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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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sagte sie und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich mache mir Sorgen um das Geschäft. Diese ganzen Vorfälle vertreiben die Gäste, und im Radio sagen sie einen schlechten Sommer voraus – Regen, Stürme und niedrige Temperaturen. Die Pensionen bekommen keine Buchungen für das Ferientagswochenende – zumindest nicht so viele, wie sie erwartet haben. Und im Hotel reduzieren sie die Hilfskräfte. Ein paar von den Leuten, die bei mir wohnen, sind vorübergehend entlassen worden, und sie gehen zurück aufs Festland. Und dann…« Sie hielt inne und stieß einen langen, müden Seufzer aus. »Gestern habe ich etwas gehört, was mich sehr beunruhigt.«
    »Ist es etwas, das Sie mir sagen können?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Als ich gestern meine Mutter besuchte, habe ich etwas gehört. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich habe immer geglaubt, die Inselbewohner wären gute Menschen, die keiner Fliege etwas zuleide tun würden, aber jetzt…« Verzweifelt schüttelte sie den Kopf.
    »Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie darüber reden«, sagte er mit echter Anteilnahme, hinter der jedoch auch unbändige Neugier steckte.
    »Vielleicht haben Sie recht. Versprechen Sie, es nicht weiterzuerzählen?«
    »Wenn Sie das wollen.«
    »Nun… einer unserer Leute war in die Vorfälle verwickelt.«
    »Wissen Sie, wer es ist?«
    Sie nickte.
    »Das sind schwerwiegende Verbrechen, Harriet. Dieser Person muß das Handwerk gelegt werden.«
    »Aber wie kann ich jemanden von uns verpfeifen, Mr. Qwilleran?« sagte sie verzweifelt. »Wir hier auf der Insel haben stets zusammengehalten, aber ich empfinde immer mehr wie eine Festländerin. Ich habe wohl einfach zu lange auf dem Festland gelebt.«
    »Hier geht es nicht um die Frage Inselbewohner gegen Festländer«, sagte er. »Es geht um Recht und Unrecht. Sie sind ein guter Mensch, Harriet. Warten Sie nicht, bis noch jemand getötet oder verletzt wird. Wenn das geschieht, werden Sie es sich niemals verzeihen. Sie werden Ihr ganzes Leben Schuldgefühle haben.«
    »Ich wünschte, ich wäre nicht auf die Insel zurückgekommen«, jammerte sie. »Dann stünde ich nicht vor dieser schweren Entscheidung.«
    »Das ist verständlich, löst aber keine Probleme. Sie sind jetzt hier, und Sie sind involviert, und es ist Ihre Pflicht, die Sache zu melden.«
    »Meine Mutter sagt, ich soll den Mund halten. Sie hat Angst, daß mir etwas zustößt.«
    »Sie werden nicht in Gefahr sein. Ich habe selbst ein wenig herumgeschnüffelt, und wenn Sie mir erzählen, was Sie wissen, dann werde ich die Sache auffliegen lassen.«
    »Das muß ich mir überlegen«, sagte sie und verschränkte dabei krampfhaft die Finger.
    Qwillerans Schnurrbart sträubte sich, wie immer, wenn sein Mißtrauen geweckt wurde oder eine Enthüllung in der Luft lag. Jetzt stand ein Durchbruch unmittelbar bevor, und die Situation war heikel. Diese Inselbewohner erforderten eine spezielle Behandlung. Er mußte so teilnahmsvoll wie möglich sein.
    »Noch Kaffee?« fragte sie.
    »Nein, danke.« In seinen Ohren dröhnte es bereits wie von Trommeln. Wer weiß, was für wildwachsende Blätter, Wurzeln, Blumen oder Gräser die Inselbewohner in ihren Kaffee taten. »Ich glaube, Sie sollten Schluß machen und sich ausruhen. Morgen früh werden Sie wieder klar denken können, und dann werden Sie die richtige Entscheidung treffen.«
    »Ja«, stimmte sie mit einem erleichterten Seufzer zu. »Ich muß nur noch ein bißchen saubermachen, dann gehe ich nach oben.«
    »Was muß denn gemacht werden?«
    »Ich kehre immer den Fußboden auf, rücke die Stühle zurecht und mache die Küche sauber.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte er. »Wo ist der Besen?« Im Banne der gegenwärtigen Situation vergaß Qwilleran völlig, seine Theorie mit dem Torfmoor zu erwähnen.

 
    Am Dienstag morgen erwachte Qwilleran mit dem Gefühl, daß dies ein bedeutungsvoller Tag werden würde, was sich auch als richtig erwies, wenn auch nicht so, wie er erwartete. Er stellte sich vor, daß Harriet bereit sein würde, ihm alles zu erzählen, daß auf dem Postamt eine Ansichtskarte auf ihn warten würde und daß ihm Koko einen phänomenalen Hinweis liefern würde. Schon das Frühstück war vielversprechend: armer Ritter mit Apfelbutter und Speckstreifen und dann ein pochiertes Ei auf gehacktem Corned beef. Danach hatten die Katzen Lust, Domino zu spielen: Koko als Spieler, Yum Yum als hingebungsvolle Zuschauerin.
    Koko begann vorsichtig, indem er mit jedem Schwanzschlag nur vier

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