Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Geschäftslokale.
Qwilleran sagte: »Sie erinnern sich vielleicht an das mit Birkenrinden verkleidete Sommerhaus. Es heißt jetzt Domino Inn, und ich wohne in einem Häuschen dahinter. Es ist klein und ziemlich beengt, aber ich sage den Katzen, sie sollen Geduld haben; es ist immer noch besser als ein Zelt.«
»Sprechen Sie wirklich so mit ihnen?«
»Ständig. Je mehr man mit Katzen redet, um so klüger werden sie, aber es muß eine intelligente Unterhaltung sein.«
Vor den ›Vier Augen‹ hob Qwilleran sie vom Kutschbock herunter. »Ich höre schöne Musik! Eine Flöte mit einer Harfe!« Sie strahlte plötzlich übers ganze Gesicht.
»Meine Nachbarin ist Musikerin, und wenn sie nicht Klavier spielt, spielt sie Platten.«
»Ich wollte so gerne Flöte lernen. Ich stellte mir vor, wie ich flötenspielend den Naturpfad entlangging und kleine Tiere aus dem Wald lockte. Aber meine Mutter bestand darauf, daß ich Klavierstunden nahm. Ich war nicht sehr…« Sie hielt inne und quietschte vor Begeisterung, als sie die beiden blauen Augenpaare erblickte, die sie vom Vorderfenster aus beobachteten. Koko und Yum Yum saßen aufrecht auf dem Dominotisch, die Ohren wachsam gespitzt, und staunten beim Anblick des riesigen Tieres vor ihrem Häuschen. Als sie drinnen waren, hielt ihnen Elizabeth ihre linke Hand hin, und sie schnupperten die Finger ab, die die Zügel gehalten hatten.
Qwilleran stellte sie einander vor und sagte, daß Koko ungewöhnlich klug sei und sich neuerdings für Domino interessierte.
»Er spürt die Kraft der Zahlen«, sagte Elizabeth ernsthaft. »Katzen stehen in Verbindung mit den mystischen Elementen, und in den Zahlen liegt Zauberkraft. Pythagoras hat das schon vor Tausenden von Jahren entdeckt. Wissen Sie etwas über Numerologie? Ich habe mich privat damit beschäftigt. Wenn Sie mir Ihren vollen Namen aufschreiben, kann ich Ihnen etwas über Sie sagen. Das ist keine Wahrsagerei – nur eine Charakterbeschreibung. Schreiben Sie auch die Namen der Katzen auf, in Blockbuchstaben.«
Qwilleran dachte: Wenn Mildred das hört! Rikers neue Frau befaßte sich mit Tarotkarten und anderen okkulten Wissenschaften. Ernst schrieb er das Gewünschte auf:
JAMES MACKINTOSH QWILLERAN
KAO K’O KUNG; auch KOKO genannt
YUM YUM, früher FREYA genannt
»Beachten Sie bitte«, sagte er, »daß mein Name mit QW geschrieben wird.«
»Das ist wichtig«, sagte sie. »Jeder Buchstabe entspricht einer Zahl. Ich nehme den Zettel mit nach Hause und werde die Namen bearbeiten. Und jetzt muß ich zurück nach Hause, sonst macht Mutter sich Sorgen. Ihre kleinen Freunde sind so schön. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
»Yau!« ertönte eine laute Stimme vom Schreibtisch.
»Er dankt Ihnen für das Kompliment«, erklärte Qwilleran.
Koko wollte jedoch etwas anderes. Sobald er sie auf sich aufmerksam gemacht hatte, schob er die braune Samtschachtel über den Tisch, bis sie auf den Boden fiel.
Qwilleran hob sie auf. »Er führt Ihnen vor, was er kann. Wenn ich die Dominosteine verkehrt herum auf den Tisch lege, kann er welche ziehen, ohne die Augen zu sehen, und er erwischt immer eine hohe Punktezahl, wie die Doppel-Neun oder die Doppel-Sechs. Setzen Sie sich und schauen Sie ruhig zu.« Er verteilte alle Steine auf dem Tisch und ermunterte Koko, welche zu ziehen.
Die vier Steine, die auf dem Boden landeten, hatten keine hohe Punktezahl: 0-1,1-2,1-4 und 3-4. Elizabeth lachte fröhlich. Es war das erste Mal, daß Qwilleran sie lachen hörte. »Glauben Sie, daß Katzen Sinn für Humor haben?« fragte sie.
»Ich glaube, daß es Koko Spaß macht, mich als Idioten hinzustellen.«
Sie spielte mit den vier Dominosteinen, die Koko gewählt hatte. »Er ist klüger, als Sie glauben«, sagte sie. »Wenn Sie die Augen auf jedem Stein addieren, bekommen Sie eins, drei, fünf und sieben. Wenn Sie diese Zahlen auf die Buchstaben des Alphabets umlegen, bekommen Sie A, C, E und G. Und wenn Sie diese Buchstaben umstellen, bekommen Sie CAGE. Das ist mein zweiter Name.«
Qwillerans Nackenhaare sträubten sich. Das mußte reiner Zufall sein, dachte er. Dennoch sagte er: »Ich würde gerne mehr über Numerologie erfahren. Würden Sie diese Woche einmal im Hotel mit mir zu Mittag essen?«
»Mit Vergnügen!« sagte sie mit glänzenden Augen.
Er dachte: Diesem Mädchen fehlt nichts, was nicht durch eine Einschränkung der mütterlichen Macht und ein paar Schokoriegel kuriert werden könnte.
Beim Hinausgehen entdeckte Elizabeth die
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