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was nach diesem entsetzlichen Augenblick passiert ist.«
    »Sie waren nur ein paar Minuten von zu Hause entfernt; Ihr Bruder wartete mit dem Golfwagen; und Sie wurden vom Sheriff von Moose County per Hubschrauber von der Insel gebracht.«
    »Ihr Hemd gefällt mir«, sagte sie, was ihr etliche Pluspunkte einbrachte.
    Der Tee wurde serviert, und die Unterhaltung wandte sich allgemeineren Dingen zu. Die Bediensteten waren zwei junge Männer in grünen Seersucker-Jacken – Inselbewohner, aber sorgfältig geschult. Es gab Tee mit Milch oder Zitrone, und einfachen Rührkuchen dazu. Es war keine Gartenparty mit Pfauen und unvergeßlichen Erfrischungen, sondern lediglich eine gepflegte Teestunde im Kreis der Familie mit sieben erwachsenen Appelhardts, während sich die jüngeren Familienmitglieder auf dem Krocketspielplatz zankten.
    »Richard«, ertönte die tiefe Stimme der Autorität, »müssen sich meine Enkel wie die Wilden aufführen, während wir mit einem hochgeschätzten Gast Tee trinken?«
    Ihr Sohn schickte eine Seersucker-Jacke zum Krocketplatz, und der Krach hörte augenblicklich auf.
    »Spielen Sie Krocket, Mr. Qwilleran?« fragte sie.
    Hämmer, Tore und Holzbälle interessierten ihn ungefähr so sehr wie Domino. »Nein, aber ich würde gern mehr über das Spiel erfahren. Was ist das Reizvollste daran?«
    »Das Krockieren«, sagte Jack, der sich zum ersten Mal an der Unterhaltung beteiligte. »Es ist mehr, als nur einen Ball durch ein Tor zu treiben. Man schlägt den Ball so, daß er den Ball des Gegners aus dem Feld wirft. Das nennt man Krockieren. Dazu braucht man Übung. Man kann seinen Ball auch über den Ball des Gegners springen lassen und ihm damit den Weg zum Tor blockieren.«
    »Jack ist ein sadistischer Krockierer«, sagte Williams Frau, als wäre das ein Kompliment.
    »Aus dem harmlosen Zeitvertreib ist ein strategischer Sport geworden«, sagte William. »Man muß überlegt spielen, wie beim Schach, aber man hat nur fünfundvierzig Sekunden für einen Schlag.«
    Richard sprach liebevoll von seinen Jack Russells, drei wohlerzogenen Hunden, die sich bei der Familie aufhielten, aber niemals bellten, sprangen oder schnüffelten.
    Mrs. Appelhardt stellte – geschickt getarnte – neugierige Fragen über Qwillerans Beruf, Lebensstil und Hobbys, deren Beantwortung er ebenso geschickt auswich.
    Elizabeth war still, sah ihn aber die ganze Zeit an.
    Dann sagte William: »Wie hat Ihnen die Kutsche gefallen, die wir Ihnen geschickt haben? Alte Fahrzeuge zu restaurieren ist mein Hobby.«
    »Sie ist wunderschön!« sagte Qwilleran ehrlich.
    »Das ist Elizabeths Lieblingskutsche, ein Arzt-Phaeton. Sie heißt wegen der Gestaltung des Verdecks so. Es ist tiefer und an der Seite geschlossen, weil man dachte, daß Ärzte bei jedem Wetter Patientenbesuche

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