Die Katze, die Domino spielte. Roman.
oder fünf Steine auf den Boden warf und damit das Spiel auf kurze Worte beschränkte: lege, Ende, elend, Laffe, Killer… oder Haken, Rache, Milbe, Nord.
Die Worte hatten allesamt eine negative Bedeutung, und das gab Qwilleran zu denken. Er sagte: »Entspann dich, alter Junge. Etwas mehr Schwung beim Zuschlagen.«
Danach tauchten Worte mit spezieller Bedeutung auf: öde, wie in den ›Vier Augen‹, kahl, wie Exbridge; und Nepp, wie im Antiquitätenladen. Bestimmte Wortpaare gehörten zusammen: Ohr gefolgt von Ring, und keinen gefolgt von Bock. Wenn Koko wirklich wußte, was er da tat, bedeutete das letzte, daß er genug hatte!
Qwilleran gab ihnen einen Leckerbissen und machte sich dann auf den Weg, um die Appelhardt-Erbin zum Mittagessen abzuholen. Als er mit einer Mietdroschke in The Pines ankam, wartete sie bereits auf der Veranda des Haupthauses, und als er ihr in die Kutsche half, merkte er, daß sie zitterte, wie am Sonntag, nachdem sie ihrer Mutter Paroli geboten hatte. Er nahm an, daß es zu einem Wortwechsel gekommen war. Bevor ihre Tochter erste Anzeichen von Rebellion gezeigt hatte, war Mrs. Appelhardt eine überschwengliche Gastgeberin gewesen. Jetzt fand sie zweifellos, daß er einen schlechten Einfluß ausübe; man hüte sich vor Journalisten!
Als sie The Pines hinter sich gelassen hatten, sagte er zu Elizabeth: »Diese Farbe steht Ihnen sehr gut.«
»Vielen Dank«, sagte sie. »Ich mag alle Violettöne, aber Mutter findet, Violett ist eine Spur unfein – was immer das bedeuten mag.«
»Ich habe festgestellt, daß sich Frauen mit Geist und Persönlichkeit zu Violett und Purpur hingezogen fühlen«, erwiderte er; er dachte an Euphonia Gage, die eine der originellsten und eigenwilligsten Einwohnerinnen von Pickax City gewesen war.
Elizabeth trug ein lavendelfarbenes Kleid mit einem geflochtenen Gürtel; ihre Nixenhaare waren unter einem südländischen Strohhut aufgesteckt, der aussah, als sei er vom Regen aufgeweicht und von einem Pferd zertrampelt worden. »Dieser Hut hat meinem Vater gehört«, sagte sie stolz. »Er nannte ihn seinen Gauguin-Hut.«
»Sie haben einen interessanten Geschmack in bezug auf Kleidung«, sagte er. »Diese langen Gewänder, die Sie anhatten…« Ihm gingen die Worte aus. Was sollte er bloß darüber sagen?
»Gefallen sie Ihnen? Sie sind aus Indien und Afrika und Java – handgewebte Baumwolle, gebatikt. Ich liebe exotische Stoffe. Mutter sagt, ich sehe vollkommen ausgeflippt aus, aber es ist die einzige Möglichkeit, die ich habe, mich auszudrücken.«
Sie kamen am Domino Inn vorbei, und er bemerkte: »Zwei der Pensionsgäste haben in der Zeitung von Ihrem Unfall gelesen und gesagt, daß Sie eine Schülerin von ihnen waren – Edith und Edna Mosley.«
»Wie wunderbar! Ich würde sie gern wiedersehen.«
»Leider sind sie heute morgen zurück nach Hause gefahren – nach Boston, glaube ich.«
»Warum haben sie sich nicht bei mir gemeldet?« fragte sie enttäuscht. »Als meine Mutter mich in der Schule anmeldete, war ich in einer sehr schlechten psychischen Verfassung, und sie waren so nett! Sie sind übrigens auch sehr nett, Mr. Qwilleran. Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie nicht verheiratet sind?«
»Im Augenblick bin ich nicht verheiratet… aber ich bin in festen Händen«, fügte er rasch hinzu.
»Wie ist sie?« fragte Elizabeth neugierig.
»Sie ist intelligent, sympathisch, sieht hübsch aus und hat eine melodische Stimme. Sie leitet die öffentliche Bücherei von Pickax City…«
»Ich wäre gern Bibliothekarin«, sagte sie wehmütig, »aber ich habe nicht die erforderliche Ausbildung. Mutter hat mich überzeugt, daß ich weder die geeignete Persönlichkeit noch das nötige Durchhaltevermögen für das College habe.«
Sie kamen ins Ferienzentrum, und sie war entsetzt. »Wie konnten sie diese wunderschöne Insel so verunstalten? Diese scheußlichen Geschäfte! Diese geschmacklosen Schaukelstühle!«
Um ihr Entsetzen etwas zu lindern, sagte er leichthin: »Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie alle fünfzig Schaukelstühle besetzt sind und wie ein Ballett im gleichen Takt schaukeln und dadurch elektromagnetische Wellen erzeugen, die den ganzen Ferienort zum Einsturz bringen.«
Sie entspannte sich und lachte ein wenig.
»Das Schlimmste kommt noch«, fuhr er fort. »In der Eingangshalle hängen massenhaft Piratenflaggen, und wir werden im Korsarensaal speisen, dessen Eingang von einem verwegenen Piraten bewacht wird.«
An der Tischreservierung
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