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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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machen müssen. Diese Art Fahrzeug wurde sogar zu einem Symbol für den Berufsstand, wie die schwarze Ledertasche.«
    »Wie viele Kutschen haben Sie schon restauriert?«
    »Ungefähr zwei Dutzend. Die meisten sind auf unserer Farm in Illinois. Hier haben wir fünf. Möchten Sie sie sehen?« Zu seiner Mutter sagte William: »Macht es dir etwas aus, wenn ich Mr. Qwilleran den Kutschenschuppen zeige?«
    »Entführe ihn uns nicht zu lange!« sagte sie mit einem koketten Lächeln. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, wenn sie lächelte, was dem Gefühlsausdruck etwas Zweideutiges verlieh.
    Er war froh, von dem Geschwätz am Teetisch wegzukommen. »Dabei kann ich sicher viel lernen«, sagte er zu dem ältesten Bruder. »Ich habe keine Ahnung von den fahrbaren Untersätzen in Amerika vor der Zeit von Henry Ford.«
    »Mit fahrbaren Untersätzen wurde dieses Land aufgebaut«, sagte William. »Es gab überall Wagenbauer, die ihre Fahrzeuge ständig verbesserten und Neuerungen einführten. Anfang dieses Jahrhunderts gab es im Sears-Roebuck-Katalog Dutzende von Modellen.«
    »Wie bringen Sie sie auf die Insel?«
    »Zerlegt – auf meinem Boot. Wenn man eine Kutsche restauriert, muß man sie komplett auseinandernehmen und die hölzernen Teile abbeizen und abschleifen. Man muß sie stundenlang abschleifen, damit die Oberfläche glatt wie Glas wird.«
    Der Arzt-Phaeton stand im Hof, die Deichseln lagen auf dem Pflaster. Im Schuppen standen zwei weitere vierrädrige Wagen; einer davon war glänzend gelb mit schwarzen Streifen und hatte einen fransenbesetzten Baldachin.
    »Den Jagdwagen nehmen wir, wenn wir zum Mittagessen oder zum Abendessen in den Club fahren«, sagte William. »Der rote Wagen ist für ein Rudel Kinder. Ich persönlich mag die zweirädrigen Wagen – sie sind leicht und einfach zu lenken und sicher. Man kann plötzlich abbiegen, ohne daß sie umkippen. Wenn Sie je mit einer Kutsche umgekippt sind und ein verängstigtes Pferd versucht hat, freizukommen, dann wissen Sie, warum ich die Sicherheit so betone. Da… setzen Sie sich mal in diesen hier rein.«
    Qwilleran stieg in einen leuchtend grünen Dogcart mit Laternen am Kutschbock, dessen Sitze sehr hoch über einem Behältnis für Jagdhunde angebracht waren.
    »Glauben Sie, Sie könnten sich fürs Kutschenlenken begeistern?« fragte William. »In Lockmaster gibt es einen Club, in dem man es lernen kann – und es gibt auch Kutschenrennen. Wohnen Sie in der Nähe von Lockmaster?«
    »Ja. Eine gute Pferdegegend. Ich würde mich gern mal mit einem Kassettenrecorder mit Ihnen zusammensetzen und ein Interview machen«, sagte Qwilleran. »Es wäre ein gutes Thema für meine Zeitung.«
    William zögerte. »Das würde ich gern tun, aber… es ist so: Mutter lehnt jede Art von Publicity aufs Schärfste ab. Ich wünschte, wir könnten es machen, aber es ist unmöglich!«
    »Wie haben Sie dieses Handwerk gelernt?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, unser Verwalter hat es mir beigebracht; er fing schon damit an, als ich noch ein Kind war. Er ist ein Inselbewohner und ein ländlicher Renaissancemensch – hat keine richtige Schulbildung, aber er kann alles. Er hat uns Kindern beigebracht, wie man eine Kutsche lenkt, wie man segelt, angelt, jagt…«
    »Ich schreibe für meine Kolumne eine Artikelserie über die Inselbewohner«, sagte Qwilleran, »und er hört sich nach einer interessanten Charakterstudie an.«
    »Ich fürchte, Mutter wäre niemals damit einverstanden. Dann würden andere Familien versuchen, ihn abzuwerben. Tut mir leid, daß ich das sagen muß.«
    Sie machten sich auf den Rückweg zur Terrasse, und Qwilleran fragte ihn, wieviel Zeit er auf der Insel verbringe. »Ich? Nicht mehr als unbedingt nötig. Es gibt eine Grenze, wieviel Krocket ein geistig normaler Mensch aushält, wie einmal jemand gesagt hat.«
    »Dorothy Parker, aber nicht genau mit diesen Worten. Wie stehen Sie zu dem neuen Ferienzentrum?«
    »Es mußte kommen, wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen. So läuft es nun mal in diesem Land. Mutter ist natürlich schrecklich unglücklich darüber. Sie möchte, daß die Inselbewohner gerichtlich gegen das Ferienzentrum vorgehen, und sie würde die Anwaltskosten tragen, aber es ist aussichtslos, und die Anwälte meiden aussichtslose Fälle. Es gibt unzählige Gerichtsentscheide, in denen festgestellt wurde, daß ein Grundstückseigentümer mit seinem Besitz machen kann, was er will, so lange es nichts Ungesetzliches ist.«
    Als sie bei der

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